Thema: Aus!?
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Alt 02.01.09, 13:33
kawa kawa ist offline
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Standard AW: Aus!?

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Zitat von Sino Beitrag anzeigen
Physik ist für mich die Wissenschaft, die sich mit der unbelebten Materie befasst und fragt, nach welchen Grundregeln diese zusammenhält und wechselwirkt. Ich vermute, die grundlegenden Regeln der Physik sind prinzipiell extrem einfach und lassen sich in wenigen Gleichungen niederschreiben, man muss sie nur finden.
Es ist nicht Aufgabe der Physik, die Wunder der Natur, des Lebens und des Bewusstseins zu erklären. Das ist die Aufgabe anderer Wissenschaften.
Sehe ich exakt genauso. Das ist auch der primäre Grund, warum ich Physik heute nicht mehr so interessant finde wie früher mal. In seiner jugendlichen Einfalt denkt man halt "Wow, Physik ergründet die tiefsten Regeln des Universums, wenn ich Physik verstehe, verstehe ich die ganze Welt". Pustekuchen. Nichts versteht man. Die Welt ist eine Hierachie von Regelsystemen in der jede Ebene (so man die überhaupt klar trennen kann) die Regeln der darüberliegenden Ebene hervorbringt. Und wie du ja so richtig schreibst, kann man aus ziemlich einfachen Regeln bereits derart komplexe Systeme bauen, da diese eine komplett neue Wissenschaft begründen können.

Man denke z.B. ans Wetter. Physikalisch gesehen ist Wetter trivial: Es folgt praktisch perfekt den Regeln der Navier-Stokes-Gleichung. Indem man diese löst, kann man alle Wetterphänomene erklären und auch Wettervorhersagen machen. Eine 'mickrige' Gleichung. Und was für eine Komplexität. Die komplette Meterologie macht ja eigentlich nicht anderes, als diese Gleichung zu lösen (bzw. die Lösungen zu kategorisieren).

Nun eine andere Regel: Die Schrödinger-Gleichung. Ok, etwas zu simpel, machen wir die Pauli-Gleichung draus. Auch eine an sich simple Gleichung. Aber die komplette Chemie basiert darauf. Chemie behandelt einfach nur Lösungen dieser Gleichung, genauso wie die Metetorlogie die Lösungen der Navier-Stokes-Gleichung behandelt. Und ebenso wie in der Meterologie entstehen aus dieser 'simplen' Gleichung Regeln die hunderte Lehrbücher und km an Fachveröffentlichngen füllen.

Und so geht das weiter und weiter. Die Chemie erzeugt wieder spezielle Regelsets (Biochemie) auf denen die Biologie basiert. Die Biologie erzeugt Systeme wie Nervensysteme, die wieder eigene Regeln haben und aus denen dann wieder komplette Wissenschaften wie Neurologie, Psychologie, Soziologie usw. resultieren.

Nun kommen natürlich immer die Esoteriker, die mangels echtem Verständnis dieser Dinge denken, das man zur Erklärung einer Ebene unbedingt auch noch alle anderen Ebenen darunter explizit braucht. Oder das es noch weitere Ebenen gibt, die man bisher übersehen hat. Dem ist aber nicht so. Zumindest gibt es keinerlei Hinweise darauf. Aber der Grund, warum viele immer noch denken das da 'mehr' sein muß, liegt einfach darin, das man, um das ganze wirklich zu begreifen, einfach einige Zeit damit 'herumspielen' muß. Um selbst zu sehen, wie an sich simple Systeme ruck-zuck Regeln entwickeln können, die jenseits jeder 'geschlossenen' Behandelbarkeit liegen.

Um das zu begreifen braucht man Mathematik. Erst wenn man wirklich mal verstanden hat, wie man z.B. die Schrödingergleichung fürs Wasserstoffatom löst, und wie schwierig es dann wird, von da auch nur zum Heliumatom zu kommen (bzw. was für Vereinfachungen man da machen muß, um das auch nur Näherungsweise zu schaffen), erst dann fängt man an zu begreifen, wie wenig doch die Schrödingergleichung einem eigentlich nutzt, wenn man auch nur die Grundlagen der Chemie verstehen will. Und das, obwohl sie alles enthält, was man wissen muß. Wenn man das dann auch noch in anderen Bereichen macht, dann wird einem schnell klar, wie wenig die Physik einem eigentlich beim Verständnis der Natur helfen kann.

Und dabei wird dann auch klar, wie albern Vorstellungen wie 'Quantenbewußtsein' o.ä. eigentlich sind. Die Regeln der QM sind einfach soweit von den Regeln der Biologie entfernt, das man eh keine direkte Verbindung mehr 'sehen' kann (wegern der unzähligen groben Vereinfachungen). Daher muß man z.B. die Regeln der Biologie so oder so komplett neu erforschen, das Wissen über die SG hilft einem da garnichts. Das ist weiter voneinander entfernt wie das exakte Verhalten eines einzelnen Transistors in einer CPU von einem Programm wie Photoshop.

Nur wird die Physik dadurch natürlich nicht obsolet. Im Gegenteil, viele der Verfahren (wie Meßtechnik, Mathematische Verfahren usw.) die Physiker entwickelt haben, sind auch in anderen Bereichen mehr und mehr gefragt. Daher arbeiten heute auch so viele Physiker z.B. in Biologie und Medizin und nicht mehr in der 'puren' Physik. Und die Grundlagen 'von allem' sind ja weiterhin interessant - selbst wenn die für unser tägliches Leben eigentlich völlig irrelevant sind.

Gruß, Karsten.
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