Quanten.de Diskussionsforum

Quanten.de Diskussionsforum (http://www.quanten.de/forum/index.php5)
-   Aktuelle Meldungen (http://www.quanten.de/forum/forumdisplay.php5?f=8)
-   -   Apocalypse Never (http://www.quanten.de/forum/showthread.php5?t=3798)

Ich 01.07.20 16:04

Apocalypse Never
 
Eine vermutlich interessante Neuerscheinung:

Apocalypse Never: Why Environmental Alarmism Hurts Us All

Das Buch ist nicht, wie der Untertitel vielleicht vermuten ließe, von einem wissenschaftsfernen Klimawandelleugner geschrieben worden. Der Autor, Michael Shellenberger, ist selber ein ausgewiesener Umweltaktivist, der zum IPCC beiträgt und zum Thema vom Kongress gehört wurde. Das Buch hat einige ausgesprochen gute Bewertungen von führenden Forschern erhalten, siehe den Link oben.

Ich hab's noch nicht gelesen, kann mich also nicht für den Inhalt verbürgen. Wenn es hält, was manche der Lobpreisungen versprechen, dann gibt es hier endlich mal eine Stimme für diejenigen, die weder "Denialist" noch "Alarmist" sind, sondern sich einigermaßen realistisch mit der Materie beschäftigen wollen.

Timm 02.07.20 10:01

AW: Apocalypse Never
 
https://www.kirkusreviews.com/book-r...calypse-never/
Melting ice caps, rising sea levels, intensifying storms: all tipping points, one would think, any one of which could wreak incredible destruction across the planet. However, environmental journalist and activist Shellenberger argues that much of the news about the environment, especially climate change, is incorrect and/or overstated, marked by “exaggeration, alarmism, and extremism,” all of which run counter to the principles of good science and what he characterizes as a positive and humanistic approach to environmental troubles. ...

Sicherlich ein gefundenes Fressen für Herrn Schellnhuber, Potsdam.

https://www.sonnenseite.com/de/umwel...ilisation.html
Schellnhuber: "Wir riskieren den Fortbestand unserer Zivilisation"

Bemerkenswert, dass hier Jemand Klartext spricht, der derart unverdächtig ist. Und dann noch Shellenberger versus Schellnhuber. :)

Ich 02.07.20 12:26

AW: Apocalypse Never
 
Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 93335)
Sicherlich ein gefundenes Fressen für Herrn Schellnhuber, Potsdam.

Nicht nur für den. Es war klug vom Verlag, sich schon zur Veröffentlichung Empfehlungen von hochrangigen Wissenschaftlern zu holen. Wenn der Gegenschlag erst einmal kommt, ducken die sich oft weg, um nicht als Kollateralschaden zu enden.
Ich gehe davon aus, dass man Shellenberger als bezahlten Kernkraftlobbyisten diskreditieren wird, da lässt sich bestimmt etwas finden. Er lebt ja von seinem Aktivismus.
Zitat:

Bemerkenswert, dass hier Jemand Klartext spricht, der derart unverdächtig ist. Und dann noch Shellenberger versus Schellnhuber. :)
Ich kannte beide bis gestern nicht, aber das ist in der Tat ein netter Zufall.

Aber jetzt muss ich das Buch erst mal lesen. Könnte ja sein, dass ich enttäuscht werde.

Timm 02.07.20 13:22

AW: Apocalypse Never
 
Zitat:

Zitat von Ich (Beitrag 93339)
Aber jetzt muss ich das Buch erst mal lesen. Könnte ja sein, dass ich enttäuscht werde.

Auf deine Einschätzung bin ich gespannt.

soon 03.07.20 00:12

AW: Apocalypse Never
 
Zitat:

Zitat von Ich (Beitrag 93330)
Eine vermutlich interessante Neuerscheinung:

Apocalypse Never: Why Environmental Alarmism Hurts Us All


Ich hab an einer beliebigen Stelle reingeschaut:

Zitat:

Study after study comes to the same conclusion. One found that, for individuals in developed nations, going vegetarian would reduce emissions by just 4.3 percent, on average. And yet another found that, if every American went vegan, emissions would decline by just 2.6 percent.
Plant-based diets, researchers find, are cheaper than those that include meat. As a result, people often end up spending their money on things that use energy, like consumer products. This phenomenon is known as the rebound effect. If consumers respent their saved income on consumer goods, which require energy, the net energy savings would only be .07 percent, and the net carbon reduction just 2 percent.
[kein Kommentar]

Ich 03.07.20 10:15

AW: Apocalypse Never
 
"Kein Kommentar" ist wenig hilfreich. Warum sagst du nicht, was du sagen willst?

An der Stelle bin ich außerdem noch nicht.

Timm 03.07.20 20:57

AW: Apocalypse Never
 
Hier mehr zu diesem Buch.

soon 03.07.20 21:20

AW: Apocalypse Never
 
Ich hatte die Möglichkeit kostenlos zu lesen. Die beiden gelesenen Seiten waren für mich hinreichend, um das Buch nicht zu lesen.


Zitat:

Zitat von Ich (Beitrag 93347)
Warum sagst du nicht, was du sagen willst?

Habe ich! Denn man hat schon dann verloren, sobald man sich inhaltlich auf eine so unsinnige Argumentation einlässt, wie an der zitierten Stelle.

Interssant für mich wäre bestenfalls, die Funktionsweise dieser Argumentationstechnik zu analysieren.

sirius 05.07.20 09:08

AW: Apocalypse Never
 
Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 93341)
Auf deine Einschätzung bin ich gespannt.

Ich auch

Hier ein Beitrag aus der Schweiz

https://www.energiestiftung.ch/id-20...zu-lieben.html

soon 05.07.20 12:19

AW: Apocalypse Never
 
https://www.die-tagespost.de/politik...;art315,209860

Zitat:

...Forbes zog den Artikel zurück...
https://www.thegwpf.com/forbes-censo...-full-apology/

Ich 06.07.20 09:35

AW: Apocalypse Never
 
Zitat:

Zitat von soon (Beitrag 93350)
Zitat:

Zitat von Ich
Warum sagst du nicht, was du sagen willst?

Habe ich! Denn man hat schon dann verloren, sobald man sich inhaltlich auf eine so unsinnige Argumentation einlässt, wie an der zitierten Stelle.

An der zitierten Stelle ist überhaupt keine Argumentation, wie kann die also unsinnig sein? Er zitiert einfach drei Studien.

Ich habe das Kapitel mittlerweile gelesen und auch Schwachpunkte gefunden. Die von dir zitierte Stelle gehört aber nicht dazu.

Ich 08.07.20 09:35

AW: Apocalypse Never
 
Ich brauch noch ein bisschen, bis ich fertig bin. Bis dahin mal der Vollständigkeit halber die bemängelte Stelle mit Fußnoten, damit nachvollziehbar ist, dass da wirklich nur zitiert wird:
Zitat:

Study after study comes to the same conclusion. One found that, for individuals in developed nations, going vegetarian would reduce emissions by just 4.3 percent, on average.[16] And yet another found that, if every American went vegan, emissions would decline by just 2.6 percent.[17]
Plant-based diets, researchers find, are cheaper than those that include meat. As a result, people often end up spending their money on things that use energy, like consumer products. This phenomenon is known as the rebound effect. If consumers respent their saved income on consumer goods, which require energy, the net energy savings would only be .07 percent, and the net carbon reduction just 2 percent.[18]
16. Elinor Hallström et al., “Environmental impact of dietary change: A
systematic review,” Journal of Cleaner Production 91 (March 15,
2015), https://doi.org/10.1016/j.jclepro.201y4.12.008. The best
estimate of emissions reductions of going vegetarian was 540kg,
while average developed nation CO2 (Annex I) is 12.44t CO2.
17. Robin R. White and Mary Beth Hall, “Nutritional and greenhouse gas
impacts of removing animals from US agriculture,” Proceedings of
the National Academy of Sciences 114, no. 48 (2017),
https://doi.org/10.1073/pnas.1707322114.
18. Janina Grabs, “The rebound effects of switching to vegetarianism. A
microeconomic analysis of Swedish consumption behavior,”
Ecological Economics 116 (2015): 270–279,
https://doi.org/10.1016/j.ecolecon.2015.04.030.

soon 09.07.20 08:23

AW: Apocalypse Never
 
Zitat:

Zitat von Ich (Beitrag 93374)
Bis dahin mal der Vollständigkeit halber die bemängelte Stelle mit Fußnoten, damit nachvollziehbar ist, dass da wirklich nur zitiert wird:

Das sehe ich anders.

Ich halte das für psychologisch ausgefeilte Lobbyistenrhetorik, bei der im Kern kaum etwas Konkretes gesagt wird. Statt dessen wird in Andeutungen geredet und der Leser wird dazu gebracht, seine eigene Vorstellung und Meinung hineinzuinterpretieren.
Am Ende stimmt der Leser möglicherweise gefühlsmässig zu, weil er sich in seiner eigenen Meinung bestätigt sieht, ohne etwas Handfestes gelesen zu haben.

Deutlich wird das, wenn man versucht, die Sätze mathematisch umzuformulieren.

Der Unterschied in den Aussagen: "Für x gilt ..." und "Es gibt vielleicht ein x für das gilt ..." wird gekonnt verschleiert.

"... people often end up spending ... If consumers respent ... only be .07 percent ..." . 'Oft' und dann 'wenn überhaupt' und dann eine Prozentangabe mit zwei Nachkommastellen, die nach Wisschschaftlichkeit aussieht, halte ich für bewusste Irreführung, unerheblich, ob selbst geschrieben oder passend ausgesucht.

Die Anzahl von 100 Seiten mit Fussnotennummern (keine Fussnotentexte, sondern Verweise darauf) ist für mich auch keine Information, sondern das Verstecken von Information, - darauf ausgelegt, dass es sowieso kein Mensch liest oder gar prüft.


In diesem Artikel wird die Technik deutlicher:
edit: falscher link korrigiert
https://www.thegwpf.com/forbes-censo...-full-apology/


Zitat:

... how badly we environmentalists have misled the public ...
Bei genauer Betrachtung schreibt er nicht, dass er für alle environmentalists spricht. Aber exakt so soll es beim potentiellen Trump-Wähler ankommen.

Zitat:

* The Netherlands became rich, not poor, while adapting to life below sea level
Hier übertreibt er das Vorgehen eindeutig. Ich halte das für einen Hinweis darauf, dass er seine Leser für dumm hält.

Ich 10.07.20 10:22

AW: Apocalypse Never
 
So, und schon bin ich durch mit dem Buch.

Ich war etwas überrascht. Ich hatte einen auf Klimawandel / -aktivismus fokussierten, wissenschaftlich gehaltenen Text erwartet. Das Buch ist aber eine volle Breitseite gegen apokalyptischen Aktivismus, mit einer Vielzahl von Themen. Es gibt ein Kapitel über Folgen des Klimawandels, eins über Plastikmüll, über Walfang, Ernährung, Sweatshops, Energieversorgung, über Lobbyismus und Endzeitpsychologie und noch mehr.
Zu diesen Themen hat Shellenberger interessante Fakten und auch Einsichten beizutragen, von daher ist diese Breite nicht schlecht. Andererseits brummt mir nach der Lektüre der Schädel, und ich kann kaum zusammenfassen, was die für mich wichtigsten Punkte waren. Das ist von Nachteil, so unfokussierte Eindrücke verlieren sich schnell wieder, und in einem Jahr könnte ich wohl kaum noch erzählen, wovon das Buch handelt.

Shellenberger hält seinen Text größtenteils tatsächlich wissenschaftlich: Fast jede Aussage ist mit geeigneten Zitaten belegt, was von unschätzbarem Wert ist. Gefühlt kommt auf drei Sätze eine Fußnote, und man erfährt eine Fülle wissenswerter Fakten. Aber man merkt deutlich, dass das Buch von einem Aktivisten geschrieben wurde, nicht von einem Wissenschaftler. Da gibt es auch Stellen, wo ebenfalls starke Aussagen - oder sollte man hier besser sagen: Meinungen - gänzlich ohne Belege kommen.
Ein Beispiel dafür ist sein Steckenpferd, die Kernenergie. Im Kapitel 8 legt er dar, dass ausschließlich Atomkraft in der Lage ist, Klimaschutz und die Bekämpfung von Armut zu vereinen. Weder hat er für diese Meinung Belege (was bei einer Meinung zugegebenermaßen auch kaum möglich ist), noch begründet er sie stichhaltig mit einer klaren Argumentation, ausgehend von belegbaren Fakten. Mir erschien seine Meinung erst in den nachfolgenden Kapiteln begründeter, in denen er die Nachteile erneuerbarer Energien etwas besser benennt. Aber für so ein überaus emotionales Kernthema (pun intended) hätte ich mir eine sorgfältigere Argumentation gewünscht.

Shellenberger ist Herzblutaktivist: Er nimmt kein Blatt vor den Mund, ist undiplomatisch und schießt hier und auch etwas über das Ziel hinaus. Das hat Nachteile, vor allem einen: Er erreicht die Leute nicht, die dieses Buch am dringendsten lesen sollten. Jeder tut sich schwer, "inconvenient truths" zu schlucken, und wenn die auch noch provokativ und ohne Blumen serviert werden, wird man alles tun, sich nicht damit zu beschäftigen.
[Zynismus] Ein weiterer Nachteil: Er liefert die Rationalisierungen, warum man das Buch nicht lesen wird, frei Haus mit. Er ist jetzt einer von den Bösen, und da gelten andere Regeln als für die guten Aktivisten, das hat er noch nicht verinnerlicht. Letztere werfen lautstark, ungezielt und vehement mit Schmutz, und wenn irgendwas hängenbleibt oder sie ins Fernsehen kommen, haben sie gewonnen. Auch wenn keine einzige der Behauptungen der Wahrheit entspricht, rechnet man ihnen hoch an, "auf Missstände aufmerksam" gemacht und "etwas bewegt" zu haben. Auf der dunklen Seite ist das anders: Eine Ungenauigkeit in der Formulierung, eine nicht ausreichend begründete emotionale Aussage, und man ist ein Wirrkopf, dessen Person es zu bekämpfen und dessen Aussagen es getrost zu ignorieren gilt. Shellenberger exponiert sich da viel zu stark, und mich wundert es, dass er trotzdem so deutliche Unterstützung von wissenschaftlicher Seite bekommen hat. [/Zynismus]

Was sind die kontroversen Kernaussagen des Buchs? Ich habe man ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder Richtigkeit exzerpiert.

- Der Klimawandel ist real, aber die verfügbare Wissenschaft (hier wird oft IPCC zitiert) unterstützt die apokalyptischen Warnungen vor seinen Folgen nicht.
- Die wahrscheinlichste Folge des Klimawandels: Business as usual. Steigender Wohlstand, steigende Ernteerträge, weniger Opfer von Naturgewalten. Wenn man alle Klimaziele reißt, kann es aber auch erheblich ungemütlicher werden.
- Energiedichte ist wichtig. Mit z.B. Biomasse kann man keine 8 Mrd Menschen in Wohlstand halten. Das ist nicht nachhaltig. Auch Wasser- und Windkraft haben deswegen negative ökologische Folgen und können nur einen Teil des Energiebedarfs decken. Das Speicherproblem ist nach wie vor komplett ungelöst.
- Kernenergie ist eine (die einzige) sichere, kostengünstige und klimaneutrale Quelle mit hoher Energiedichte.
- Auch Landwirtschaft funktioniert nur intensiv, wenn sie mit vertretbaren ökologischen Schäden eine wohlhabende Menschheit ernähren soll. "Naturnaher" Ackerbau braucht zu viel Platz und Arbeitskräfte.
- Es ist ist nicht sozial verwerflich, Waren aus Billiglohnländern zu kaufen.

Ob die Aussagen ausreichend mit belastbaren Fakten gestützt sind, mögen diejenigen für sich beurteilen, die das Buch doch lesen. Aber eines kann ich garantieren: Wer glaubt, dass der Autor komplett falsch liegt und deswegen das Buch nicht liest, macht einen großen Fehler.

Ich 10.07.20 14:02

AW: Apocalypse Never
 
Zitat:

Zitat von soon (Beitrag 93377)
Das sehe ich anders.

Danke für deinen Versuch, das zu begründen. Ich kann dem aber hinten und vorne nicht folgen.
Zitat:

Der Unterschied in den Aussagen: "Für x gilt ..." und "Es gibt vielleicht ein x für das gilt ..." wird gekonnt verschleiert.

"... people often end up spending ... If consumers respent ... only be .07 percent ..." . 'Oft' und dann 'wenn überhaupt' und dann eine Prozentangabe mit zwei Nachkommastellen, die nach Wisschschaftlichkeit aussieht, halte ich für bewusste Irreführung, unerheblich, ob selbst geschrieben oder passend ausgesucht.
Nochmal: Schellenberger argumentiert hier nicht. Er zitiert eine Studie zum Reboundeffekt bei Ernährungsumstellung.
Weil er richtigerweise davon ausgeht, dass nicht alle Leser mit dem Reboundeffekt vertraut sind, erläutert er in einem kurzen Satz, worum es geht. Dann zitiert er die Ergebnisse der Studie. Das if in diesem Satz bedeutet nicht "falls", wie du leicht herausfinden hättest können, indem du den Abstract der Studie liest. Dafür sind die Fußnoten nämlich da:
Zitat:

Zitat von Grabs
• A turn to vegetarianism could reduce personal energy (− 2%) and GHG (− 4%) footprints.
• Rebound effects from re-spending saved money counteract such potential benefits.
• We estimate energy rebound effects of 96% and GHG rebounds of 49%.

Und diese Ergebnisse zitiert er genau so, wie sie da stehen, so wie er sollte. Dein Vorwurf der bewussten Irreführung in diesem Zusammenhang ist komplett irrational. Shellenberger folgt in jedem einzelnen Schritt guter wissenschaftlicher Praxis.

Ich beschreibe dir mal, wie ich so was lese:
Erster Schritt:
Fakt. Es existieren Studien, denen zufolge die Umstellung der Ernährung auf vegetarisch in Industrienationen nur ein paar Prozentpunkte an CO2-Emissionen spart.

Eigentlich irrelevanter Nebenschauplatz: Ich kannte den "rebound effect" nicht und habe mich gefragt, ob das was mit Hand und Fuß ist oder was esoterisches, das der Autor nur zitiert, weil es ihm in den Kram passt. Deswegen auf Wikipedia geschaut und zu meinem Erstaunen festgestellt, dass das tatsächlich eine wohlbekannte Größe ist, die man bei der Berechnung von Energieeinsparung berücksichtigen muss. Also alles sauber hier.

Zweiter Schritt:
Du hast den Absatz kritisiert, also habe ich mir die Studien angeschaut. Sie sind von anerkannten Forschen in dem Gebiet, in anerkannten Journalen veröffentlicht und wirken beim Überfliegen seriös und sorgfältig erstellt. Recht viel mehr kann ich nicht prüfen ohne Einarbeitung. Die von Shellenberger zitierten Zahlen stehen auch genau so drin (außer bei der ersten, wo er aber seine Rechnung offenlegt) und sind auch genau so gemeint. Damit ist für mich ausreichend belegt: Die Umstellung der Ernährung auf vegetarisch in Industrienationen spart nur ein paar Prozentpunkte an CO2-Emissionen.

Soweit zu den Fakten, immer noch keine Argumentation.
Es folgen noch Erörterungen zu ökologischem Fußabdruck, ethischen und medizinischen Gesichtspunkten, um in Summe ein Argument aufzubauen für seine Meinung (die du aber leider nicht kennst, weil du das Buch nicht liest).

Zitat:

Die Anzahl von 100 Seiten mit Fussnotennummern (keine Fussnotentexte, sondern Verweise darauf) ist für mich auch keine Information, sondern das Verstecken von Information, - darauf ausgelegt, dass es sowieso kein Mensch liest oder gar prüft.
Da fehlen mir die Worte. Kann es sein, dass du noch nie einen wissenschaftlichen Text gelesen hast?
Wie oben geschrieben, wenn ich irgendwas unklar, erklärungsbedürftig oder gar verdächtig finde, dann schaue ich in die zitierte Literatur, was einfach ist, weil er zu jeder Aussage genau eine konkrete Quelle nennt. Wenn ich dann fände, dass seine Aussage sich darin gar nicht wiederfindet, dann hat er ein richtiges Problem mit mir und allen anderen, die wissenschaftlich arbeiten. Das Belegen von Aussagen mit Referenzen (pro Aussage eine konkrete Referenz wohlgemerkt) als "Verstecken von Information" zu bezeichnen ist... wie gesagt, mir fehlen die Worte.

Du wirfst Shellenberger - unbegründet, wie ich gezeigt zu haben glaube - "psychologisch ausgefeilte Lobbyistenrhetorik" vor anhand einer Textstelle, in der er wissenschaftlich vollkommen korrekt arbeitet. Hier mal ein paar Beispiele zu Thema Rhetorik:
Zitat:

psychologisch ausgefeilte Lobbyistenrhetorik ... wird in Andeutungen geredet ... stimmt der Leser möglicherweise gefühlsmässig zu, weil er sich in seiner eigenen Meinung bestätigt sieht ... wird gekonnt verschleiert ... nach Wisschschaftlichkeit aussieht ... halte ich für bewusste Irreführung ... Verstecken von Information, - darauf ausgelegt, dass es sowieso kein Mensch liest oder gar prüft ... beim potentiellen Trump-Wähler ... übertreibt er das Vorgehen eindeutig ... er seine Leser für dumm hält
Du kannst dir sicher sein, dass ich meinen "Zynismus"-Absatz in der Buchrezension anders geschrieben hätte, wenn du mich nicht wieder daran erinnert hättest, wie es wirklich zugeht, wenn man etwas sagt, was bestimmte Leute nicht hören wollen.
Ich habe Shellenberger vorgeworfen, zu provokativ und unsauber zu argumentieren. Er vertut damit, dachte ich, eine Chance, die öffentliche Debatte zu depolarisieren und die Diskutanten zumindest bei den anerkannten Tatsachen einander näher zu bringen.

Aber hatte er je eine Chance?

soon 10.07.20 15:21

AW: Apocalypse Never
 
Zitat:

Zitat von Ich (Beitrag 93381)
...
Aber hatte er je eine Chance?

Sorry, ich hatte oben einen falschen Link gesetzt.

Dieser Artikel war gemeint:
https://www.thegwpf.com/forbes-censo...-full-apology/


Naja, du hälst offensichtlich diese "Entschuldigung" für glaubwürdig und hast keine Vermutung dazu, warum der Artikel kurz nach der Veröffentlichung von Forbes wieder zurückgezogen wurde.

Ich 11.07.20 10:13

AW: Apocalypse Never
 
Die Entschuldigung ist ein Marketinggag und ziemlich sicher glaubwürdig. Der Artikel bei Forbes entsprach wohl nicht den "guidelines on self promotion". Und wen soll das jetzt interessieren? Hast du sonst nichts beizutragen?

Timm 11.07.20 11:13

AW: Apocalypse Never
 
Zitat:

Zitat von Ich (Beitrag 93380)
Shellenberger ist Herzblutaktivist: Er nimmt kein Blatt vor den Mund, ist undiplomatisch und schießt hier und auch etwas über das Ziel hinaus. Das hat Nachteile, vor allem einen: Er erreicht die Leute nicht, die dieses Buch am dringendsten lesen sollten. Jeder tut sich schwer, "inconvenient truths" zu schlucken, und wenn die auch noch provokativ und ohne Blumen serviert werden, wird man alles tun, sich nicht damit zu beschäftigen.
[Zynismus] Ein weiterer Nachteil: Er liefert die Rationalisierungen, warum man das Buch nicht lesen wird, frei Haus mit. Er ist jetzt einer von den Bösen, und da gelten andere Regeln als für die guten Aktivisten, das hat er noch nicht verinnerlicht. Letztere werfen lautstark, ungezielt und vehement mit Schmutz, und wenn irgendwas hängenbleibt oder sie ins Fernsehen kommen, haben sie gewonnen. Auch wenn keine einzige der Behauptungen der Wahrheit entspricht, rechnet man ihnen hoch an, "auf Missstände aufmerksam" gemacht und "etwas bewegt" zu haben. Auf der dunklen Seite ist das anders: Eine Ungenauigkeit in der Formulierung, eine nicht ausreichend begründete emotionale Aussage, und man ist ein Wirrkopf, dessen Person es zu bekämpfen und dessen Aussagen es getrost zu ignorieren gilt. Shellenberger exponiert sich da viel zu stark, und mich wundert es, dass er trotzdem so deutliche Unterstützung von wissenschaftlicher Seite bekommen hat. [/Zynismus]

Gut, dass du diesen Punkt so dezidiert aufgreifst. Wenn Shellenberger sich auf "Alarmisten" einschießt, dann sollte er sich dabei unangreifbar machen, nur Fakten sprechen lassen, ohne Emotionen und ohne Übertreibungen seinerseits. Jemandem der krakeelt kommt man durch zurückkrakeelen nicht bei.

Aber die Frage wird doch sein, welche Wirkung seine "Breitseite gegen apokalyptischen Aktivismus" am Ende in der Fachwelt auslöst. Gut recherchierte und nicht so leicht widerlegbare Argumentationen könnten doch da Widerhall finden. Und wenn eine kritische Masse zusammenkommt, werden die Medien - vielleicht nicht gerade die Tagesschau - das aufgreifen.

Peter Murphy, a CFACT analyst schreibt hier u.a.

Shellenberger’s background is a key reason Apocalypse Never is so devastating to extremist environmentalism that has taken hold in politics, the media, K-12 education and popular culture. This book, which was released just last week, destroys numerous claims of the environmental alarmist industry, spearheaded by robustly funded organizations including the Sierra Club, 350, Greenpeace, National Resources Defense Council, Environmental Defense Fund and lesser known groups.

Würdest du "destroys" unterschreiben? Muß man sich das so vorstellen, daß er die einzelnen Fälle von Alarmismus aufgreift, sie beschreibt und dann mittels wissenschaflicher Belege aufdeckt, daß sie nicht haltbar sind?

Geht Shellenberger auch darauf ein und wenn ja wie, daß dieser Alarmismus die Motivation, die Klimaziele zu erreichen untergräbt? Ich kenne Meinungen, da wird gesagt, klar gibt es Übertreibungen, aber die machen der Politik doch eher Feuer unterm Hintern.

soon 11.07.20 17:53

AW: Apocalypse Never
 
Versuch doch mal die zitierte Stelle umzudrehen. Vielleicht geht dir dann auf, für welchen Unsinn du Werbung machst. Ungefähr so:

Wisschenschaftler haben herausgefunden... Vegetarier ernähren sich häufig bewusster und gesünder als Nicht-Vegetarier. Sie kaufen ihre Waren häufiger in Bioläden und geben im Durchschnitt etwas mehr Geld für Ernährung aus.
Deshalb haben sie weniger Geld für energiezehrende Konsumgüter zur Verfügung. In der Folge verbessert sich ihre CO2-Bilanz noch einmal um 2.07 Prozent. Dieser Effekt ist allgemein bekannt als umgekehrter Rebound-Effekt. ... renomierte Wissenschaftler ... blabla ... Studie ... [42]

Würdest du auch diese "Studie" lesen, ja oder nein?

Ich würde sie nicht lesen. Für mich wären Autor und Buch schon durch die unsinnige und einseitige Auswahl der Studie durchgefallen.

Timm 12.07.20 08:42

AW: Apocalypse Never
 
Zitat:

Zitat von soon (Beitrag 93386)
Versuch doch mal die zitierte Stelle umzudrehen. Vielleicht gut geht dir dann auf, für welchen Unsinn du Werbung machst.

Was für ein Ton ist das? Geht's auch sachlich?

soon 12.07.20 19:21

AW: Apocalypse Never
 
Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 93388)
Was für ein Ton ist das?

Ein angemessener Ton, mMn.

Welchen Schaden gekaufte "Studien" anrichten können, sehen wir bzgl. Covid-19. Mehr als 4 Monate lang wurde durch ganz offensichtlich schwachsinnige "Studien" die Einführung der Maskenpflicht verhindert.

Ich 13.07.20 10:43

AW: Apocalypse Never
 
Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 93385)
Gut, dass du diesen Punkt so dezidiert aufgreifst.
Wenn Shellenberger sich auf "Alarmisten" einschießt, dann sollte er sich dabei unangreifbar machen, nur Fakten sprechen lassen, ohne Emotionen und ohne Übertreibungen seinerseits. Jemandem der krakeelt kommt man durch zurückkrakeelen nicht bei.

Doch, wenn man die Medien hinter sich hat. Shellenberger wird noch lernen, wie es auf der anderen Seite ist.
Zitat:

Aber die Frage wird doch sein, welche Wirkung seine "Breitseite gegen apokalyptischen Aktivismus" am Ende in der Fachwelt auslöst. Gut recherchierte und nicht so leicht widerlegbare Argumentationen könnten doch da Widerhall finden. Und wenn eine kritische Masse zusammenkommt, werden die Medien - vielleicht nicht gerade die Tagesschau - das aufgreifen.
Täusch dich da nicht. Ich zitiere als Beispiel mal den Psychologen Prof. Rost:
Zitat:

Zitat von Rost
Ob es Unterschiede zwischen Ethnien gibt, ist ein weithin erforschtes Feld. Aber ich werde hier nicht einmal fremde Ergebnisse wiedergeben, geschweige denn meine Meinung sagen. Sonst müsste ich fürchten, dass ich in der Vorlesung mit Eiern beworfen werde. Leider ist es nicht möglich, darüber vernünftig zu diskutieren.

Man kann die Öffentlichkeit durchaus über Jahrzehnte vor relevanten Fakten "schützen". Mit genau den Methoden, die uns soon hier dankenswerterweise so klar vorexerziert.
Zitat:

Würdest du "destroys" unterschreiben? Muß man sich das so vorstellen, daß er die einzelnen Fälle von Alarmismus aufgreift, sie beschreibt und dann mittels wissenschaflicher Belege aufdeckt, daß sie nicht haltbar sind?
"destroy" ist mir hier zu reißerisch, aber
Shellenberger beginnt jedes Kapitel mit einem Unterkapitel, in dem er sozusagen die "offizielle Geschichte" erzählt. Also wie Aktivisten gegen das Böse kämpfen. Im Kapitel über Sweatshops ist der Aktivist zur Auflockerung sogar sein jüngeres Ich. Dann kommt immer die "wie-es-wirklichist-Auflösung". Von daher ist das Buch genau so angelegt, wie du vermutest.
Ich kann bestätigen, dass er einzelne Fälle von Alarmismus komplett "zerstört", auch sehr prominente. Im Gesamten gesehen ist es meist so, dass er eine gute, aber nicht vollständige Gegengeschichte aufbaut. Ich persönlich finde die Gegengeschichte erheblich näher an der Wahrheit, aber was fehlt ist die Synthese: Die Aktivisten haben tatsächlich viel Unsinn erzählt, aber sie haben auch zur Lösung konkreter Probleme beigetragen, die Shellenberger durchgehend nur am Rande erwähnt.
Nehmen wir als Beispiel die Sweatshops: Ich bin ganz auf Shellenbergers Linie, dass es wahnsinnig scheinheilig und kontraproduktiv ist, aus ethischen Gründen auf Leuten rumzuhacken, die Ware aus Billiglohnländern kaufen. Es ist vollkommen klar, dass man mit diesen Käufen ganzen Landstrichen aus der Armut verhilft. Trotzdem natürlich muss es ein öffentliches Bewusstsein für die dortigen Arbeitbedingungen geben, damit gewisse Mindeststandards eingehalten werden (aber ganz sicher nicht die deutschen). Das z.B. fehlt dann in der Gegengeschichte weitgehend.
Für mich kein Problem, weil die ich die andere Seite ja täglich gefüttert bekomme, ob ich will oder nicht, oder weil es eh offensichtlich ist. Aber mir liegt es viel mehr, wenn ich nicht vom einen die eine Geschichte holen muss und von anderen die andere, sondern wenn da einer ist, der die Synthese selbst betreibt, die ich dann nur noch unterschreiben muss.
Zitat:

Geht Shellenberger auch darauf ein und wenn ja wie, daß dieser Alarmismus die Motivation, die Klimaziele zu erreichen untergräbt? Ich kenne Meinungen, da wird gesagt, klar gibt es Übertreibungen, aber die machen der Politik doch eher Feuer unterm Hintern.
Das wird nicht groß thematisiert.
Für Shellenberger ist der Aktivismus nicht nur übertrieben, sondern oft in die vollkommen falsche Richtung unterwegs. Hier ist der Grunddissens im Buch die Idee der "nachhaltigen Entwicklung". Es ist die Meinung weit verbreitet, die westliche, energiehungrige, technologische Kultur sei der Grundfehler, den man in den Entwicklungsländern nicht wiederholen dürfe. Man müsse stattdessen im Einklang mit der Natur leben. Z.B. mit Holz statt mit Kohle heizen, Landwirtschaft ohne viel Dünger und Pestizide, dafür aber sozial verträglich als Kleinbauern mit mehr Personaleinsatz betreiben. Shellenberger argumentiert da sehr nachdrücklich, dass dieser Lebensstil in einer Welt mit 8 Mrd Menschen nicht nur extreme Armut, sondern auch extreme Umweltzerstörung bedeuten würde. Und dass der Weg aus Armut und Umweltzerstörung notwendigerweise hohe Energiedichte bedeute, die ohne Kernkraft auf absebahre Zeit nicht klimafreundlich zu generieren sei.

Ich 13.07.20 16:08

AW: Apocalypse Never
 
Zitat:

Zitat von soon (Beitrag 93386)
Versuch doch mal die zitierte Stelle umzudrehen. Vielleicht gut geht dir dann auf, für welchen Unsinn du Werbung machst. Ungefähr so:

Wisschenschaftler haben herausgefunden... Vegetarier ernähren sich häufig bewusster und gesünder als Nicht-Vegetarier. Sie kaufen ihre Waren häufiger in Bioläden und geben im Durchschnitt etwas mehr Geld für Ernährung aus.
Deshalb haben sie weniger Geld für energiezehrende Konsumgüter zur Verfügung. In der Folge verbessert sich ihre CO2-Bilanz noch einmal um 2.07 Prozent. Dieser Effekt ist allgemein bekannt als umgekehrter Rebound-Effekt. ... renomierte Wissenschaftler ... blabla ... Studie ... [42]

Hier würdest du auch diese "Studie" lesen, ja oder nein?

Es ist wohl nicht angekommen, wie ich so etwas angehen würde, deswegen wiederhole ich es:
Zitat:

Zitat von Ich (Beitrag 93381)
Eigentlich irrelevanter Nebenschauplatz: Ich kannte den "rebound effect" nicht und habe mich gefragt, ob das was mit Hand und Fuß ist oder was esoterisches, das der Autor nur zitiert, weil es ihm in den Kram passt. Deswegen auf Wikipedia geschaut und zu meinem Erstaunen festgestellt, dass das tatsächlich eine wohlbekannte Größe ist, die man bei der Berechnung von Energieeinsparung berücksichtigen muss. Also alles sauber hier.

Wenn ich etwas nicht kenne, dann schlage ich es nach. Wenn mir das zitierte Resultat einer Studie seltsam vorkommt, dann lese ich die Studie und schaue, ob sie korrekt wiedergegeben wurde. Wenn mir stattdessen die Studie selbst verdächtig vorkommt und ich nicht das Fachwissen habe, das selber zu beurteilen, dann lese ich weitere Studien, um mir ein Bild zu machen.
Zitat:

Ich würde sie nicht lesen. Für mich wären Autor und Buch schon durch die unsinnige und einseitige Auswahl der Studie durchgefallen.
Und so machst es du. Wenn jemand eine Studie zitiert, deren Ergebnis dir nicht passt, dann war die Auswahl der Studie "unsinnig und einseitig", die Studie wird erst gar nicht gelesen, das ganze Buch ist "durchgefallen" und wird auch nicht gelesen, und der Autor ist auch durchgefallen und wird persönlich zum Abschuss freigegeben.
Zitat:

Zitat von soon (Beitrag 93391)
Welchen Schaden gekaufte "Studien" anrichten können [...]

Und sogar das kann man noch weiter eskalieren, jetzt wird auch noch insinuiert, dass die Studie gekauft sei.

Es ist gut, dass du diese Geisteshaltung so deutlich dokumentierst. Ich habe schon viel erlebt, bin aber doch hin und wieder überrascht, was Ideologie so anrichten kann.
Vielleicht möchtest du auch deinen gelöschten Beitrag wieder herstellen? Er würde das Bild noch abrunden.

soon 13.07.20 17:19

AW: Apocalypse Never
 
Zitat:

Zitat von Ich (Beitrag 93393)
Es ist wohl nicht angekommen, wie ich so etwas angehen würde, deswegen wiederhole ich es:
Wenn ich etwas nicht kenne, dann schlage ich es nach. Wenn mir das zitierte Resultat einer Studie seltsam vorkommt, dann lese ich die Studie und schaue, ob sie korrekt wiedergegeben wurde. Wenn mir stattdessen die Studie selbst verdächtig vorkommt und ich nicht das Fachwissen habe, das selber zu beurteilen, dann lese ich weitere Studien, um mir ein Bild zu machen.

Das ist schon angekommen, ich nehme dir nur nicht ab, dass du nicht weisst wie die Mehrzahl dieser Studien zustande kommt oder wieviele Studien nicht publiziert werden, weil dem Auftraggeber das Ergebnis nicht gefällt oder wieviele Studien schlicht frei erfunden sind.

Ich 14.07.20 08:35

AW: Apocalypse Never
 
Zitat:

Zitat von soon (Beitrag 93396)
Das ist schon angekommen, ich nehme dir nur nicht ab, dass du nicht weisst wie die Mehrzahl dieser Studien zustande kommt oder wieviele Studien nicht publiziert werden, weil dem Auftraggeber das Ergebnis nicht gefällt oder wieviele Studien schlicht frei erfunden sind.

Was du da äußerst ist eine totale Immunisierung gegen unerwünschte Fakten, und das auf einem verschwörungstheoretischen Niveau, das sonst nur von Chemtrails erreicht wird.
In deinem Weltbild wird die gesamte Wissenschaft von finsteren Mächten gesteuert, deren einzige Motivation blanke Geldgier ist. Shellenberger ist ein bezahlter Lakai von denen, und die Frau Grabs mit ihrer Studie zum Rebound Effect auch. Ebenso vermutlich die anderen Wissenschaftler, deren Studien Shellenberger zitiert.

Das will ich nicht weiter diskutieren, alles hat seine Grenzen.

soon 14.07.20 23:57

AW: Apocalypse Never
 
Zitat:

Zitat von Ich (Beitrag 93397)
Das will ich nicht weiter diskutieren,

Auch gut.

Ich hätte sonst vorgeschlagen, als Beispiel, die Fakten zu dieser Behauptung zu betrachten:

Shellenberger: Wood fuel [*] is far worse for people and wildlife than fossil fuels

https://www.thegwpf.com/forbes-censo...-full-apology/

edit: [*] Wood-fuel ist Holzbrennstoff (Brennholz, Holzpellets ...)

Timm 15.07.20 17:07

AW: Apocalypse Never
 
Zitat:

Zitat von Ich (Beitrag 93392)
täusch dich da nicht. Ich zitiere als Beispiel mal den Psychologen Prof. Rost:
Man kann die Öffentlichkeit durchaus über Jahrzehnte vor relevanten Fakten "schützen".

Ja, und in diesem Fall helfen auch Bestseller nichts. Denn die werden nieder gemacht.
Nach meiner Wahrnehmung unterliegen auch die Folgen des globalen Bevölkerungswachstums weitgehend einer Tabuisierung.

Aber ich denke, fundierte Argumente zum Klimawandel sind doch eine andere Kategorie. Viel wird davon abhängen, welche prominenten Unterstützer Shellenberger hat und wie Klimaforscher auf ihn reagieren, die sich selbst eher sachlich neutral äußern. Solche gibt's ja auch.
Wir werden sehen, wie sich das entwickelt.

Zitat:

Zitat von Ich (Beitrag 93392)
Von daher ist das Buch genau so angelegt, wie du vermutest.
Ich kann bestätigen, dass er einzelne Fälle von Alarmismus komplett "zerstört", auch sehr prominente.
.
Nehmen wir als Beispiel die Sweatshops: Ich bin ganz auf Shellenbergers Linie, dass es wahnsinnig scheinheilig und kontraproduktiv ist, aus ethischen Gründen auf Leuten rumzuhacken, die Ware aus Billiglohnländern kaufen. Es ist vollkommen klar, dass man mit diesen Käufen ganzen Landstrichen aus der Armut verhilft.

Der Versuch, den Leuten ein schlechtes Gewissen einzureden ist billig. Mich würde interessieren, wieviele das durchschauen. Das Thema poppt gerade wieder hoch und es stehen die Lieferketten im Fokus.

Zitat:

Zitat von Ich (Beitrag 93392)
Trotzdem natürlich muss es ein öffentliches Bewusstsein für die dortigen Arbeitbedingungen geben, damit gewisse Mindeststandards eingehalten werden (aber ganz sicher nicht die deutschen).

Ja, und dazu immerhin heute die FAZ:
Zitat:

- und mit welcher Befugnis überwacht der deutsche Manager deren Befolgung (gemeint sind die Mindeststandards) in fremden Unternehmen?Gewiß durch die deutsche Wohlstandsbrille können die Standards nie hoch genug sein. Diese Sicht bedroht aber die Existenz Millionen armer Menschen.
Zitat:

Zitat von Ich (Beitrag 93392)
Shellenberger argumentiert da sehr nachdrücklich, dass dieser Lebensstil in einer Welt mit 8 Mrd Menschen nicht nur extreme Armut, sondern auch extreme Umweltzerstörung bedeuten würde. Und dass der Weg aus Armut und Umweltzerstörung notwendigerweise hohe Energiedichte bedeute, die ohne Kernkraft auf absebahre Zeit nicht klimafreundlich zu generieren sei.

Das Argument mit der Energiedichte ist einsichtig, aber da wird er bei uns auf Granit beißen. Die Kernenergie mag noch so klimafreundlich sein, aber um grün zu sein bedarf es mehr.

Und nicht überall denkt man so wie hierzulande.
Weltweit werden 79 Kernkraftwerke in 5 Ländern mit einer Nettokapazität von 89.654 MW neu geplant.

soon 16.07.20 10:06

AW: Apocalypse Never
 
Dr. Peter H. Gleick is president emeritus of the Pacific Institute, a member of the U.S. National Academy of Sciences, a MacArthur Fellow, and winner of the 2018 Carl Sagan Prize for Science Popularization. :
Zitat:

A new book that critiques environmentalism is 'deeply and fatally flawed.'
https://www.yaleclimateconnections.org/2020/07/review-bad-science-and-bad-arguments-abound-in-apocalypse-never/

'cherry-picking facts', so nennt man es wohl, das gezielte Aussuchen von Studien, die einem in den Kram passen.

pauli 16.07.20 10:13

AW: Apocalypse Never
 
Ich fürchte ohne Greta und Luisa werden wir hier nicht weiterkommen

Ich 16.07.20 10:19

AW: Apocalypse Never
 
Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 93404)
Nach meiner Wahrnehmung unterliegen auch die Folgen des globalen Bevölkerungswachstums weitgehend einer Tabuisierung.

Wenn's nur Tabuisierung wäre. Gestern habe ich gelesen:
Zitat:

Zitat von IHME
Sub-Saharan Africa, meanwhile, will triple in size to some three billion people, with Nigeria alone expanding to almost 800 million in 2100, second only to India's 1.1 billion.

"These forecasts suggest good news for the environment, with less stress on food production systems and lower carbon emissions, as well as significant economic opportunity for parts of sub-Saharan Africa," lead author Christopher Murray, director of the Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME) at the University of Washington, told AFP.

"However, most countries outside of Africa will see shrinking workforces and inverting population pyramids, which will have profound negative consequences for the economy."

Da sage ich jetzt mal: Kein Kommentar.

Mir ist bei der Frage aber etwas aufgefallen, was ich mir nicht erklären kann: Hier scheint es keine zwei Lager zu geben wie sonst üblich. Hast du eine Erklärung dafür?
Auch Shellenberger scheint davon nichts hören zu wollen (siehe Kapitel 11, die Gegenposition wird "Malthusianism" genannt). Er scheint da von den Untergangspropheten der 70er (Club of Rome und ähnliche) so abgestoßen zu sein, dass er das Problem verdrängt.

Timm 16.07.20 17:39

AW: Apocalypse Never
 
Zitat:

Zitat von Ich (Beitrag 93407)
Wenn's nur Tabuisierung wäre. Gestern habe ich gelesen:
Da sage ich jetzt mal: Kein Kommentar.

Mir ist bei der Frage aber etwas aufgefallen, was ich mir nicht erklären kann: Hier scheint es keine zwei Lager zu geben wie sonst üblich. Hast du eine Erklärung dafür?

Das Ganze steht unter Konjunktiv, "World population in 2100 could be 2 billion below UN projections". Vielleicht ist etwas dran daß, vorausgesetzt diese Zahlen stimmen, der globale Energiebedarf abnimmt.
Die Prognose von statista sieht für 2100 die Zahl 10,87.

Was meinst du mit dem 2. Lager?

Ich 17.07.20 09:51

AW: Apocalypse Never
 
Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 93408)
Das Ganze steht unter Konjunktiv, "World population in 2100 could be 2 billion below UN projections". Vielleicht ist etwas dran daß, vorausgesetzt diese Zahlen stimmen, der globale Energiebedarf abnimmt.
Die Prognose von statista sieht für 2100 die Zahl 10,87.

Die Zahl ist gar nicht der Punkt. Das Erschreckende ist, wie die Autoren einerseits anerkennen, dass eine geringere Bevölkerungszahl die Umwelt entlastet, und andererseits die Aussicht auf 3 Mrd Menschen in Schwarzafrika ausschließlich als "economic opportunity" bewerten. Und auch noch als Gegensatz dazu bringen, wie schwer es der Rest der Welt haben wird mit seiner geringer werdenden Bevölkerungsdichte.
Das geht mMn über Tabuisierung hinaus, das ist ... keine Ahnung, auf jeden Fall nicht intellektuell redlich.
Zitat:

Was meinst du mit dem 2. Lager?
Normalerweise hast du ja zu jedem halbwegs kontroversen Thema zwei Meinungen, auch wenn manchmal nur eine "erlaubt" ist. Hier aber sind "links und rechts" (oder wie auch immer man das nennen mag) anscheinend auf einer Linie. Vielleicht bringt der Link von soon etwas Licht ins Dunkel, da wird "Malthusianism" und "Cornucopianism" als den Gegensätzen erzählt. Das erklärt vielleicht das Schweigen auf der "rechten" Seite, wenn man sich dort als "Cornucopianist" (saublöde Namen sind das) sieht. Aber warum schweigen selbsternannte "Malthusianisten" heute genauso? Ich habe da schon eine Vermutung, aber die möchte ich noch irgendwie prüfen, bevor ich sie äußere.

Timm 17.07.20 19:55

AW: Apocalypse Never
 
Zitat:

Zitat von Ich (Beitrag 93409)
Die Zahl ist gar nicht der Punkt. Das Erschreckende ist, wie die Autoren einerseits anerkennen, dass eine geringere Bevölkerungszahl die Umwelt entlastet, und andererseits die Aussicht auf 3 Mrd Menschen in Schwarzafrika ausschließlich als "economic opportunity" bewerten.

Nach dieser Prognose läuft der Norden wegen der abnehmenden Bevölkerungszahl in wirtschaftliche Probleme. Ich kann nur raten. Vielleicht ist gemeint, dass die 3 Mrd südlich der Sahelzone dann als Lieferanten gerade recht kommen.

Zitat:

Zitat von Ich (Beitrag 93409)
Normalerweise hast du ja zu jedem halbwegs kontroversen Thema zwei Meinungen, auch wenn manchmal nur eine "erlaubt" ist. Hier aber sind "links und rechts" (oder wie auch immer man das nennen mag) anscheinend auf einer Linie. Vielleicht bringt der Link von soon etwas Licht ins Dunkel, da wird "Malthusianism" und "Cornucopianism" als den Gegensätzen erzählt.

Lt. Wikipedia meint Malthusianism (um 1800) exponentielles Bevölkerungswachstum bei linear wachsender Nahrungsmittelerzeugung. Oder vereinfacht, Letztere hält mit Ersterem nicht Schritt. Demgegenüber bedeutet Cornucopianism "Looking further into the future, they posit that the abundance of matter and energy in space would appear to give humanity almost unlimited room for growth." Also 2 konträre Positionen. Mit etwas Mühe könnte man ev. herausfinden, ob es hierzu in der wissenschaftlichen Welt einen mainstream gibt.
Zitat:

Zitat von Ich (Beitrag 93409)
Das erklärt vielleicht das Schweigen auf der "rechten" Seite, wenn man sich dort als "Cornucopianist" (saublöde Namen sind das) sieht. Aber warum schweigen selbsternannte "Malthusianisten" heute genauso? Ich habe da schon eine Vermutung, aber die möchte ich noch irgendwie prüfen, bevor ich sie äußere.

Ich finde, sich hier zu exponieren, erfordert langfristigen Prognosen zu vertrauen. Wie falsch die liegen können, haben wir ja erlebt, etwa beim Club of Rome. Das Schweigen könnte darin seine Ursache haben. Wer setzt sich schon gerne in die Nesseln.


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 00:26 Uhr.

Powered by vBulletin® Version 3.8.8 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
ScienceUp - Dr. Günter Sturm