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Alt 12.04.12, 02:08
Petruska Petruska ist offline
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Standard AW: Gibt es vom Standpunkt der Physik eine wissenschaftlich existierende « Allgemeine

Hallo, Fossilium,

Ich muss mich wieder sehr ungeschickt angestellt haben, wie des öfteren; daher auch die Wahl meines Pseudonyms Petruska; das stammt aus einem Ballett von Stravinsky, wo der Titelheld, eine Sorte Pinocchio, sich auch sehr schwer tut ...

Anderseits kommen vielleicht ein paar sprachliche Probleme dazu; franz. Staatsbürger, aber in Deutschland aufgewachsen, bin ich ohne Überheblichkeit alles in allem F-D zweisprachig, aber meine Denk- und Arbeitssprache ist Französisch. Bei uns ist der Ausdruck "problème d'émergence" gängig. Leute wie S. Haroche (er ist Professor am "Collège de France"; dieser Posten gilt hier als die höchste Anerkennung eines Wissenschaftlers), und viele andrer benutzen ihn tag-täglich. Wir werden darauf zurück kommen.

Gut, da ich also sehr ungeschickt gewesen sein muss, versuchen wir es anders. Ich weiss ungefähr, wie statistische Mechanik und die dazu gehörende Wahrscheinlichkeitsrechnung funktioniert, da das ja zu meiner täglichen Tätigkeit eines pädagogischen Oberkellners gehört. Obwohl ich sonst eher ein Fan der Feynman Lectures bin, empfehle ich den Studenten, was statistische Mechanik anbetrifft, eher den Berkeley-Kurs von F. Reif; da finden wir all das wie Druck, Temperatur, - 273°C als absolutem Nullpunkt usw. sehr kompakt verständlich geschildert, und zwar mit Humor, den man in dieser Welt sichtlich braucht.
Da statistische Mechanik also wundervoll klappt, habe ich auch NIE behauptet, dass man da Systemtheorie HINZUFÜGEN muss.
Mein Gedankengang ist UMGEKEHRT.
Es gibt meiner Meinung nach Gebiete, wo Physik IM PRINZIP durch Systemtheorie erweitert werden sollte. Darüber kann man sich vielleicht streiten. Was dieses Forum anbetrifft, scheint RoKo z.B. mit meinen sich weiter oben befindenden Gedankengängen durchaus einverstanden zu sein, wie du es feststellen kannst, wenn Du Dir die Mühe machst, alles zu lesen.

Eine Angelegenheit, wo solche Systemtheorie vorteilhaft wäre, ist eben nun besagte Emergenz.
Um da heran zu kommen, sprechen wir erstmal über Irreversibilität. Vielleicht sagt im Deutschen für "irréversibilité" eher "Unumkehrbarkeit". Gemeint ist jedenfalls Folgendes, was man ab dem 1en Semester kennt: 1° In einem isolierten System steigt die Entropie monoton bis zum Maximum an; 2° offene systeme, deren Entropie sinkt, sind immer Teilsysteme eines breiteren Systems, wo wieder monoton steigende entropie gilt.
Kurz gesagt, der sog. "erweiterte zweite Wärmesatz". (Ich möchte hinzufügen, dass Léon Brillouin - er hat seine Karriere in Havard beendet und gilt nicht als Vollidiot - den "erweiterten zweiten Wärmesatz" kybernetisch, also vom Standpunkt so mancher Leute SYSTEM-THEORETISCH behandelt hat. Aber das ist hier nicht so wichtig.)
Laut der statistischen Mechanik erklärt sich der Zweite Wärmesatz (erweitert oder nicht) als Tendenz eines System von der unwahrscheinlichen Ordnung zur wahrscheinlichen Unordnung.
Und jetzt müssen wir folgende Frage stellen: Da ja jedes System letzten Endes von der Ordnung zur Unordnung tendiert, und nie umgekehrt, wie kann dann die Initial-Ordnung LETZTLICH entstanden sein? Wo kommt die her? Woraus ist die "aufgetaucht"? UND DA HABEN WIR DAS "PROBLEME D'EMERGENCE", dA IM fRANZÖSICHEN "EMERGER" "AUFTAUCHEN" BEDEUTET.

Einige Leute, darunter meine Wenigkeit, aber ich bin nicht der einzige, vermuten nun, dass da system-theoretische Ansätze weiterhelfen könnten, da man hier ja mit steigender Organisation zu tun hat.
Nun stellt sich eine neue Frage: GIBT ES ÜBERHAUPT EINE SYSTEM-THEORIE IN EINER FORM, MIT DER DIE PHYSIK OPERATIONELL GESEHEN ETWAS ANFANGEN KANN?
Hier lautet meine persönlche Antwort so: Nein, eine solche Systemtheorie gibt es NOCH nicht. allerdings bieten sich einige Ansätze an , eine solche nach und nach zu schaffen.
Einer dieser Ansätze besteht darin, dass meiner Ansicht nach Wahrscheinlichkeitsrechnung BEREITS eine systemtheorie ist, die sich als solche ignoriert.
Du bist doch einverstanden mit mir, dass ein unabhängiger Einzelversuch keinerlei Wirkung auf eine Sequenz hat. Anderseits hast Du mir selbst beigebracht, aber ich wusste es auch schon voher,und zwar seit meinen Anfangssemestern, dass, wenn die Anzahl n der gemachten Versuche zum Unendlichen hin tendiert, die Standard-Abweichung von der vorgegebenen Wahrscheinlichkeit sich dann asymptotisch Null nähert.
Das kann als Wirkung des Ganzen auf den Teil interpretiert werdn, und gewissere ERWEITERUNGEN dieses Gedankengangs bieten einige Richtlinien - und nichts anderes !!!!! - in Hinsicht auf eine noch zu konstruierenden Systemtheorie.

Wie gesagt, daüber kann man wohl streiten. Aber man streitet besser und konstruktiver, wenn man erstmal alles liest, anstelle aus dem Zusammenhang herausgenommene Zitate etwas "cavalièrement" zu kommentieren.

So, schöne Grüsse aus Paris
Petruska
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