Zitat:
Zitat von Joule
Weil dieser Ansatz etwas mehr Spielraum lässt und der realistische Ansatz etwas anmaßend scheinen mag.
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Ich halte sie nicht für anmaßend.
Ich gehe dabei aber auch nicht von einer spezifischen Theorie aus, und ich behaupte auch nicht, dass wir die Realität exakt beschreiben. Ich halte es eher mit der Philosophie Platons - insbs. der in seinem Höhlengleichnis dargestellten Erklärung. Demzufolge sind wir durchaus in der Lage, die Realität wie in einer vereinfachten, verzerrten, verschleierten Skizze zu erkennen. Wir erkennen nicht alle Aspekte und Details der Realität, und wir werden das Opfer von Verzerrungen und Verschleierungen. Diese erzeugen sicher auch Artefakte, die wir jedoch nicht der Realität selbst sondern eben dieser Vereinfachung zuschreiben müssen; der triviale Kollaps ist m.E. ein derartiges Artefakt. Andererseits erkennen wir auch in gewissen Aspekte strukturell richtige, treue Abbilder der Realität; die unitäre Zeitentwicklung usw m.E. eine derartig treue Abbildung.
Du wirst einige bekannte Wissenschaftler finden, die sich an Platon orientieren und dabei sehr bescheiden bleiben; Penrose zum Beispiel. Und du wirst Instrumentalisten oder Positivisten finden, die ich eher als anmaßend beschreiben würde.
OK, deine Wahl ist sicher zulässig und auch akzeptiert.
Zitat:
Zitat von Joule
Ok, hier hatte ich offenbar falsche Informationen oder ich habe richtige Informationen falsch verstanden
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Welche denn?
Zitat:
Zitat von Joule
Also instrumentalistisch=Kopenhagener Deutung (?)
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So einfach ist das nicht.
Es gibt diverse Ausprägungen und Spielarten. Die Kopenhagener Deutung ist so ein weites Feld wie asiatisches Essen - im Gegensatz z.B. zu Nürnberger Bratwürsten. Viele Physker kennen die Gedanken nur bruchstückhaft aus Lehrbüchern oder Vorlesungen, in denen es zu 99% um die Anwendung geht; die Formulierungen von Axiomen bzw. Postulaten, Messproblem und Kollaps usw. sind leider oft wenig präzise. Die eingangs diskutierte Fragestellung bzgl. Realismus oder Instrumentalismus kennen viele Physiker nicht. Eine eher unzuverlässige Quelle ist m.E. Bohr selbst, der an verschiedensten Fronten kämpfte; ihm ging es nicht um eine spezifische Interpretation der QM, sondern darum, dass diese überhaupt akzeptiert werden konnte; seine Bezugnahme auf klassische Physik zur Rechtfertigung der Argumente des Messprozesses ist m.E. nicht mehr zeitgemäß. Heisenberg hatte sicher im Detail andere Ansichten. Sehr präzise hat von Neumann die orthodoxe Interpretation formuliert.
Eine sicher weit verbreitete Spielart - ohne jeglichen Tiefgang - ist
shut-up-and-calculate.
Eine moderne Spielart ist der
Quanten-Bayesianismus; ich würde ihn ebenfalls als letztlich instrumentalistisch bezeichnen.
Zitat:
Zitat von Joule
Das sagen sie alle Gibt es hier wirklich noch keine experimentellen und wasserdichten Erfahrungen?
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Wie soll es die geben? Wie willst du experimentell überprüfen, was tatsächlich geschieht, wenn du es zugleich nicht überprüfst?
Ich verweigere die Aussage aufgrund deiner schwankenden Haltung, nicht aufgrund meiner
Wir kommen schon noch dazu.