Lokaler Realismus
Hallo zusammen,
werden durch das Experiment von A. Aspect tatsächlich alle realistischen lokalen Theorien als unzulässig ausgeschlossen? So jedenfalls zitiert es Shimon Malin in seinem Buch auf Seite 162: Zitat:
[1] Malin, Shimon Dr. Bertlmanns Socken. Wie die Quantenphysik unser Weltbild verändert. Leipzig 2003. ISBN=3-379-00809-5 |
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Hallo Bauhof,
a) Alle nach dem Aspect-Versuch durchgeführten weiteren Versuche zum Thema haben stets eine Verletzung der Bell'schen Ungleichung ergeben. b) Widerlegt ist damit die von EPR vorgetragene Vorstellung eines lokalen Realismus. Die QM ist nicht-lokal. |
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Zitat:
Eine wesentliche (jedoch nur teilweise) realistische, nicht-lokale Interpretation stellt die deBroglie-Bohm-Theorie (in verschiedenen Varianten) dar. |
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Zitat:
gibt es Experimente, bei denen ein nicht-lokaler Realismus ausgeschlossen wurde? M.f.G. Eugen Bauhof |
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Hallo TomS,
Zitat:
Der philosophische Realismus kann nicht gemeint sein. |
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Realismus bedeutet hier im Wesentlichen die Zuordnung von definierten Eigenschaften zu physikalischen Objekten. Z.B. „hat“ ein klassisches / makroskopisches Objekt einen definierten Ort, einen Impuls, einen Drehimpuls usw.
Ein Quantenobjekt „hat“ nun bestimmte Eigenschaften nicht immer isoliert bzw. eindeutig diesem Objekt zugeordnet. Sie resultieren vielmehr erst im Kontext einer Messung. Betrachten wir ein typisches Bell- bzw. Aspect-Experiment. Zwei Quantenobjekte, die jeweils Spin s = ½ tragen, seien in einem verschränkten Singulett-Zustand mit Gesamtspin S = 0. Nun ist es nachweislich unverträglich mit der QM (Theorie, d.h. Bell sowie Experiment, d.h. Aspect), jedem einzelnen Objekt einen definierten Spin (bzgl. einer frei wählbaren Achse, z.B. z) von ½ bzw. -½ zuzuordnen. Aus einer derartigen Annahme können mit der QM unverträgliche Wahrscheinlichkeiten bzw. mit dem Experiment unverträgliche Häufigkeiten abgeleitet werden. Insofern ist die QM nicht zugleich realistisch und lokal. D.h. dass (im o.g. Beispiel) die naive Zuordnung der Einzelspins zu Einzelobjekten nicht möglich ist. Bell zeigt darüber hinaus, dass auch sogenannte lokale verborgene Variablen, die implizit diese Werte bzw. Eigenschaften je Objekt (lokal) festlegen, nicht zulässig sind. Daneben gibt es weitere, teilweise umfassendere no-go Theoreme (s.u.) Mögliche Auswege sehen wie folgt aus: Man gibt das Konzept des Realismus völlig auf, ohne jedoch die Messung physikalisch definieren zu können: Kopenhagen. Man gibt eine Ein-Teilchen-Interpretation der QM und damit Lokalität und Realität auf: Ensemble-Interpretation u.a. Man gewinnt in Teilen einen nicht-lokalen Realismus zurück mittels Einführung klassischer Teilchen zusätzlich zur Wellenfunktion (deBroglie-Bohm); dies funktioniert jedoch nicht für rein quantenmechanische Eigenschaften, die man klassischen Teilchen prinzipiell nicht zuordnen kann; diese tragen z.B. keinen Spin, der weiterhin rein der Wellenfunktion zugeordnet bleibt. Man gibt das Konzept der fixen Zuordnung von messbaren Eigenschaften zu identifizierbaren Quantenobjekten auf (eigenvalue - eigenvector - link): in der Viele-Welten-Interpretation trägt der Gesamtzustand (über alle Zweige) i.A. keine eindeutig definierte Eigenschaft (d.h. entspricht nicht einem Eigenzustand der zur gemessenen Observablen); die klassischen Eigenschaften erscheinen jedoch aufgrund der Dekohärenz Zweig-lokal (entsprechend einem Eigenwert). In Summe erfordert letzteres ein anderes Verständnis des Objektbegriffs (das eigtl. Objekt ist über alle Zweige aufgefächert) sowie der Epistemologie (man nimmt jeweils nur Zweig-lokale Aspekte war) Generell herrscht sicher Einigkeit über diverse no-go-Theoreme, nicht jedoch über einen sinnvollen Ausweg. Meine Meinung habe ich hier bereits mehrfach geäußert. http://www.pro-physik.de/details/new..._die_Enge.html https://en.wikipedia.org/wiki/Bell%27s_theorem https://en.wikipedia.org/wiki/Kochen...pecker_theorem https://en.wikipedia.org/wiki/Leggett_inequality https://en.wikipedia.org/wiki/Legget...arg_inequality |
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Zitat:
ich zitiere einen kurzen Abschnitt aus deinem Link: Zitat:
M.f.G. Eugen Bauhof |
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Die deBroglie-Bohm-Theorie ist grundsätzlich sehr unbefriedigend. Sie erfüllt den Anspruch des Realismus bzgl. gewisser Eigenschaften wie Ort und Impuls, die durch die klassischen Teilchen getragen werden. Sie erfüllt diesen Abspruch nicht bzgl. anderer Eigenschaften wie Polarisation, Spin u.a. nicht-klassischer bzw. nicht den Teilchen zuzuordnenden Eigenschaften, die weiterhin durch die (im Falle von Spin mehrkomponentigen) Wellenfunktion getragen werden. Darüberhinaus ist die dBB-Theorie nicht auf relativistische Quantenfeldtheorien (d.h. auch QED und damit Photonen) anwendbar.
Ich verstehe daher überhaupt nicht, warum sie immer wieder als wesentliche Interpretation genannt wird. |
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Und die Everett-Interpretation verabschiedet sich völlig von diesen Konzepten.
Vor der Messung kann in einem (bzgl. einer bestimmten Eigenschaft) verschränkten Zustand keinem Quantenobjekt eindeutig eine bestimmte Eigenschaft zugesprochen werden (gilt allgemein). Im Gegensatz zu anderen Interpretationen gibt die Everett-Interpretation den Kollaps auf, so dass auch im Zuge der Messung keine eindeutig Eigenschaft entsteht. Ein Quantenobjekt kann weiterhin verschiedene Eigenschaften tragen, die dann über verschiedene Zweige hinweg realisiert sind. Die Eigenschaft erscheint lediglich Zweig-lokal eindeutig. |
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Mit Realität ist das Einsteinsche Realitätskriterium gemeint:
Kann man den Wert einer physikalischen Größe mit Sicherheit (das heißt mit der Wahrscheinlichkeit 1) vorhersagen, ohne ein System dabei in irgendeiner Weise zu stören, dann gibt es ein Element der physikalischen Realität, das dieser physikalischen Größe entspricht. Die Viele-Welten Interpretation erfüllt dieses Kriterium offensichtlich. Denn alle möglichen Welten werdenja als real angeschaut. Unter Lokalität versteht man: Keine Information und keine Wirkung kann sich schneller ausbreiten als mit Lichtgeschwindigkeit. Auch dies wird von der Viele-Welten Interpretation erfüllt. Man kann allerdings darüber diskutieren, wie der Begriff 'real' definiert werden soll, damit er möglichst nützlich ist. Meiner Ansicht nach gibt es nur zwei Möglichkeiten, den Begriff konsistent und im Einklang mit den Experimenten zu definieren: 1. Realität ist vom Beobachter abhängig. oder 2. Alles, was die Schrödingerwelle beschreibt, hat ein Äquivalent in der Realität. Bei beiden Definitionen wäre Lokalität möglich. Denn Beobachter sind ja lokal. Und die Schrödingerwelle auch. |
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