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soon 21.12.19 11:12

AW: Bohrende Quantenfrage
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 92584)
... Das ist m.E. eine logisch konsistentes, rein physikalisches Weltbild.

Muss in einem physikalischen Weltbild nicht zumindest eine Anwort auf folgende Frage in Aussicht gestellt werden: "In welchem "Zweig_n" wird die Wahrscheinlichkeit_x realisiert?" ?

TomS 21.12.19 11:49

AW: Bohrende Quantenfrage
 
Das sehe ich nicht so.

Stell dir eine - ansonsten symmetrische - Pflanze vor, an der immer exakt drei Stängel mit je einer Blüten in drei unterschiedlichen Farben wachsen. Dann ist die Frage, an welchem Stängel welche Blüte wächst, offensichtlich sinnlos.

Timm 21.12.19 12:46

AW: Bohrende Quantenfrage
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 92587)
Es gibt hier im Sinne Poppers nie gesichertes Wissen, ...

Gut, aber wir wollen ja nicht die QM in Frage stellen. Wenn wir deren Formalismus als gesichertes Wissen betrachten, dann kann auch die deterministische Entwicklung der WF als gesichert betrachtet werden, bis zu dem Punkt an dem die Wege sich scheiden und die Interpretationen übernehmen.

Elfulus 21.12.19 13:16

AW: Bohrende Quantenfrage
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 92584)
Superpositionen sind eine mathematische Konsequenz des Formalismus der Quantenmechanik.

Ich dachte, der (mathematische) Formalismus fängt genau genommen erst da an, wo die Superposition aufhört. Der Formalismus zur Beschreibung des Würfelns fängt auch erst bei den Wahrscheinlichkeitsberechnungen für gefallene Würfelzahlen an, ohne dass dafür die Annahme einer vorherige Superposition aller möglichen Eigenschaften der Observablen „Würfelzahl“ nötig wäre. Die Wellenfunktion könnte man als Beschreibung der Gegenwart (=Superposition) oder nur als Voraussage der Wahrscheinlichkeiten in der nahen Zukunft einer möglichen Messung betrachten. Immerhin gibt es auch mathematische Formalismen für deterministische Prozesse ähnlich des Würfelns, bei denen fraktal unendlich kleine Änderungen in Anfangsbedingungen komplett andere Endergebnisse hervorrufen. So etwas kann man also trotz Determinismus formal auch nur statistisch betrachten, ohne dass es einer Superposition bedarf.
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 92584)
Freier Wille im Sinne von “ich könnte dieses wollen - oder jenes” existiert nicht, wenn wir ein physikalisches Weltbild annehmen, demzufolge Hirnfunktionen, Bewusstseinszustände sowie Aktionen ausschließlich aus dem physikalischen Substrat folgen, das wiederum den Regeln der Quantenmechanik folgt. Freier Wille ist dann insofern eine Illusion, als Bewusstseinszustände unbewusste, physikalische Ursachen haben, dieser Determinismus dem emergenten Bewusstsein jedoch verborgen bleibt. Freier Wille im Sinne von “ich kann dies tun, weil ich es will” ist - im Rahmen des physikalisch Möglichen - gegeben.

Stimme exakt zu. Man kann machen was man will. Aber man kann nicht wollen was man will.
Allerdings war die Illusion der echten Willensfreiheit scheinbar evolutionär sehr erfolgreich und ist vielleicht untrennbar mit der Entwicklung von Planungsfähigkeit und des für größere Gruppen nötigen Moral-Upgrades verbunden:).

soon 21.12.19 13:57

AW: Bohrende Quantenfrage
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 92589)
Das sehe ich nicht so.

Das hindert dich daran, nach anderen möglicherweise einfachen Lösungen zu suchen.

Aus meiner Sicht wäre es z.b. eine Überlegung wert, die Verzweigungen (d.h. die Realisierung aller Möglichkeiten) innerhalb eines Objekts anzunehmen.

Die Realisierung aller Möglichkeiten würde dann - in gewisser Weise - ebenfalls zugleich stattfinden.

Dieses eine Objekt könnte z.b. ein Würfelexperiment, bestehend aus 1000 Würfen, sein.

TomS 21.12.19 14:04

AW: Bohrende Quantenfrage
 
Zitat:

Zitat von Elfulus (Beitrag 92592)
Ich dachte, der (mathematische) Formalismus fängt genau genommen erst da an, wo die Superposition aufhört.

Der mathematische Formalismus besagt, dass der Zustand eines quantenmechanischen Systems durch einen normierten Zustandsvektor in einem speziellen Vektorraum - dem sogenannten Hilbertraum - beschrieben wird. Eine Superposition ist nichts anderes als die Darstellung eines Vektors bzgl. einer bestimmten Basis. Das hat nichts mit Messung, Wahrscheinlichkeiten oder Interpretationen zu tun, sondern ist zunächst nur diesem Formalismus geschuldet.

TomS 21.12.19 14:09

AW: Bohrende Quantenfrage
 
Zitat:

Zitat von soon (Beitrag 92593)
Aus meiner Sicht wäre es z.b. eine Überlegung wert, die Verzweigungen (d.h. die Realisierung aller Möglichkeiten) innerhalb eines Objekts anzunehmen.

So ist das auch. Die Verzweigung wird “innerhalb”des Experiments - des Labors - des Gebäudes - ... realisiert. Das Objekt verzweigt sich sozusagen ausgehend vom Ort des Experiments.

TomS 21.12.19 15:19

AW: Bohrende Quantenfrage
 
Zitat:

Zitat von soon (Beitrag 92593)
Das hindert dich daran, nach anderen möglicherweise einfachen Lösungen zu suchen.

OK, Gegenfrage: an welchem Stängel wächst welche Blüte?

soon 21.12.19 17:05

AW: Bohrende Quantenfrage
 
Zitat:

Stell dir eine - ansonsten symmetrische - Pflanze vor, an der immer exakt drei Stängel mit je einer Blüten in drei unterschiedlichen Farben wachsen. Dann ist die Frage, an welchem Stängel welche Blüte wächst, offensichtlich sinnlos.
...

Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 92596)
OK, Gegenfrage: an welchem Stängel wächst welche Blüte?

:). Nochmal zum Verständnis der Struktur der Pflanze:

Ein Stängel hat eine Blüte in einer Farbe, eine 'Stängeletage' besteht aus 3 Stängeln, auf jeder Etage ist jede der drei Farben vertreten?

Kann ich die Abstände von einer Blüte zur nächsten Blüte mit gleicher Farbe bestimmen?
Falls ja, dann könnte eine genügend grosse Pflanze die DNA-Sequenz eines Menschen codieren.

Der Farbe einer einzelnen Blüte könnte dann eine relativ grosse Bedeutung zukommen, wenn man bedenkt, dass sich z.b. die DNA von Mensch und Banane nur zu 50% unterscheiden.


Das beantwortet vermutlich nicht die Frage, weil ich nicht weiss, welches Objekt einer Verzweigung entspricht. Ein Stängel, eine Blütenetage oder die ganze Pflanze?

Timm 21.12.19 22:25

AW: Bohrende Quantenfrage
 
Zitat:

Zitat von Elfulus (Beitrag 92583)
Gegenfrage: Wie könnte ein Experiment zur Verifizierung oder Falsifizierung von Nicht-Lokalität, Nicht-Realität oder objektivem Zufall aussehen? Die Bell-Experimente beweisen das nicht, solange Superdeterminismus nicht ausgeschlossen ist. Sie zeigen "nur", dass der mathematische QM-Formalismus zur Vorhersage der tatsächlichen Wahrscheinlichkeiten besser funktioniert als der klassische.

Um Wahrscheinlichkeiten geht es nicht. Die EPR-Experimente beweisen den nichtlokalen Charakter der Quantenmechanik und schließen die Existenz versteckter lokaler Variablen aus. Wie sollte man daran jemals rütteln können, wenn Experimente auf einer etwaigen tieferen superdeterministischen Ebene der Realität technisch nicht möglich sind?

soon 22.12.19 03:36

AW: Bohrende Quantenfrage
 
Zitat:

Zitat von soon (Beitrag 92593)
Aus meiner Sicht wäre es z.b. eine Überlegung wert, die Verzweigungen (d.h. die Realisierung aller Möglichkeiten) innerhalb eines Objekts anzunehmen.

Die Realisierung aller Möglichkeiten würde dann - in gewisser Weise - ebenfalls zugleich stattfinden.

Dieses eine Objekt könnte z.b. ein Würfelexperiment, bestehend aus 1000 Würfen, sein.

Der verwendete Objekt-Begriff ist sicherlich missverständlich.

In unserer Alltagsvorstellung ist ein Apfel ein kugelförmiges Gebilde mit bestimmten Eigenschaften.

Ich verstehe dagegen unter 'Apfel-Objekt' die Menge aller den Apfel betreffenden Ereignisse von seiner ersten bis zur letzten Zellteilung.

Entsprechend ist ein Würfelexperiment, bestehend aus z.b. 1000 Würfen nacheinander, ebenfalls ein Objekt.

TomS 22.12.19 08:46

AW: Bohrende Quantenfrage
 
Zitat:

Zitat von soon (Beitrag 92597)
Nochmal zum Verständnis der Struktur der Pflanze ...

Du denkst zu kompliziert - oder mein Beispiel war irreführend.

Andere Gegenfrage:

Raumfahrer entdecken auf einen Planeten mit völlig strukturloser, einförmiger Oberfläche vier symmetrisch platzierte, verschiedenfarbige Häuser (an den Spitzen eines gedachten Tetraeders). Nach der Rückkehr wird ihnen die Frage gestellt, wo das blaue Haus war. Die Frage ist sinnlos.

In der Quantenmechanik ist das einzige Unterscheidungskriterium der Zweige der Messwert a sowie die Amplitude des Zweiges ψa.

Die Frage, welcher der Zweige mit Wahrscheinlichkeit |ψa|² realisiert wird, ist einfach zu beantworten: der, auf dem der Messwert a realisiert wird.

TomS 22.12.19 08:55

AW: Bohrende Quantenfrage
 
Zitat:

Zitat von soon (Beitrag 92600)
Der verwendete Objekt-Begriff ist sicherlich missverständlich.

In unserer Alltagsvorstellung ist ein Apfel ein kugelförmiges Gebilde mit bestimmten Eigenschaften.

Ich verstehe dagegen unter 'Apfel-Objekt' die Menge aller den Apfel betreffenden Ereignisse von seiner ersten bis zur letzten Zellteilung.

Entsprechend ist ein Würfelexperiment, bestehend aus z.b. 1000 Würfen nacheinander, ebenfalls ein Objekt.

Das ist aber nicht das, was uns der Formalismus der Quantenmechanik sagt. Es gibt zu jedem Zeitpunkt ein bestimmtes Objekt, und die Verzweigung entspricht gleichzeitig realisierten Möglichkeiten - nicht nacheinander realisieren.

soon 22.12.19 10:41

AW: Bohrende Quantenfrage
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 92601)
Raumfahrer entdecken auf einen Planeten mit völlig strukturloser, einförmiger Oberfläche vier symmetrisch platzierte, verschiedenfarbige Häuser (an den Spitzen eines gedachten Tetraeders). Nach der Rückkehr wird ihnen die Frage gestellt, wo das blaue Haus war. Die Frage ist sinnlos.

Nö, die Raumfahrer nahmen das blaue Haus mit und antworten: "Auf dem Planeten gibt es kein blaues Haus."

Die Raumfahrer werden durch die Messung Teil des Systems und ändern damit die Gleichung.

TomS 22.12.19 10:42

AW: Bohrende Quantenfrage
 
Sorry, aber das ist Käse.

Elfulus 23.12.19 01:03

AW: Bohrende Quantenfrage
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 92594)
Der mathematische Formalismus besagt, dass der Zustand eines quantenmechanischen Systems durch einen normierten Zustandsvektor in einem speziellen Vektorraum - dem sogenannten Hilbertraum - beschrieben wird. Eine Superposition ist nichts anderes als die Darstellung eines Vektors bzgl. einer bestimmten Basis. Das hat nichts mit Messung, Wahrscheinlichkeiten oder Interpretationen zu tun, sondern ist zunächst nur diesem Formalismus geschuldet.

Immer gut, auf genaue Sprache zu achten;).
Also dann so: jedwede aus diesem Formalismus ableitbare Aussage über die Realität setzt offenbar erst nach der Superposition ein, die ihrerseits erstmal nur im Formalismus existiert. Damit bleibt die Superposition ein rein virtuelles, nicht reales Konstrukt des Formalismus, das bei der Erstellung richtiger Voraussagen ab der Messung hilft. Ähnlich dem Konstrukt negativer Zahlen, die keine reale Entsprechung haben, aber hilfreich sind bei der Eingemeindung alles Fehlenden oder Entgegengesetzten in mathematische Formalismen. Trotzdem gibt es keine negativen realen Entitäten.
Aber die Idee negativer Zahlen hilft wenigstens nicht nur als formales Konstrukt sondern auch als Denkmodell im Verständnis der Realität, was man von Superposition und co. nicht behaupten kann. Also sollte man sich im allgemeinen Diskurs auf die Ergebnisse des Formalismus beschränken, aber den dafür genutzten Hilfskonstrukten keine "erstaunlichen" Realitäten zuschreiben, die sie nicht haben.

TomS 23.12.19 08:16

AW: Bohrende Quantenfrage
 
Zitat:

Zitat von Elfulus (Beitrag 92605)
Damit bleibt die Superposition ein rein virtuelles, nicht reales Konstrukt des Formalismus ...

Zunächst ja.

Stell’ dir einen Geschwindigkeitsvektor V in einer völlig strukturlosen Ebene vor. Eine Darstellung bzgl. einer Basis e₁, e₂ der Form

V = v₁ e₁ + v₂ e₂

ist physikalisch zunächst völlig irrelevant.

Wenn du jedoch die Ebene durch einen breiten Strom mit Fließgeschwindigkeit U ersetzt und die Basisvektoren e₁, e₂ parallel bzw. orthogonal zu U wählst, also

U = u e₁

dann ist die o.g. Darstellung von V physikalisch relevant, da sie die Geschwindigkeitskomponenten parallel bzw. orthogonal zur Fließrichtung des Stroms enthält. Ich denke, der Intention der Wahl einer Basis wird zu wenig Beachtung geschenkt: handelt es sich um eine beliebige oder um eine physikalisch ausgezeichnete Basis?


Ähnlich verhält es sich in der Quantenmechanik. Eine Superposition des Zustandes gemäß

Ψ = ψ₁ e₁ + ψ₂ e₂

besagt physikalisch nichts, solange nicht der Kontext bzw. die Bedeutung der Basis spezifiziert wird. “Spin up” und “Spin down” sind dabei rein mathematische Konvention, aber “Spin parallel zur z-Achse des Labors” und “Spin antiparallel zur z-Achse des Labors” haben eine physikalische Bedeutung.

Problematisch an der Übertragung des o.g. Beispiels des klassischen Geschwindigkeitsfeldes in die Quantenmechanik ist, dass neben der Betrachtung weiterer Observablen auch die Betrachtung der Messung notwendig ist - und diese stellt nun mal per se ein Problem im Rahmen der Quantenmechanik dar.

Elfulus 28.12.19 20:59

AW: Bohrende Quantenfrage
 
Habe im Forum noch diesen Thread gefunden, in dem it77 ähnliche Fragen mit Euch diskutiert. Viele von Toms Antworten dort hätten mir hier schon wesentlich weiter geholfen:).

Nach dem „Studium“ des Threads komme ich zu dem Schluss, dass letztlich die seltsamen Konstrukte der QM nur formale Nebenwirkungen einer Methodik sind, die entwickelt wurde, um die besondere Wahrscheinlichkeitsverteilung bei der Vorhersage von reinen Quantensystemen bestimmen zu können (im Unterschied zur bei gemischten Systemen ausreichenden klassischen Statistik). Diesen seltsamen formalen Konstrukten schreiben dann eben manche etwas Ontisches zu und andere nicht.

Insofern sehe ich meine erste Frage (benötigt man die seltsamen QM-Konstrukte für das Funktionieren der QM-Mathematik) mit „formal ja, ontisch nein“ beantwortet.

Dennoch bleibt für mich die grundsätzliche Frage, ob das QM-Modell mit der Wellenfunktion nicht nur deshalb die Wahrscheinlichkeiten von Messwerten reiner Quantensysteme besser vorhersagt, weil diese aufgrund eines spezifischen deterministischen Chaos anders verteilt sind als „echte“ stochastische Wahrscheinlichkeiten. Im genannten Thread wird z.B. immer wieder gesagt, dass die Schärfe verschiedener Messwerte bei gleichen Ausgangsbedingungen nicht variieren kann. Wenn doch, wäre das ein Zeichen für nicht identische Versuchsaufbauten oder eben für Superposition.

Wie kann man aber überhaupt davon ausgehen, (im Skalenrahmen der Quantenwelt) jemals identische Ausgangspositionen herstellen zu können? Wenn sich die Anfangsbedingungen im infinitesimalen Bereich unterscheiden, könnte man das im Makroskopischen als Messtoleranz berücksichtigen. Aber müssten im Quantenmaßstab Toleranzen für die Etablierung eines „identischen“ Versuchsaufbaus nicht kleiner als das Wirkungsquantum sein? Selbst wenn das möglich wäre, könnten sie dann nicht die letztendlichen Messwerte nach einer zeitlichen determiniert chaotischen Entwicklung aufgrund von Schmetterlingseffekten extrem schwanken lassen? Diese Variationen der Messwerte aufgrund kleiner Änderungen der Anfangsbedingungen im ansonsten gleich aufgebauten Experiment könnten theoretisch einer anderen Verteilung folgen als „normale“ statistische Wahrscheinlichkeiten. Es könnte sogar so etwas wie scheinbare Interferenzen geben. Diese Verteilung könnte u.U. einfach nur gut durch den gefundenen QM-Formalismus beschrieben sein, ohne dass aber seine als Nebenwirkung auftretenden Konstrukte irgendeine über das Instrumentalistische hinausgehende Bedeutung hätten.

soon 07.01.20 10:44

AW: Bohrende Quantenfrage
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 92604)
Sorry, aber das ist Käse.

Eine bessere Antwort als diese wäre gewesen:
"Was soll das heissen 'die Gleichung verändert sich' ?"


Sabine Hossenfelder hat in ihrem Blogeintrag zum Thema Schmetterlingseffekt geschrieben:
Zitat:

...no one would use quantum mechanics to predict the weather...
Wie würde man das Messproblem der Quantenmechanik auf eine Wettervorhersage übertragen?

Mein Vorschlag für eine denkbar einfache Antwort:
Sobald ich den Tsunami messe, kann ich keine Vorbereitungen mehr treffen.

Übertragung des Messproblems der Quantenmechanik auf den Finanzmarkt:
Sobald ich einen hohen Aktienkurs messe, kann ich die Aktie im Voraus nicht mehr billig kaufen.

Die Lösungen der Gleichung ändern sich also mit dem Voranschreiten der Entwicklung des Systems.

TomS 08.01.20 01:39

AW: Bohrende Quantenfrage
 
Zitat:

Zitat von soon (Beitrag 92619)
Eine bessere Antwort als diese wäre gewesen ...

Nee.

Die ursprüngliche Frage war

Zitat:

Zitat von soon (Beitrag 92588)
In welchem Zweig wird die Wahrscheinlichkeit realisiert?

Zunächst wird nicht eine Wahrscheinlichkeit realisiert, sondern ein Messergebnis wird mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit realisiert.

Darauf war meine Gegenfrage

Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 92601)
Raumfahrer entdecken auf einen Planeten mit völlig strukturloser, einförmiger Oberfläche vier symmetrisch platzierte, verschiedenfarbige Häuser. Nach der Rückkehr wird ihnen die Frage gestellt: „wo war das blaue Haus?

Beide Fragen sind sinnlos, denn ein Zweig ist genau dadurch definiert, dass ein bestimmtes Messergebnis vorliegt; die Antwort auf die Frage, in welchem Zweig ein bestimmter Messwert vorliegt, ist einfach „der Zweig, in dem der Messwert vorliegt“; es gibt neben den Messwerten kein weiteres Unterscheidungskriterium der Zweige. Genauso ist der Ort des blauen Hauses auf einer ansonsten völlig strukturlosen Oberfläche ausschließlich dadurch ausgezeichnet, dass dort das blaue Haus steht; die Antwort auf die Frage, wo das blaue Haus stand, ist einfach „da, wo das blaue Haus stand“; es gibt neben den Häusern kein spezifischen Merkmale der Orte auf der strukturlosen Oberfläche.

soon 08.01.20 05:06

AW: Bohrende Quantenfrage
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 92620)
...es gibt neben den Häusern kein spezifischen Merkmale der Orte auf der strukturlosen Oberfläche.

Das sehe ich anders. Selbst wenn alle Häuser die selbe Farbe (selbe Wahrscheinlichkeit des Messergebnisses) haben, ist die Frage nicht sinnlos.

Die Endlich-Abzählbarkeit der Orte mit Häusern ist bereits ein Merkmal.

Ich habe eine schwarze und eine schwarze Kugel in einer Urne.

Ich ziehe eine schwarze Kugel.

Die Aussage 'In der Urne befindet sich noch eine schwarze Kugel' ist nicht sinnlos.

n4mbuG0t0 08.01.20 09:30

AW: Bohrende Quantenfrage
 
Zitat:

Zitat von soon (Beitrag 92621)
Das sehe ich anders. Selbst wenn alle Häuser die selbe Farbe (selbe Wahrscheinlichkeit des Messergebnisses) haben, ist die Frage nicht sinnlos.

Die Endlich-Abzählbarkeit der Orte mit Häusern ist bereits ein Merkmal.

Ich habe eine schwarze und eine schwarze Kugel in einer Urne.

Ich ziehe eine schwarze Kugel.

Die Aussage 'In der Urne befindet sich noch eine schwarze Kugel' ist nicht sinnlos.

Aber das ist auch nicht die äquivalente Frage zu "Welcher Zweig?". Die äquivalente Frage wäre: Aus welcher Urne hast du die schwarze Kugel gezogen?.

Da die Urnen sich nur durch die Farbe der darin enthaltenen Kugeln unterscheiden, wäre die einzig mögliche Antwort: aus der Urne mit den schwarzen Kugeln. Diese Frage ist also sinnlos, wenn man weiß dass du eine schwarze Kugel gezogen hast.

soon 08.01.20 11:38

AW: Bohrende Quantenfrage
 
Die Frage, für mich, ist, ob ich überhaupt sinnvoll von "Zweigen" sprechen kann, ohne die "Zweige" bezeichnen zu müssen.

Beispiel:
Ich habe eine Hintereinanderausführung von Verzweigungen.

Ein Galtonbrett, mit dem Unterschied, dass zwar die Anzahl der Pinne pro Ebene bekannt ist, aber die Durchnummerierung der Pinne bei jedem Durchgang beliebig wechselt.

Das Endergebnis in der untersten Ebene ist Gleichverteilung statt Normalverteilung.


Wenn ich darüber hinaus überhaupt keine Kennzeichnung der Pinne habe, dann kann ich keinen einzigen Pfad benennen.
Und wenn das nicht funktioniert, kann ich dann bei der ersten Ebene überhaupt sinnvoll von Verzweigung sprechen?

TomS 08.01.20 12:57

AW: Bohrende Quantenfrage
 
Zitat:

Zitat von soon (Beitrag 92623)
Die Frage, für mich, ist, ob ich überhaupt sinnvoll von "Zweigen" sprechen kann, ohne die "Zweige" bezeichnen zu müssen.

Du bezeichnest die Zweige mit dem je Zweig vorliegenden Messergebnis - aber mit nichts sonst.

soon 09.01.20 01:46

AW: Bohrende Quantenfrage
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 92624)
Du bezeichnest die Zweige mit dem je Zweig vorliegenden Messergebnis - aber mit nichts sonst.

Deine Pfadbeschreibung durch ein Galtonbrett ist

links, rechts, rechts, links, rechts, links, links,

oder

50%, 50%, 50%, 50%, 50%, 50%, 50% ?

soon 09.01.20 06:36

AW: Bohrende Quantenfrage
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 92624)
Du bezeichnest die Zweige mit dem je Zweig vorliegenden Messergebnis - aber mit nichts sonst.

Der Physiker weiss nach der Messung, ob er sich in dem "30%-Zweig" oder dem "70%-Zweig" wiederfindet.

Warum nochmal genau muss sich nach der VWI ein Physiker in dem "30%-Zweig" und ein anderer zeitgleich in dem "70%-Zweig" wiederfinden?

'Anderer "Zweig", anderer Physiker' gilt auch bei nacheinander ausgeführten Messungen, da sich der Physiker weiterentwickelt hat.

TomS 09.01.20 06:50

AW: Bohrende Quantenfrage
 
Im wesentlichen ja.

Übertragen auf die QM für eine Verzweigung bzgl. einer Spinmessung an einem System mit Spin ½, d.h. Messwerten ±½ sowie Anzeige und Beobachtung der zugehörigen Zeigerpositionen ↑ und ↓

a|+½, ↑, beobachtet ↑> + b|-½, ↓, beobachtet ↓ >

wobei

|a|² + |b|² = 1


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