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Quantensprung ohne Zeitverlust?
Hallo zusammen,
unter einem "Quantensprung" versteht man den Übergang zwischen zwei quantenmechanischen Zuständen. In der Physik wird der Begriff Quantensprung heute nicht mehr verwendet, man redet nur noch vom Übergang. Vor der Entdeckung der Quantenmechanik war man davon ausgegangen, dass alle natürlichen Abläufe kontinuierlich seien, aber dann stellte sich heraus, dass manche physikalischen Systeme keine Zwischenzustände annehmen konnten. Der Wechsel zwischen zwei Zuständen erfolgt also ohne Zeitverlust. Frage: Wenn ein Atom ein Lichtquant aussendet, weil ein Elektron das "Orbital" gewechselt hat, geschieht dieser Wechsel nach bisheriger Auffassung ohne Zeitverlust. Kennt jemand ein belastbare (deutschsprachige) Quelle, dass beim Wechsel dennoch ein Zeitverlust auftritt? M.f.G. Eugen Bauhof |
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Zeh scheint dem zu widersprechen in
H. D. Zeh, Physics Letters A172, 189 http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/...ntum-jumps.pdf Zitat:
"Die Quantentheorie erfordert nicht das Vorhandensein von Unstetigkeiten: weder zeitlich (Quantensprünge) noch räumlich (Teilchen) noch raumzeitlich (Quanten-Ereignisse). Diese anscheinenden Unstetigkeiten kann man leicht objektiv durch den kontinuierlichen Prozess der Dekohärenz beschreiben, welcher sich lokal auf einer sehr kurzen Zeitskala ereignet, und dies der Schrödingergleichung für wechselwirkende Systeme entsprechend ... ." Vielleicht will er sagen, dass der Anschein einer Unstetigkeit dann zustande kommt, wenn man die Schrödingergleichung für das Atom ohne externe Wechselwirkungen betrachtet (z.B. das berühmte Wasserstoffatom-Problem der QM). Dann hat man nur ein "vorher" und "nachher". Den Prozess der Abstrahlung eines Photons selbst kann die Schrödingergleichung für das Wasserstoffatom aber nicht wirklich beschreiben, denn sie betrachtet das Wasserstoffatom als abgeschlossenes System. Gruß, Uli ---- Nachtrag: hier ein Link auf einen Auszug eines Buches von ihm (deutsch): https://books.google.de/books?id=ukz...sprung&f=false |
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Zitat:
ich danke dir für diese Hinweise. Ich habe mal diesen Buchauszug aus [1] extrahiert: Zitat:
[1] H. Dieter Zeh Physik ohne Realität: Tiefsinn oder Wahnsinn? Berlin 2011 |
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Hi Eugen,
Zitat:
Es gibt auch eine Reihe anderer Autoren, die sich in angesehenen Journalen über dieses Thema auslassen. Gruß, Uli |
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Zeh hat völlig recht, aber die Zitate geben nicht die ganze Story wieder.
Zunächst mal ist die Zeitentwicklung gemäß des Formalismus der QM stetig; sie wird durch die Schrödingergleichung bzw. einen unitären Operator U(t) = exp(-iHt) beschrieben. Dabei klammert Zeh bewusst den Kollaps des Zustandes aus: in der QED "mischt" die Zeitentwicklung mittels U(t) den angeregten Zustand |Atom*> mit |Atom, Photon>. Wenn wir ein Photon beobachten, dann ist die Komponente |Atom*> verschwunden und der Zustand in |Atom> kollabiert. Dieser Kollaps ist jedoch nicht Gegenstand des o.g. Formalismus, sondern einer Interpretation der QM. Gemäß der orthodoxen Interpretation findet ein Kollaps statt; man kann jedoch darüber streuten, was da kollabiert. Z.B. würde eine informationsbasierte Interpretation von einem Kollaps unserer im Zustand kodierten Information sprechen. Zeh ist jetzt ein Verfechter der Viele-Welten-Interpretation, und er geht von einer kontinuierlichen Verzweigung aus, d.h. alle Komponenten bleiben real, werden jedoch wechselweise unbeobachtbar. Also nach Zeh et al. pberhaupt kein Kollaps. |
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Zitat:
Vielleicht wäre aber auch ein Blick in die Grundlagen der relativistischen Feldtheorie nützlich. Bei der Beschreibung hat sich wohl die spontane Erzeugung und Vernichtung mit den entsprechenden Leiteroperatoren durchgesetzt (S.280). MfG Lothar W. |
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Zitat:
Führt Zeh (und v.a. Zurek, z.B. http://arxiv.org/abs/quantph/0306072 ) nicht aus, dass bei lokalen Messungen die sehr kurzen Dekohärenz-Zeiten die Einführung eines nichtlokalen Kollaps a la Kopenhagen erübrigen? Ich meinte, verstanden zu haben, dass dieser interpretative Klimmzug eines Kollaps nur noch bei Messungen an räumlich separierten, verschränkten Systemen gebraucht wird? ... so im Sinne eines Newsletters auf unserer Homepage hier: http://www.quanten.de/schroedingers_katze.html Gruß, Uli |
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Zitat:
zum Problem mit dem Kollaps der Wellenfunktion erscheinen mir die Ausführungen von Anton Zeilinger plausibel. Er schreibt auf Seite 194 seines Buches [1] folgendes: Zitat:
M.f.G. Eugen Bauhof [1] Zeilinger, Anton Einsteins Schleier. Die neue Welt der Quantenphysik. München 2003 ISBN=3-406-50281-4 |
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Zitat:
Zeh et al. sind teilweise nicht eindeutig bzgl. des Unterschiedes zwischen Dekohärenz einerseits und Kollaps vs. Viele- Welten andererseits. Dekohärenz bedeutet, dass ein Zustand sich verzweigt, wobei beide Zweige jeweils klassisch „erscheinen“, d.h. nicht mehr interferenzfähig sind und somit wechselweise unbeobachtbar. Dekohärenz ist in Teilen auch aus dem Formalismus ableitbar, also Bestandteil der Theorie, nicht deren Interpretation. Im Zuge der Dekohärenz verschwindet jedoch keiner der Zweige. D.h. man benötigt weiterhin immer noch entweder den Kollaps, der alle bis auf einen Zweig zum Verschwinden bringt, oder die Viele-Welten-Interpretation, die behauptet, dass die Zweige real weiter existieren, und die darüber hinaus beansprucht, mathematisch beweisbar zeigen zu können, dass die Bornsche Regel ableitbar ist; sie ersetzt also das Kollapspostulat durch ein Theorem. |
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Zitat:
MfG Lothar W. |
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Tja, Zeilinger und Zeh sagen da offensichtlich ganz verschiedene Dinge
Zeilinger geht wohl eher davon aus, dass die Wellenfunktion ein Mittel zur Beschreibung unserer Information eines System ist, während Zeh eher die Realität der Wellenfunktion akzeptiert - und daher auch die "Vielen Welten" akzeptieren muss. |
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Zitat:
meine Printausgabe von "Einsteins Schleier" aus dem Jahr 2003 hat 237 Seiten. Die Online-Ausgabe hat 321 Seiten. Mein Zitat findest du auf Seite 269 der Online-Ausgabe. M.f.G Eugen Bauhof |
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Zitat:
dass die Wellenfunktion ein Mittel zur Beschreibung unserer Information eines Systems ist, haben schon vor langer Zeit Max Born und Niels Bohr erkannt. Und diese Interpretation ist meines Wissens auch die bis heute von der Physiker-Gemeinde allgemein akzeptierte Interpretation. Ja, und wer die Realität der Wellenfunktion akzeptiert, der schlittert wohl unweigerlich in die Viele-Welten-Interpretation mit ihrem ontologischen Ballast hinein. M.f.G Eugen Bauhof |
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Lass' es uns anders formulieren:
Wenn du die VWI akzeptierst, dann akzeptierst du die reale Existenz vieler Welten. Ob du das als Ballast bezeichnest, ist Geschmacksache. Physikalisch interessant wäre es, diese experimentell zu falsifizieren. Zumindest theoretisch ist dies möglich. Wenn du die orthodoxe Interpretation in einer ihrer Spielarten akzeptierst, dann ersetzt du ontologischen durch logischen Ballast. Der Kollaps ist z.B. nicht im Rahmen des mathematischen Formalismus der QM beschreibbar; diese ist also unvollständig, was die Naturbeschreibung begrifft. Grundsätzlich halte ich die VWI für wesentlich interessanter als die orthodoxe Interpretation. Letztere behauptete, dass wir bestimmte Dinge weder wissen noch beschreiben noch experimentell überprüfen können. Erstere besagt, dass wir das doch können, zumindest prinzipiell. Außerdem ist die VWI konzeptionell einfacher im Sinne von Ockham's razor. Sie verzichtet auf einen außerphysikalischen, nicht beschreibbaren Kollaps (eine Annahme weniger) und sie verzichtet auf die Bornsche Regel als Postulat (noch eine Annahme weniger). Stattdessen akzeptiert sie die mathematische Schlussfolgerung der vielen Welten (beachte: Ockham's Argument bezieht sich auf die Annahmen, nicht auf die Ergebnisse!) Die VWI ist also im Gegensatz zur orthodoxen Interpretation ein Forschungsprogramm: sie fordert uns auf, die Existenz der vielen Welten experimentell zu widerlegen (oder zu bestätigen). Und sie fordert uns auf, die Bornsche Regel als mathematisches Theorem abzuleiten. Wo also die philosophische Haltung der Orthodoxie "Stopp" ruft, fordert die physikalische Haltung der vielen Welten zu Arbeit auf. |
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Hallo Tom,
Zitat:
Hallo Eugen, Gründler verwendet die Begriffe "Feld", "Teilchen" und "Welle" synonym (S.210) und spricht diesen Existenz zu (S.78). Trotzdem sind das in der (Quanten-) Feldtheorie natürlich nur Begriffe, von deren tatsächlichem "Etwas" wir noch wenig wissen und das wir vielleicht auch nie kennen werden. Danke übrigens noch für die Seitenangabe. MfG Lothar W. |
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Ich erachte die VWI dann als notwendig, wenn wir ein tieferes Verständnis der QM gewinnen wollen. Die orthodoxe Interpretation stellt eher ein "Denkverbot" dar.
Die Quantenkosmologie stellt uns vor die Herausforderung, Wissen, Information, Beobachtung und Messung ohne äußeren Beobachter zu diskutieren. Deswegen ist die VWI gerade da naheliegend. Die Quantenfeldtheorie (ich habe mich jahrelang an QFT-Themen gearbeitet) in ihren verschiedenen mathematischen Formulierungen löst keines der Interpretationsprobleme, da sie mathematisch strukturell analog zur QM formuliert werden kann (kanonische Quantisierung, Fock-Raum, ...). Im Gegenteil, sie bringt eher neue Schwierigkeiten mit sich. Auch ist sie im Gegensatz zur QM noch nicht konsistent formuliert (d.h. die o.g. Analogie ist nicht beweisbar konsistent; manche würden sogar sagen, sie ist beweisbar inkonsistent, was uns vor die Frage stellt, warum sie dann so gut funktioniert ;-) die axiomatische QFT zielt auf eine formal korrekte, mathematisch konsistente Formulierung ab; Ansätze zur Lösung der Interpretationsprobleme sehe ich nicht. Neunhof bei Nürnberg kenne ich sehr gut. Da kann man ganz gut Essen gehen, man kommt vorbei, wenn man in die fränkische Schweiz mit dem Fahrrad fährt, und es gibt da ein sehr nettes, altes Patrizierschlösschen. http://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Neunhof Ein astrophysikalsiches Institut gibt es da nicht. Ist auch nicht nötig, zur Uni nach Erlangen sind es nur ein paar Kilometer. OK, jetzt könnte es sich auch um Neunhof in der Nähe von Lauf bei Nürnberg handeln. Dort gibt es eine kleine und sehr gute Brauerei, aber wieder kein astrophysikalisches Institut. Egal, ich schau mir mal an, was in dem Artikel so drin steht. |
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mich würde interessieren, auf welche Weise die VWI zumindest theoretisch zu falsifizieren wäre. M.f.G. Eugen Bauhof |
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Zitat:
Gemäß der orthodoxen Interpretation resultiert aus der Zeitentwicklung im Experiment zunächst ein unbeobachteter Zustand |interim> sowie letztlich der beobachtete Zustand |a>. Die weitere Zeitentwicklung nach den Kollaps erfolgt für |a> und resultiert in |out> = U |a>. Gemäß der VWI ist |a> nur ein Zweig innerhalb des vollen Quantenzustandes |interim>. Die weitere Zeitentwicklung erfolgt für |interim> und resultiert in |out'> = U |interim>. Offensichtlich stimmen |out> und |out'> nicht überein. Die Herausforderung besteht natürlich darin, ein reales Experiment einschließlich Beobachtung rückwärts laufen zu lassen. Ohne Beobachtung für mikroskopische Quantenobjekte ist das trivial. Man muss dies im makroskopischen Maßstab durchführen, so dass die Vertreter der Orthodoxie zustimmen, dass ein Kollaps zu |a> resultiert. Zuletzt führt man Messung am Endzustand durch und prüft, ob dieser |out> oder |out'> entspricht. Wie gesagt, mikroskopisch ist das trivial, aber da behauptet auch niemand, es gäbe diesen Kollaps. |
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Interessant wäre vielleicht, wenn Du dort in die Nähe kommst, ein direkter Kontakt mit ihm? Auf entsprechendem wissenschaftlichen Niveau solltet Ihr Euch unterhalten können. MfG Lothar W. |
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Das Schloss ist unbewohnt; es ist ein städtisches Museum.
Ich hab mal punktuell ein paar Sachen gelesen. Ist wohl eine Zusammenstellung aus Büchern und Skripten zur QFT. Nix aufregendes, manchmal etwas seltsam dargestellt. Aber es bringt uns in dem Kontext hier sicher nichts. |
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Die Wohnung von Gründler befindet sich gemäß Google Maps direkt in der Nähe des Schlosses. MfG Lothar W. |
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Letztlich ist das ja alles irrelevant.
Das Buch enthält eine an sich konventionelle Darstellung der QFT. Ich habe natürlich in der kurzen Zeit nicht alles lesen können, insofern kann es sein, dass ich ein Detail übersehen habe. Aber im allgemeinen gilt: keine heute etablierte Formulierung der QFT bietet irgendeine Antwort auf das Messproblem bzw. den Kollaps. |
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ich bin auf dem Gebiet ein Laie. Eine Frage, die sich mir stellt ist aber: Gibt es irgendwelche Größen / Zusammenhänge , bei denen - wenn man sich von ihnen löst - bspw. ein Kollaps beschreibbar würde? Für uns ist eine Distanz "etwas" für das selbst ein Teilchen mit c eine gewisse Zeit benötigt. Aber vielleicht ist "Distanz" ein "Konzept", das für (verschränkte) Quantenteilchen nicht gilt. Aus einem anderen Blickwinkel würde man sehen, dass sie zusammenhängen. Auf der anderen Seite würde das auch nicht erklären, warum manchmal die Welleneigenschaft entscheidend ist und plötzlich ganz klar durch die Messung ein Teilchen an dem und dem Ort detektiert wurd. Abgesehen davon, dass ich davon ausgehe, dass ich mich so unverständlich ausgedrückt, habe dass man ggf. gar nicht versteht, was ich meine und noch schlimmer (das ich nämlich gar nichts meine). VG Slash :confused: :confused: ;) |
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Hallo zusammen,
Lothar Wiese hat mich per email ermuntert, die Frage nach der Existenz den APIN zu klären. Es ist eine Frage der Definition: Wenn man sich unter einem Physikalischen Institut so etwas wie ein Max-Planck-Institut mit dutzenden wissenschaftlicher Mitarbeiter und millionenschwerem Jahresetat vorstellen möchte, dann gibt es das APIN nicht. Wenn man aber die wesentlich bescheidenere Definition gelten lässt dass ein Physikalisches Institut eine Einrichtung ist, in der >=1 Menschen sich kontinuierlich mit physikalischen Fragestellungen auseinandersetzen, dann existiert das APIN sehr wohl. Mit dem Neunhofer Schloss hat das APIN nichts zu tun. Zum Thema dieses Forums: Die Diskussion ist inzwischen ziemlich weit abgeirrt. Ursprünglich wurde gefragt, welche Zeit ein Elektron benötigt um das Orbital zu wechseln. Diese Frage setzt voraus, dass Elektronen ein Orbital (allgemeiner: eine Bahn) haben. In der (1925 von Heisenberg entdeckten) Quantenmechanik haben Elektronen keine Bahn. Man kann aber fragen, und auch experimentell untersuchen: Wieviel Zeit nimmt der Vorgang in Anspruch, dass ein Atom durch Absorption eines Photons aus dem Grundzustand g in einen Zustand a angeregt wird? Nehmen wir an, die Energie des Photons ist 1eV. Nach der Heisenberg'schen Unbestimmtheitsrelation kann die Zeitauflösung des Experiments nicht besser sein als ungefähr h/(4pi eV)=3E-16 s. Das bedeutet nicht notwendig, dass das Atom sich für den Absorptionsvorgang 300 Attosekunden Zeit nimmt. Es bedeutet lediglich dass wir niemals erfahren werden, wie die Absorption auf einer noch feineren Zeitskala im Detail abläuft. Alternativ kann man die Frage im Rahmen der "älteren Quantentheorie" diskutieren, die (mangels etwas besseren) von 1900 bis 1925 verwendet wurde, und zu der insbesondere Bohr's Atommodell von 1913 gehört. In der älteren Quantentheorie benötigt der Wechsel des Orbitals (der "Quantensprung") tatsächlich überhaupt keine Zeit sondern findet absolut instantan statt. Für die elementare Berechnung und als weiteren Beweis für die Existenz den APIN :) verweise ich auf eine Mitteilung des APIN aus dem Jahr 2010: http://astrophys-neunhof.de/mtlg/sd67113.pdf . Insbesondere Abschnitt 3.3 auf Seite 17ff. Gerold |
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Hallo Gerold,
danke für Deine schnellen Klarstellungen. Zitat:
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MfG Lothar W. |
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Zunächst folgendes: die Emission eines Photons sowie den Zustandsübergang (ich würde nicht von Orbital oder gar Bahn sprechen, das suggeriert ggf. unzutreffende Bilder) kann im Rahmen der QM nicht formuliert werden, denn in der QM existiert für das Photon keine mathematische Beschreibung; stattdessen verwendet man ein klassisches, elektromagnetisches Feld; aber das ist lediglich ein Hilfskonstrukt.
D.h. man benötigt streng genommen die QED. Im Rahmen der QED muss man den Übergang mittels eines Matrixelementes <Atom*,t|Atom, Photon, 0> = <Atom*,0|U(t)|Atom, Photon> beschreiben. Der Zeitentwicklungsoperator U(t) beschreibt dabei einen kontinuierlichen (!) Übergang, jedoch mit einer typischen Zerfallszeit, ähnlich einer Halbwertszeit. Diese kann man tatsächlich berechnen. Es ist nun aber eben nicht so, dass innerhalb dieser Zeit tatsächlich ein Übergang stattfindet, sondern es ist eine typische Zeit, innerhalb derer typischerweise und sehr wahrscheinlich ein Übergang stattfindet. Und jetzt sind wir wieder bei der obigen Diskussion: entweder verzichtet man auf die Aussage, was tatsächlich stattfindet, sondern begnügt sich mit Wahrscheinlichkeiten; dann darf man nicht mehr davon reden, welche Zeit der Übergang tatsächlich benötigt. Oder man möchte an einer Beschreibung der Realität festhalten; dann landet man bei den vielen Welten. Unabhängig von diesen Interpretationen: man kann diese typische Zeit nicht direkt beobachten, aber man kann die Linienbreite der Photonen messen (diese haben keine scharf definierte Frequenz). Und die Lebensdauer des angeregten Zustandes Atom* entspricht grob der inversen Linienbreite. Damit kann man auf die Lebensdauer bzw. die "typische" Übergangszeit schließen. |
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Zitat:
1) Man kann dem Quantenzustand absprechen, dass er direkt die Realität beschreibt. Stattdessen handelt es sich nur um eine spezielle und unvollständige Repräsentation von Information bzw. Wissen beim Beobachter. Der Kollaps ist dann grob gesprochen lediglich eine Zunahme an Wissen, wobei unsichere Information, die vorher über den Ausgang des Experimentes vorhanden war, verschwindet, insofern sie nicht zum tatsächlichen Ausgang passt. Das ist eine Spielart der Orthodoxie. Sie hat den Vorteil, dass nichts in der Realität kollabiert, sondern lediglich unzutreffende Information verschwindet; der Kollaps bezieht sich auf die (mentale) Repräsentation, nicht auf die Realität. Sie hat den Nachteil, dass sie den Realitätsanspruch vollständig aufgibt. 2) Man kann den Realitätsanspruch aufrecht erhalten und den Kollaps ablehnen (der im Kern des Formalismus der QM nicht existiert; er ist eine Zutat der Interpretation). Dieser Weg führt zu den vielen Welten, wobei der Kollaps durch eine Verzweigung ersetzt wird. Der Vorteil ist, dass die Interpretation schlanker und die Zusatzannahmen geringer werden, und dass der Realitätsanspruch beibehalten werden kann. Der Nachteil ist, dass die vielen Welten - solange sie unbeobachtbar bleiben - als ontologische Zumutung angesehen werden können. 3) Man kann versuchen, den Formalismus der QM dahingehend zu erweitern, dass die Mathematik selbst einen Kollaps produziert, d.h. dass man diesen nicht mehr künstlich postulieren muss. Ich kenne diese Ansätze recht wenig, aber ich habe nicht gehört, dass sich die QM tatsächlich erfolgreich und umfassend umformulieren lässt; das Problem ist ja, dass die QM und die QFT in tausenden von Experimenten nie in irgendeiner Form falsifiziert worden sind. Eine Änderung der Theorie muss also all diese Erfolge wieder für sich verbuchen können, d.h. exakt die selben Resultate liefern, und zugleich den Kollaps mathematisch beschreiben. 4) ... Von (1 - 3) gibt es diverse Spielarten, außerdem gibt es noch weitere (4 ...) davon unabhängige Ideen bzw. Interpretationen. Keine davon ist heute allgemein akzeptiert, keine löst alle Probleme. there's no such thing as free lunch |
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Hi Tom,
Zitat:
Das war nicht Eugens Frage, denn er fragte nach der Zeitspanne, die für den Übergang selbst benötigt wird, also wie lange die spontane Abstrahlung des Photons in Anspruch nimmt. Das sind 2 Paar Schuhe: die Lebensdauer des angeregten Zustand kann bei einem Wasserstoffatom z.B. durchaus von makroskopischer Größe im Sekundenbereich sein ("metastabile Zustände"). Hier geht es aber um die in der Literatur erwähnten Dekohärenzzeiten, die einige Größenordnungen kleiner sind. Zeh: "These apparent discontinuities are readily described objectively by the continuous process of decoherence occurring locally on a very short time scale according to the Schrödinger equation for interacting systems,..." Gruß, Uli |
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A) Nehmen wir mal an, dass das angeregte Atom vollständig von der Umgebung isoliert ist. Dann ist die einzige Zeitskala, die in dem Experiment vorkommt, durch die Lebensdauer des angeregten Zustandes gegeben. Und diese entspricht dann der typischen Zeit, die der Übergang benötigt. Es kann gar nicht anders sein.
B) Wenn du mit Dekohärenz argumentierst, dann betrachtest du eine andere Zeitdauer, nämlich die Zeit, innerhalb der die kohärente Superposition aus angeregtem und Grundzustand in einen (effektiv) gemischten, klassischen Zustand dekohäriert. Diese Zeit ist jedoch maßgeblich durch die Beobachtung und die Umgebungsfreiheitsgrade bestimmt und hat wenig mit dem Übergang selbst zu tun. Insbs. ist die Größenordnung dieser Zeit kaum von der Lebensdauer dagegen stark von der Wechselwirkung mir der Umgebung abhängig. Es gibt Experimente, die die Lebensdauer eines Zustandes tatsächlich durch "kontinuierliches Messen" beeinflussen. Vielleicht sollten wir nochmal präzisieren, was tatsächlich genau gemeint war. Die ursprüngliche Zitat:
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MfG Lothar W. |
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Der Quanten-Bayesianismus verabschiedet sich von objektiver Wissenschaft und benutzt subjektivistische Denkmuster. Nach Wikipedia: Demnach bezieht sich die Wellenfunktion nicht auf ein Quantensystem, sondern sie repräsentiert die Einschätzung eines rationalen Agenten über das Ergebnis einer Messung an einem System. Der Kollaps der Wellenfunktion bei der Durchführung einer Messung beschreibt im Rahmen dieser Interpretation keinen realen physikalischen Prozess, sondern die Aktualisierung der Einschätzung des Agenten über den möglichen Ausgang einer weiteren Messung an dem System. OK, damit kann man leben, wenn einen nicht interessiert, was die Natur tut, sondern was man über sie weiß oder vermutet. Dann sehe ich nicht, was daran besser ist als an "shut up an calculate". Andere kritisieren, dass der Quanten-Bayesianismus ein Defizit an Erklärungsvermögen aufweise. Die Zielsetzung von Physik sei die Beschreibung und Erklärung der Eigenschaften physikalischer Systeme, nicht die Beschreibung der Einschätzungen von Agenten. Genau. Der Quanten-Bayesianismus ist "Kopenhangen 2.0", mehr nicht (na ja, stimmt so nicht, die Rolle der Wahrscheinlichkeit bzw. als Grad persönlicher Überzeugung wird wesentlich klarer herausgearbeitet; insofern kann man noch klarer sagen, warum man diese Interpretationen nicht mag ;-). Nochmal: ich halte die vielen Welten nicht für schön. Aber sie sind das Ergebnis eines phantastisch präzisen und erfolgreichen Formalismus. Also sollte man versuchen, sie ernsthaft zu verstehen; oder meinetwegen auch die Gründe ihrer Nicht-Existenz zu verstehen. Leider besteht die überwiegende Mehrheit der anders gearteten Ansätze jedoch darin, die vielen Welten wegzureden, wegzuzaubern oder wegzupostulieren. |
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http://arxiv.org/pdf/gr-qc/9412067.pdf |
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Hallo Tom,
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Daraus folgt meine volle Zustimmung zu Deinem obigem Zitat. Eine Frage zu Gründlers Buch auf S.45: Sind die Verfahren der Punktmechanik, deren Übertragung durch Diskretisierung auf die QFT gezeigt wird, auf alle Feldtheorien anwendbar? Wäre damit vielleicht eine Brücke zur ART zu schlagen? MfG Lothar W. |
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Many-Worlds Interpretation of Quantum Mechanics Ich hatte auch vor längerer Zeit mal Gell-Manns Buch "Das Quark und der Jaguar" gelesen. Dort schreibt er Zitat:
Z.B. auch folgende Papers weisen auf Ähnlichkeiten hin: Many worlds in one Worlds in the Everett interpretation |
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OK, danke für die Hinweise, ich werde mir mal mehr zu dem Thema durchlesen.
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Die beiden in Gell Mann's Zitat erwähnten Geschichtszweige scheinen sich auf 2 Messanordnungen (Messung der linearen und der zirkularen Polarisation) zu beziehen. Insofern sehe ich eher keinen viele Welten Ansatz. |
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Wenn man unterschiedliche Experimente macht (unterschiedliche Größen misst), dann braucht man ja nun keine "Geschichtszweige" einzuführen. Wozu? Aber er hat sich da in der Tat schon etwas missverständlich ausgedrückt. Gruß, Uli |
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