Quanten.de Diskussionsforum

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-   Quantenmechanik, Relativitätstheorie und der ganze Rest. (http://www.quanten.de/forum/forumdisplay.php5?f=3)
-   -   Sind Schmerzen real ? (http://www.quanten.de/forum/showthread.php5?t=3730)

Tuermer 24.11.19 11:56

Sind Schmerzen real ?
 
Hallo,
ich führe im Moment eine Diskussion über die Realität. Wenn ich das als Laie die Quantenphysik richtig verstehe, dann ist die Realität nur sichtbar, wenn ich sie messen kann.

So, nun behauptet mein Diskussionspartner (Akademiker), das stimmt nicht.
Wenn er Kopfschmerzen hat, sind diese Schmerzen real.

Vielleicht könnt ihr mir erläutern, wer von uns beiden richtig liegt.

Danke
Türmer

Timm 24.11.19 19:38

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Weshalb denkst du, daß einer von euch beiden richtig liegt?

Bernhard 25.11.19 06:44

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Hallo Tuermer,

Zitat:

Zitat von Tuermer (Beitrag 92427)
Wenn ich das als Laie die Quantenphysik richtig verstehe, dann ist die Realität nur sichtbar, wenn ich sie messen kann.

lies als Einstieg in die Thematik bitte diesen Wikipedia-Abschnitt: https://de.wikipedia.org/wiki/Quante...Interpretation
Dort wird der Unterschied zwischen der instrumentalistischen und der realistischen Position beschrieben. Das zeigt ganz gut, was auch hier im Forum rund um die Quantenmechanik immer wieder diskutiert wird.

TomS 28.11.19 05:54

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Ist der Mond da, auch wenn niemand hinsieht?

Bernhard 28.11.19 07:51

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 92433)
Ist der Mond da, auch wenn niemand hinsieht?

Meiner Meinung nach ja.

Wobei der Mond umgangssprachlich auch nicht als Quantenobjekt bezeichnet werden sollte.

Hawkwind 28.11.19 09:21

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 92433)
Ist der Mond da, auch wenn niemand hinsieht?

Irgendwer wird schon hinschaun ... und wenn es das grüne Männchen aus dem Wega-System oder mein Kater ist. :)

TomS 29.11.19 06:01

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Zitat:

Zitat von Bernhard (Beitrag 92434)
Meiner Meinung nach ja.

m.M.n. auch

Zitat:

Zitat von Bernhard (Beitrag 92434)
Wobei der Mond umgangssprachlich auch nicht als Quantenobjekt bezeichnet werden sollte.

Warum nicht?

Bernhard 29.11.19 06:57

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 92439)
Warum nicht?

Weil es dem Laien in diesem Fall keine offensichtlichen Vorteile bringt.

TomS 29.11.19 08:04

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Ich bin der Meinung, es bringt ausschließlich Nachteile, wenn man suggeriert, Quantenobjekte gäbe es nur im Mikroskosmos. Von daher ist die Klarstellung, dass auch der Mond ein Quantenobjekt ist - das ich aber einfacher klassisch beschrieben kann - zu begrüßen.

Timm 29.11.19 08:49

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 92442)
Von daher ist die Klarstellung, dass auch der Mond ein Quantenobjekt ist - das ich aber einfacher klassisch beschrieben kann - zu begrüßen.

Nach meiner Kenntnis ist auf ein Quantenobjekt die Born'sche Regel anwendbar. Welchen Trick hatte der liebe Gott da im Hinterkopf, daß dies auf den Mond zutrifft?

sirius 29.11.19 08:59

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 92442)
Ich bin der Meinung, es bringt ausschließlich Nachteile, wenn man suggeriert, Quantenobjekte gäbe es nur im Mikroskosmos. Von daher ist die Klarstellung, dass auch der Mond ein Quantenobjekt ist - das ich aber einfacher klassisch beschrieben kann - zu begrüßen.

Ich würde mich dieser Sichtweise anschliessen.

soon 29.11.19 09:07

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 92433)
Ist der Mond da, auch wenn niemand hinsieht?

Wenn nichts und niemand mit dem Mond jemals wechselwirkte, wechselwirkt oder wechselwirken wird, dann ist der Mond nicht da.


Das Problem liegt m.M.n. woanders und ist schwierig zu verstehen.

Schrödingers Katze werden die Eigenschaften 'lebendig', 'tot' oder 'Überlagerungszustand' ('Katzenzustand') zugeorndnet.

Das sind aber eigentlich keine Eigenschaften der Katze, sondern Eigenschaften des Gesamtsystems Katze+Beobachter.

Bernhard 29.11.19 09:43

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 92442)
Ich bin der Meinung, es bringt ausschließlich Nachteile, wenn man suggeriert, Quantenobjekte gäbe es nur im Mikroskosmos.

Die universelle Anwendbarkeit der Quantenmechanik auf makroskopische Objekte ist noch nicht völlig geklärt und damit potentiell fehleranfällig.

Wir hatten hier erst neulich doch die Diskussion der Sichtweise von Frau Dr. Hossenfelder zu dieser Frage (The Trouble with MWI). Ich glaube nicht, dass man deren Sichtweise momentan trivialerweise außer Acht lassen sollte.

sirius 29.11.19 11:34

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Zitat:

Zitat von soon (Beitrag 92445)
Wenn nichts und niemand mit dem Mond jemals wechselwirkte, wechselwirkt oder wechselwirken wird, dann ist der Mond nicht da.

Bist Du Dir da wirklich sicher?

Wenn niemand ein Objekt benennen kann, heißt das dann, das es nicht vorhanden ist? Hat der Urknall nicht ohne Beobachter innerhalb unseres Universums stattgefunden?
Wir wissen letztlich nicht, ob es Beobachter ausserhalb unseres Universums gegeben haben könnte.


Zitat:

Zitat von soon (Beitrag 92445)
Das Problem liegt m.M.n. woanders und ist schwierig zu verstehen.

Schrödingers Katze werden die Eigenschaften 'lebendig', 'tot' oder 'Überlagerungszustand' ('Katzenzustand') zugeorndnet.

Man könnte den ’Zustand der Katze’ auch spezifizieren. Das würde eine genauere Beschreibung ergeben.

Zitat:

Zitat von soon (Beitrag 92445)
Das sind aber eigentlich keine Eigenschaften der Katze, sondern Eigenschaften des Gesamtsystems Katze+Beobachter.

Sehe ich auch so.

Timm 29.11.19 12:41

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Zitat:

Zitat von Bernhard (Beitrag 92446)
Die universelle Anwendbarkeit der Quantenmechanik auf makroskopische Objekte ist noch nicht völlig geklärt und damit potentiell fehleranfällig.

Weshalb würde man ein Quantenobjekt nach völligem Verlust der Kohärenz überhaupt noch Quantenobjekt nennen?

Bernhard 29.11.19 16:19

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 92449)
Weshalb würde man ein Quantenobjekt nach völligem Verlust der Kohärenz überhaupt noch Quantenobjekt nennen?

Ein Quantenobjekt ist doch per Definition ein "Etwas", das idealerweise und/oder sinnvollerweise mit dem mathematischen Apparat der Quantenmechanik beschrieben wird.

Mir ist nicht klar, worauf Du hinaus willst.

Timm 29.11.19 17:15

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Zitat:

Zitat von Bernhard (Beitrag 92451)
Ein Quantenobjekt ist doch per Definition ein "Etwas", das idealerweise und/oder sinnvollerweise mit dem mathematischen Apparat der Quantenmechanik beschrieben wird.

Mir ist nicht klar, worauf Du hinaus willst.

Darauf:
A loss of coherence (decoherence) therefore destroys these fundamentally quantum properties, and the states behave more like distinct classical systems. Macroscopic, classical objects don’t display quantum interference or exist in superpositions of states because their wave functions are not coherent.

soon 29.11.19 17:40

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Zitat:

Zitat von sirius (Beitrag 92447)
Wenn niemand ein Objekt benennen kann, heißt das dann, das es nicht vorhanden ist? Hat der Urknall nicht ohne Beobachter innerhalb unseres Universums stattgefunden?
Wir wissen letztlich nicht, ob es Beobachter ausserhalb unseres Universums gegeben haben könnte.

Ich hätte vielleicht erstmal schreiben sollen, dass für mich bereits ein einzelnes Molekül, dass mit einem emittierten Photon eines anderen Objekts wechselwirkt, als Beobachter gilt, - oder sogar noch weniger.

Vorstellungen von 'Wahrnehmung', 'Bewusstsein' und dem ganze Kram sind unnötig und einschränkend, finde ich. Es sollte schon allgemeingültig sein.

Bernhard 29.11.19 19:00

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 92452)
Darauf:
A loss of coherence (decoherence) therefore destroys these fundamentally quantum properties, and the states behave more like distinct classical systems. Macroscopic, classical objects don’t display quantum interference or exist in superpositions of states because their wave functions are not coherent.

Ja, Danke. Das ist ja eine gute Begründung dafür, warum man den Mond nicht als Quantenobjekt bezeichnen sollte.

TomS 01.12.19 23:31

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Zitat:

Zitat von Bernhard (Beitrag 92446)
Die universelle Anwendbarkeit der Quantenmechanik auf makroskopische Objekte ist noch nicht völlig geklärt und damit potentiell fehleranfällig.

Wir hatten hier erst neulich doch die Diskussion der Sichtweise von Frau Dr. Hossenfelder zu dieser Frage (The Trouble with MWI). Ich glaube nicht, dass man deren Sichtweise momentan trivialerweise außer Acht lassen sollte.

Das kann man sicher außer Acht lassen.

Niemand bezweifelt ernsthaft, dass man die Quantenmechanik auf makroskopische Objekte anwenden kann. Fraglich ist allenfalls die Natur des Messprozesses - und das ist sie bereits für mikroskopische Objekte. Mit MWI usw. hat das nichts zu tun.

Man wendet übrigens die Quantenmechanik häufig auf makroskopische Objekte an; die klassischen Gleichungen ergeben sich dabei als nullte Näherung.

Zitat:

Zitat von Bernhard (Beitrag 92454)
Ja, Danke. Das ist ja eine gute Begründung dafür, warum man den Mond nicht als Quantenobjekt bezeichnen sollte.

Wenn man also die Eigenschaften eines Objektes mittels Quantenmechanik berechnet, dann darf man es nicht Quantenobjekt nennen?

TomS 01.12.19 23:36

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Zitat:

Zitat von soon (Beitrag 92445)
Wenn nichts und niemand mit dem Mond jemals wechselwirkte, wechselwirkt oder wechselwirken wird, dann ist der Mond nicht da.

Warum?

Wie genau kommt er denn durch eine Wechselwirkung zu seiner Existenz? Welche Gleichung beschreibt dies? Woher stammt die Energie des Mondes, wenn er z.B. nur mit der kosmischen Hintergrundstrahlung wechselwirkt und dadurch existent wird?

TomS 01.12.19 23:39

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 92449)
Weshalb würde man ein Quantenobjekt nach völligem Verlust der Kohärenz überhaupt noch Quantenobjekt nennen?

Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 92452)
Darauf:
A loss of coherence (decoherence) therefore destroys these fundamentally quantum properties, and the states behave more like distinct classical systems. Macroscopic, classical objects don’t display quantum interference or exist in superpositions of states because their wave functions are not coherent.

Durch die Dekohärenz ändert sich jedoch nichts am Charakter des Objektes. Es gelten die selben Regeln, der selbe Formalismus, insbs. die Schrödingergleichung - aus der gerade die Dekohärenz des makroskopischen Objektes folgt.

Nur weil andere Eigenschaften beobachtet werden - die aus der Quantenmechanik folgen - bedeutet dies doch nicht, dass sich die fundamentalen Regeln ändern.

Wenn makroskopische Objekte nicht mittels Quantenmechanik behandelt werden, dann ist doch lediglich eine Näherung. Diese kann zutreffen - oder auch nicht. Den Mond kannst du z.B. klassisch betrachten, einen Neutronenstern sicher nicht. Seine makroskopischen Eigenschaften folgen mittels Quantenstatistik.

soon 02.12.19 07:06

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 92462)
Warum?

Wie genau kommt er denn durch eine Wechselwirkung zu seiner Existenz?

Es geht mir darum, dass eine Aussage "Objekt 'ist da' oder 'existiert' " nicht hinreichend ist. Es fehlt die Angabe für wen oder was der Mond da ist und wann und wo. Die Aussage 'der Mond ist da' gilt nicht pauschal. Wenn ich dem Objekt 'Mond' überhaupt keine Ereignisse (Wechselwirkungen) zuordnen kann, für wen oder was existiert er dann?

Mir fehlt hier eine Entsprechung zur Bedeutung des Beobachters in der Relativitätstheorie:
Zitat:

Oft ist Beobachter synonym zu Bezugssystem oder (Raum-Zeit-)Koordinatensystem: Ein Beobachter in diesem Sinne ist jeder, der es unternimmt, Raum und Zeit um sich herum und alles, was darin passiert, zu vermessen und insbesondere allen Ereignissen Raum- und Zeitkoordinatenwerte zuzuordnen.
http://www.einstein-online.info/lexikon/beobachter.html

Timm 02.12.19 09:08

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 92463)
Durch die Dekohärenz ändert sich jedoch nichts am Charakter des Objektes. Es gelten die selben Regeln, der selbe Formalismus, insbs. die Schrödingergleichung - aus der gerade die Dekohärenz des makroskopischen Objektes folgt.

Nur weil andere Eigenschaften beobachtet werden - die aus der Quantenmechanik folgen - bedeutet dies doch nicht, dass sich die fundamentalen Regeln ändern.

Wenn makroskopische Objekte nicht mittels Quantenmechanik behandelt werden, dann ist doch lediglich eine Näherung. Diese kann zutreffen - oder auch nicht. Den Mond kannst du z.B. klassisch betrachten, einen Neutronenstern sicher nicht. Seine makroskopischen Eigenschaften folgen mittels Quantenstatistik.

Es geht in diesem Zitat nicht um Dekohärenz als solche, sondern darum was nach vollständiger Dekohärenz entsteht.

Niemand hat behauptet, daß sich die fundamentalen Regeln ändern.

Es geht in dieser Diskussion um die Definition "Quantenobjekt". Ein Neutronenstern ist hinreichend Umwelteinflüssen ausgesetzt, sodaß man vollständige Dekohärenz annehmen kann. Was hat damit Quantenstatistik zu tun, mit deren Hilfe man das Verhalten makroskopischer Systeme untersucht?

Falls du eine Referenz hast, wonach die Bezeichnung "Quantenobjekt" auf ein nicht interferenzfähiges Objekt zutrifft, wäre das interessant.

TomS 02.12.19 13:49

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Zitat:

Zitat von soon (Beitrag 92464)
Es geht mir darum, dass eine Aussage "Objekt 'ist da' oder 'existiert' " nicht hinreichend ist. Es fehlt die Angabe für wen oder was der Mond da ist und wann und wo. Die Aussage 'der Mond ist da' gilt nicht pauschal. Wenn ich dem Objekt 'Mond' überhaupt keine Ereignisse (Wechselwirkungen) zuordnen kann, für wen oder was existiert er dann?

Das ist ein Vorurteil deinerseits oder ein Vorurteil vieler Physiker - oder einfach schlampiger Sprachgebrauch.

Wenn ich sage "der Mond existiert", dann meine ich "der Mond existiert". Wenn ich sage "der Mond erscheint für mich", dann meine ich "der Mond erscheint für mich". Man sollte beides nicht verwechseln.

M.M.n. ist Existenz zwingende Voraussetzung für Erscheinen. Erscheinen ist jedoch nicht zwingend mit Existenz gleichzusetzen; etwas kann existieren, ohnehin zu erscheinen. Das „esse est percipi“ ist eine logisch mögliche, jedoch keineswegs logisch notwendige Annahme. Und ich würde sagen, sie ist auch nicht besonders populär, auch nicht unter Physikern.

D.h. auch, dass wenn ein Objekt mit nichts wechselwirkt, kann es dennoch existieren, ohne jemandem zu erscheinen.

In der Quantenmechanik kann man sicher nicht mehr davon ausgehen, dass einem Quantenobjekt bestimmte Eigenschaften zukommen, ohne dass man diese beobachtet. Damit muss man jedoch nicht die Existenz des Objektes an sich ablehnen; nichts in der Quantenmechanik legt dies nahe. Allenfalls kann man sagen, dass ohne Erscheinen über die Existenz nichts sicher ausgesagt werde man; letztere zu leugnen erfordert jedoch eine spezielle philosophische Grundhaltung.

Bsp.: Ich erzeuge einen Elektronenstrahl und sende ihn durch absolutes Vakuum, das sich über Lichtjahre erstreckt; ich führe keine weitere Beobachtung durch. Die Elektronen werden nicht beobachtet und erscheinen niemandem. Das bedeutet, ich kann über diverse Eigenschaften einzelner Elektronen nichts sagen sagen. Das heißt jedoch logisch nicht, dass einzelne Elektronen verschwinden.

Man kann sicher einen bizarren Realitätsbegriff entwickeln, in dem letzteres der Fall wäre. Willst du darauf hinaus?

Zitat:

Zitat von soon (Beitrag 92464)
Mir fehlt hier eine Entsprechung zur Bedeutung des Beobachters in der Relativitätstheorie:
http://www.einstein-online.info/lexikon/beobachter.html

Für die Ontologie der RT ist der Begriff des Beobachters völlig irrelevant.

Und Existenz ist - rein philosophisch - im Gegensatz zur Beobachtung eben objektiv, nicht subjektiv, und beobachterunabhängig.

TomS 02.12.19 14:09

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 92465)
Ein Neutronenstern ist hinreichend Umwelteinflüssen ausgesetzt, sodaß man vollständige Dekohärenz annehmen kann. Was hat damit Quantenstatistik zu tun, mit deren Hilfe man das Verhalten makroskopischer Systeme untersucht?

Die Dekohärenz hat nichts mit den wesentlichen quantenphysikalischen Eigenschaften den Neutronenstern wie z.B. dem entartetem Fermigas zu tun. Und Quantenmechanik ist Quantenmechanik.

Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 92465)
Falls du eine Referenz hast, wonach die Bezeichnung "Quantenobjekt" auf ein nicht interferenzfähiges Objekt zutrifft, wäre das interessant.

Ich kenne keine allgemeingültige Definition.

Wir reden von einem "Quanten-Objekt":
1) rein sprachlich spielt also die Quantenmechanik bzw. bzw. deren Mechanismen eine wesentliche Rolle. Das gilt auch für makroskopische, untereinander nicht mehr interferenzfähige Systeme wie z.B. Neutronensterne. Du wirst kein Interferenzmuster von Neutronensternen erhalten, jedoch auch keine Chance haben, das Verhalten eines einzelnen Neutronensterns rein klassisch zu verstehen.
2) außerdem kommt der Begriff Objekt vor; das kommt von "objektiv" und steht im Gegensatz zu "subjektiv". Es sollte also zunächst keine Rolle spielen, ob und wie irgend jemandem dieses Quantenobjekt erscheint.

Das nur zur sprachlichen Präzisierung.

Ich bin der Meinung, der Sprachgebrauch makroskopisches Quantensystem wird einem Neutronenstern am ehesten gerecht. Was wäre denn eine vernünftige Alternative?

TomS 02.12.19 15:38

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Ist eh‘ alles off-topic.

Zitat:

Zitat von Tuermer (Beitrag 92427)
Wenn ich das als Laie die Quantenphysik richtig verstehe, dann ist die Realität nur sichtbar, wenn ich sie messen kann.

Kurz gesagt ist das immer so. Sichtbar wird nur das, was ich beobachte oder messe.

Zitat:

Zitat von Tuermer (Beitrag 92427)
Wenn er Kopfschmerzen hat, sind diese Schmerzen real.

Der Begriff „real“ alleine ist wohl wenig hilfreich.

Die Qualia „Schmerzen“ sind wohl nur „für ihn real“. Die zugrundeliegenden neuronalen = biochemischen Zustände und Prozesse sind - nach unserem wissenschaftlichen Weltbild - objektiv gegeben. Schmerz sowie neuronale Zustände und Prozesse zu identifizieren, als wesensgleich oder wesensverschieden anzusetzen, ersteres als „emergent“ anzunehmen ... sind unterschiedliche philosophische Grundhaltungen, auf die die Naturwissenschaft keine Antwort geben kann.


All dies hat eher etwas mit der Philosophie des Geistes zu tun, wenig bis gar nichts mit Quantenmechanik. Letztere fügt dem philosophischen Leib-Seele-Problem weder eine wesentliche neue Komponente hinzu, noch trägt sie irgendetwas zur Lösung bei; sie verkompliziert allenfalls die Diskussion. In diesem Sinne sorry für die Irrwege.

Timm 02.12.19 16:29

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 92467)
Du wirst kein Interferenzmuster von Neutronensternen erhalten, jedoch auch keine Chance haben, das Verhalten eines einzelnen Neutronensterns rein klassisch zu verstehen.

Warum nicht? Ein Neutronenstern hat im Gegensatz zu einem Quantenobjekt vor der Messung eine definierte Bahn und definierte Eigenschaften (in diesem Fall Dichte, Oberflächentemperatur ...) .

Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 92467)
Ich bin der Meinung, der Sprachgebrauch makroskopisches Quantensystem wird einem Neutronenstern am ehesten gerecht. Was wäre denn eine vernünftige Alternative?

Das scheint mir Sinn zu machen.

TomS 02.12.19 17:10

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 92470)
Warum nicht? Ein Neutronenstern hat im Gegensatz zu einem Quantenobjekt vor der Messung eine definierte Bahn und definierte Eigenschaften (in diesem Fall Dichte, Oberflächentemperatur ...) .

Ein Neutronenstern ist kein Massenpunkt sondern hat eine komplexe innere Struktur sowie Eigenschaften - entartetes Fermigas und Entartungsdruck, Supraleitfähigkeit und Suprafluidität ... - die ausschließlich quantenfeldtheoretisch verstanden werden können.

Timm 02.12.19 21:54

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 92471)
Ein Neutronenstern ist kein Massenpunkt sondern hat eine komplexe innere Struktur sowie Eigenschaften - entartetes Fermigas und Entartungsdruck, Supraleitfähigkeit und Suprafluidität ... - die ausschließlich quantenfeldtheoretisch verstanden werden können.

Richtig, nur ging es darum nicht. Es ging darum, ob man das Verhalten eines Neutronensterns klassisch verstehen kann (deine Frage). Und da denke ich ja mit Bezug auf eine definierte Bahn Bahn etc. Deine Anmerkung zum Massenpunkt verstehe ich nicht, ein Neutronenstern hat ein Zentrum der Masse.

soon 03.12.19 03:38

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 92466)
Ich erzeuge einen Elektronenstrahl ...

widerspricht der Vorgabe

Bernhard 03.12.19 03:50

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 92467)
2) außerdem kommt der Begriff Objekt vor; das kommt von "objektiv" und steht im Gegensatz zu "subjektiv". Es sollte also zunächst keine Rolle spielen, ob und wie irgend jemandem dieses Quantenobjekt erscheint.

Ich glaube nicht, dass der Begriff Quantenobjekt tatsächlich so präzise verwendet wird und gemeint ist.

Mir erscheint vielmehr ebenfalls die Rolle des Beobachters als wichtig. Man könnte z.B. ein makroskopisches Objekt dadurch definieren, dass es von vielen Beobachtern gleichzeitig über eine Vielzahl von Wechselwirkungen wahrgenommen werden kann.

Bei einem Quantenobjekt (z.B. Elektron, Atom, Molekül) hat man es normalerweise eher mit einer definierten Wechselwirkung (Messung) zu tun, die von einem definierten Beobachter (Experimentator) genutzt bzw. ausgeführt wird.

TomS 03.12.19 05:38

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 92472)
Richtig, nur ging es darum nicht. Es ging darum, ob man das Verhalten eines Neutronensterns klassisch verstehen kann (deine Frage).

Und zum Verhalten eines Neutronensterns gehört ganz wesentlich seine inneren Dynamik. Wenn wir nur an einem Massenpunkt interessiert wären, würden wir von einem Massenpunkt sprechen, nicht von einem Neutronensterns

Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 92472)
Und da denke ich ja mit Bezug auf eine definierte Bahn Bahn etc.

Das ist ein Aspekt. Aber warum blendest du die wesentlichen Eigenschaften des Neutronensterns aus, nämlich die, die ihn als solchen auszeichnen?

Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 92472)
Deine Anmerkung zum Massenpunkt verstehe ich nicht, ein Neutronenstern hat ein Zentrum der Masse.

Ja, da habe ich auch nicht widersprochen.

Auch Timm und Tom haben Massenmittelpunkte. Aber auch das Verhalten von Timm und Tom wirst du nicht verstehen, wenn du ihre innere Struktur vernachlässigst ;-)

soon 03.12.19 05:50

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Zitat:

Zitat von Bernhard (Beitrag 92474)
von einem definierten Beobachter (Experimentator)

Der Beobachter-Begriff muss mindestens so breit gefasst sein, dass er alles einbezieht, das z.B. beim Doppelspaltexperiment das Interferenzmuster zerstören kann.

TomS 03.12.19 06:03

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Zitat:

Zitat von Bernhard (Beitrag 92474)
Ich glaube nicht, dass der Begriff Quantenobjekt tatsächlich so präzise verwendet wird und gemeint ist.

Leider hast du wohl recht, und deswegen schlage ich eine Präzisierung vor.

Zitat:

Zitat von Bernhard (Beitrag 92474)
Mir erscheint vielmehr ebenfalls die Rolle des Beobachters als wichtig. Man könnte z.B. ein makroskopisches Objekt dadurch definieren, dass es von vielen Beobachtern gleichzeitig über eine Vielzahl von Wechselwirkungen wahrgenommen werden kann.

Wenn wir Quantenmechanik betreiben, spielt die Beobachtung normalerweise überhaupt keine Rolle. Wir berechnen Größen wie Masse, Energiespektren, Streuquerschnitte, elektromagnetische Formfaktoren ... makroskopische Eigenschaften wie spezifische Wärmekapazität und Wärmeleitfähigkeit, Magnetisierung, Suszeptibilität, Supraleitung, ...

Die Messung diskutieren wir hier gerne im Kontext von KI, VWI usw., aber das ist in der alltäglichen Anwendung der QM völlig irrelevant.

Zitat:

Zitat von Bernhard (Beitrag 92474)
Bei einem Quantenobjekt (z.B. Elektron, Atom, Molekül) hat man es normalerweise eher mit einer definierten Wechselwirkung (Messung) zu tun, die von einem definierten Beobachter (Experimentator) genutzt bzw. ausgeführt wird.

Ob jetzt Messung und Wechselwirkung identifiziert werden, ist Interpretationssache. Wenn man die Wechselwirkung betrachtet, kann man m.E. gerade nicht von einer definierten Wechselwirkung sprechen, sondern muss eine Verschränkung des zu messenden Systems mit Messgerät und Umgebung berücksichtigen; das ist m.E. genau das Gegenteil von einer definierten Wechselwirkung.

Ich wollte aber gerade darauf nicht hinaus. Der Begriff Quantenobjekt zeichnet sich dadurch aus, dass „Objekt“ bzw. „objektiv“ anzeigt, dass man die objektiven = beobachterunabhängigen Aspekte in den Vordergrund stellt. Man kann natürlich eine Position einnehmen, die diese objektivierende Sichtweise ablehnt, aber dann sollte man den Gegenstand der Diskussion gerade nicht mehr Quantenobjekt nennen.

Und nicht vergessen: die allermeisten Neutronensterne im Universum zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht beobachtet werden ;-)

Zusammenfassend: ich spreche - zur besseren Unterscheidung - von mikroskopischen sowie makroskopischen Quantenobjekten oder meinetwegen -systemen; in beiden Fällen ist die Quantenmechanik notwendig, um die Eigenschaften des Systems zu verstehen, d.h. eine klassische Betrachtung ist unzureichend; makroskopische Systeme spielen in vielen Bereichen der Physik eine essentielle Rolle; die Anzahl der Freiheitsgrade spielt dabei keine Rolle, wie man anhand von über einige Meter oder Kilometer miteinander verschränkter Photonen erkennen kann.

Timm 03.12.19 09:51

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 92475)
Das ist ein Aspekt. Aber warum blendest du die wesentlichen Eigenschaften des Neutronensterns aus, nämlich die, die ihn als solchen auszeichnen?

Weil ich hier den Kontext Quantenobjekt vermisse. Ein Bose-Einstein Kondensat wird als makroskopisches Quantenobjekt bezeichnet. Das trifft auf einen Neutronenstern nicht zu, auch wenn hier statistische Quantenmechanik anwendbar ist. Im Grunde eine müßige Diskussion, denn um Physik geht es nicht, stattdessen um eine Definition. - Ein mit dem Rastertunnelmikroskop betrachtetes C60 Molekül würde man in diesem Zustand nicht als Quantenobjekt bezeichnen nur weil es quantenmechanisch beschreibbar ist.

Bernhard 03.12.19 11:29

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 92477)
Man kann natürlich eine Position einnehmen, die diese objektivierende Sichtweise ablehnt, aber dann sollte man den Gegenstand der Diskussion gerade nicht mehr Quantenobjekt nennen.

Ich verstehe das ""Objekt" in Quantenobjekt schlicht als Hinweis auf ein Stückchen Realität oder "Etwas" und vermute, dass ich mit dieser Sichtweise auch nicht ganz alleine dastehe.

EDIT: Ferner sehe ich in der Verwendung einer Umschreibung im Sinne von "Quanten-Etwas" einen gewissen Spielraum für zukünftige Erkenntnisse über die Natur dieser "Quanten-Etwasse".

TomS 03.12.19 14:37

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Zu „... warum blendest du die wesentlichen Eigenschaften des Neutronensterns aus, nämlich die, die ihn als solchen auszeichnen?

Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 92478)
Weil ich hier den Kontext Quantenobjekt vermisse. Ein Bose-Einstein Kondensat wird als makroskopisches Quantenobjekt bezeichnet. Das trifft auf einen Neutronenstern nicht zu, auch wenn hier statistische Quantenmechanik anwendbar ist.

Ich verstehe deinen Einwand nicht. S.o. - in einem Neutronenstern liegen Suprafluidität und Supraleitung vor. Was vermisst du jetzt genau?

Timm 03.12.19 14:48

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Zitat:

Zitat von Bernhard (Beitrag 92474)
Ich glaube nicht, dass der Begriff Quantenobjekt tatsächlich so präzise verwendet wird und gemeint ist.

Mir erscheint vielmehr ebenfalls die Rolle des Beobachters als wichtig. Man könnte z.B. ein makroskopisches Objekt dadurch definieren, dass es von vielen Beobachtern gleichzeitig über eine Vielzahl von Wechselwirkungen wahrgenommen werden kann.

Aber welchen Zusammenhang siehst du zwischen Quantenobjekt und einem von Beobachtern wahrgenommenen Objekt? Die nicht Beobachtbarkeit?

Für meine schon ein paar mal geäußerte Vorstellung von einem Quantenobjekt fand ich einige Referenzen. Ich finde so macht die Unterscheidung makroskopisches Objekt vs. Quantenobjekt Sinn.

https://www.quora.com/What-is-the-di...d-a-normal-one
A quantum object, such as an electron, is not described accurately by classical laws. We cannot assign it trajectories (in general) but only talk about the probability of it being here or there, or having such and such momentum etc.

https://cosmosmagazine.com/physics/q...nally-confused
Quantum objects (like photons and electrons) have split personalities – sometimes they behave like waves, and sometimes like particles. The way they behave depends on the kinds of questions you ask them (see the “two-slit experiment” below).

Timm 03.12.19 14:57

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 92480)
Ich verstehe deinen Einwand nicht. S.o. - in einem Neutronenstern liegen Suprafluidität und Supraleitung vor. Was vermisst du jetzt genau?

Das Bose-Einstein Kondensat besteht aus einer einer Superposition, sodaß die Individualität der Atome nicht mehr existiert. Ich denke dies ist das Kriterium dafür es als makroskopisches Quantenobjekt zu betrachten. Trifft das auf das Innere eines Neutronensterns ebenfalls zu?

TomS 03.12.19 15:17

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Das trifft auf jedes System zu, in dem ein Mehr- oder Vielteilchensystem durch einen Quantenzustand bzw. Quantenstatistik beschrieben werden muss.

Es gilt damit auch für die entartete Kern- oder Quarkmaterie im Neutronenstern.

Timm 03.12.19 15:54

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Zitat:

Zitat von TomS (Beitrag 92483)
Es gilt damit auch für die entartete Kern- oder Quarkmaterie im Neutronenstern.

Ok, nach diesem Kriterium enthält ein Neutronenstern ein Bose-Einstein Kondensat (kann man auch relativ einfach nachlesen, wie ich eben feststellen konnte) und kann deshalb wohl als makroskopisches Quantenobjekt bezeichnet werden (konnte ich so nicht finden).
Danke für die Aufklärung.

TomS 03.12.19 16:28

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 92484)
Ok, nach diesem Kriterium enthält ein Neutronenstern ein Bose-Einstein Kondensat ...

Zunächst mal nicht, weil er aus Fermionen besteht.

Dein o.g. Kriterium der ununterscheidbaren Teilchen gilt aber für beide Arten der Quantenstatistik und ist demnach auch hier zutreffend.

Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 92484)
kann man auch relativ einfach nachlesen ...

Ja

Bose-Einstein-Kondensat gilt sicher für die Supraleitung, in diesem Fall für Cooper-Paare d.h. Quasi-Teilchen.

Für die Superfluidität muss das nicht gelten, diese existiert z.B. sowohl für Helium-4 als auch für fermionisches Helium-3 (da bin ich aber kein Experte, muss man noch prüfen).

In bestimmten Phasen befinden sich Mesonen wohl in einem Bose-Einstein-Kondensat.

(alles, ohne es jemals im Labor reproduziert und gemessen zu haben ...)

Zitat:

Zitat von Timm (Beitrag 92484)
... und kann deshalb wohl als makroskopisches Quantenobjekt bezeichnet werden ...

sag ich doch ;)

physicus 04.12.19 12:34

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Zitat:

Zitat von Tuermer (Beitrag 92427)
Hallo,
ich führe im Moment eine Diskussion über die Realität. Wenn ich das als Laie die Quantenphysik richtig verstehe, dann ist die Realität nur sichtbar, wenn ich sie messen kann.

So, nun behauptet mein Diskussionspartner (Akademiker), das stimmt nicht.
Wenn er Kopfschmerzen hat, sind diese Schmerzen real.

Vielleicht könnt ihr mir erläutern, wer von uns beiden richtig liegt.

Ach Du meine Güte... :D

NATÜRLICH sind die Schmerzen real. Wären sie es nicht, dann würde man sie nicht spüren.

Das hat weniger mit Quantenphysik zu tun, sondern vielmehr mit einfachem Nachdenken und im Prinzip mit dem gesundem Menschenverstand.

Damit kann diese Diskussion auch wieder beendet werden...

Zweifels 08.12.19 13:17

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Interessantes Thema. Hier ist mal meine Meinung dazu. Vielleicht ist was passendes für deine Diskussion dabei.
Die erste Frage, die bei mir aufkam, war, ob man Schmerzen nicht über Gehirnströme sichtbar machen kann. Wie dem denn auch sei, grundlegend würde ich die gesamte Realität nicht nur über die Quantenphysik und den Eigenschaften von Quanten definieren.
Schmerzen befinden sich auf der Ebene des Lebenswesens und zeugen davon, dass im Organismus was schief läuft. Demzufolge kennt der Körper (unterbewusst) ein richtig und ein falsch. Diese Information muss irgendwo herkommen.

Während die Mathematik und die klassische Physik (Newtons Axiome) noch ohne (göttliche) Architekten auskommt (nimmt man theoretisch Raum, Zeit und Teilchen an), beginnt mit dem Periodensystem der Elemente und den Eigenschaften dieser Elemente der Hinweis darauf, dass willkürlich (Modallogisch) etwas festgelegt wurde. Zwar verfolgt das Periodensystem der Elemente noch immer eine einfache Mathematik (z.b. die Oktettregel) und erklärt z.B. dass sich Natrium und Chlor wegen ihrer Elektronenanzahl gern verbinden, aber dass Natriumchlorid (Kochsalz) dann am Ende salzig schmeckt, kann man meiner Meinung nach nicht mehr aus den Eigenschaften von Natrium und Chlor ableiten. Wahrnehmen bzw Messen kann man das aber schon.
Ich hab mal vor Jahren etwas gelesen, was mich sehr beeindruckt hat und kam am Ende zu dem Schluss, dass das Universum "lebt". Es ging um ein Experiment, in dem man neue Verbindungen von Stoffen auskristallieren hat lassen und die Zeit dafür gemessen hat. Seltsamerweise hat diese Auskristallisation für diese Stoffe beim ersten Mal länger gedauert als bei allen nachfolgenden. So, als ob das Universum erst nach den neuen Eigenschaften suchen müsste.

Auch Teilchen kleiner als Atome haben Eigenschaften, die man zwar herausfinden kann, aber nicht mehr abstrakt ableiten kann. So bewegen sich z.b. Lichtphotonen in allen Bezugssytemen mit einer absoluten Lichtgeschwindigkeit. Auch wenn es dem klassischen Bild der Physik widerspricht, kann man auch hier eine Art Sinn ableiten.
Würde man z.b. von einem Stern eine Rakete mit einer bestimmten Geschwindigkeit abfeuern und von dieser Rakete eine weitere Rakete mit der gleichen Geschwindigkeit und dann eine weitere etc., so dass sich am Ende die letzte Rakete mit Überlichtgeschwindigkeit vom Stern entfernt, und dann den Stern kurz verdunkeln, dann würde die letzte Rakete nicht mehr das Sternenlicht wahrnehmen. Denn das Licht des Sterns bewegt sich mit Lichtgeschwindigkeit vom Stern weg und die Rakete (theoretisch) mit Überlichtgeschwindigkeit. Bei einer absolute Lichtgeschwindigkeit jedoch kann man vereinfacht sagen: zu einem bestimmten Zeitpunkt haben Stern und Rakete einen bestimmten Abstand. Dieser Abstand wird dann aus dem Bezugssystem der Rakete mit Lichtgeschwindkeit vom ersten Lichtstrahl nach der Verdunklung überwunden. Denn aus dem Bezugssystem der letzen Rakete ist die Bewegungsgeschwindigkeit der Lichtquelle (des Sterns) nicht relevant. Das hier ist stark vereinfacht und die Relativitätstheorie löst das anders und geht auch davon aus, dass zwei (ungeladene) Teilchen sich nicht mit Überlichtgeschwindigkeit voneinander entfernen können, da man keine geladenen Teilchen auf Lichtgeschwindigkeit bringen kann. Wie das genau ist, können dir hier andere erkären (Ich glaube aus dem Bezugssystem des Sterns würde die Differenz der Geschwindigkeiten von aufeinanderfolgenden Raketen immer kleiner werden und die letze Rakete sich demnach nie mit Überlichtgeschwindigkeit vom Stern entfernen), aber grundsätzlich geht auch die RT davon aus, dass das Licht des Sternes die Rakete trifft. D.h. der Sinn der Defintion einer absoluten Lichtgeschwindigkeit könnte der sein, dass in unserem Universum jeder Planet auch das Licht aller Sterne empfängt, egal wie der Planet sich relativ zu einem Stern bewegt. Mit anderen Worten: Wenn ein Stern existiert, dann wird sein Licht auch von allen Planeten wahrgenommen.
Schmerzen würde ich demnach auch nicht nur Quantentheoretisch sehen. Auch hier steckt ein Sinn bzw. Wille dahinter, den man nicht mehr mathematisch Abstrakt erfassen kann. Ich könnte mir z.b. die Entwicklung eines Bewusstseins für Gefahr bei Lebewesen vorstellen. Demnach denke ich, dass Schmerzen real für das Bewusstsein des Menschens sind und würde sie nicht auf Grund der Quantenphysik leugnen.

Elfulus 11.12.19 15:42

AW: Sind Schmerzen real ?
 
Zitat:

Zitat von Tuermer (Beitrag 92427)
Hallo,
ich führe im Moment eine Diskussion über die Realität. Wenn ich das als Laie die Quantenphysik richtig verstehe, dann ist die Realität nur sichtbar, wenn ich sie messen kann.

So, nun behauptet mein Diskussionspartner (Akademiker), das stimmt nicht.
Wenn er Kopfschmerzen hat, sind diese Schmerzen real.

Ich denke, das ist kein quantenmechanisches sondern eher ein philosophisches Problem. Es hängt einfach davon ab, wie man "Realität" definiert. Wenn man also, wie in den Naturwissenschaften oft üblich, nur Messbares/Wechselwirkendes als real anerkennt, dann ist die Qualität der gefühlten Emotion hinter dem Schmerz in diesem Sinne nicht real.

In diesem Sinne objektivierbar real wären von verschiedenen Beobachtern messbare biochemische Prozesse, die mit der erklärten Schmerzwahrnehmung womöglich korrelieren. Leider sind es aber nur Korrelationen.
Daher bliebe Schmerz in der obigen Realitätsdefinition zwar eine als "real" empfundene Wahrnehmung (wie die Farbempfindung "rot"), aber eben keine objektive Realität für andere Beobachter. Diese können lediglich über Spiegelneuronen/Empathie/"Theory of Mind" annehmen, dass, das was der andere als "Schmerz" bezeichnet, das Gleiche ist, das man selber als Schmerz empfindet, wofür es aber nur Anhaltspunkte und keine Beweise gibt (deshalb ja auch die extrem unterschiedlichen Schmerzempfindungen von Menschen).

Zusammenfassend sollte die Frage wohl eher lauten: Wie definiere ich Realität? Ist rein subjektiv Wahrgenommenes und Symbolisiertes ("rot" oder "Schmerz") auch "real" (im Sinne von Descartes' "Ich denke also bin ich") oder kann man nur solche Dinge als "real" bezeichnen, die messbar, vergleichbar und objektivierbar sind? Letztlich rührt man da an einem Urthema der Philosophie, dem Verhältnis von Materie und Geist.

Noch kürzer: Mein Schmerz ist natürlich real, der von Anderen "nur eine Aussage" und die "Anderen" ... nur meine Erfindung :)

Edit: Tatsächlich neige ich selbst zu der (nicht beweisbaren) Auffassung, dass sowohl die "Anderen" objektiv und unabhängig von mir existieren als auch ihre behauptete Schmerzempfindung grundsätzlich real ist. Allerdings messe ich Aussagen zur empfundenen Schmerzstärke keine direkte Realität zu (auch wenn mir die Anderen dann trotzdem mehr Leid tun;)), weil sie zu einem nicht geringen Teil erlernt ist und nur schlecht mit dem tatsächlichem Ausmaß der Körperstörung korreliert.


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