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Alt 20.01.22, 14:49
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TomS TomS ist offline
Singularität
 
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Standard AW: Abweichungen und Möglichkeiten in einem Multiversum?

Zitat:
Zitat von Timm Beitrag anzeigen
Darauf [was wäre diese Vorgabe im Falle des menschlichen Bewusstseins? Wäre das nicht ein Anhaltspunkt dafür, was bei der KI / den NNs fehlt?] wollte ich hinaus. Aufgrund des oben gesagten, sollte die Klärung dieser Frage eigentlich möglich sein.
Nee, umgekehrt

Ich dachte, wir wären uns bzgl. des menschliche Bewusstseins weitgehend einig und könnten auf dieser Basis künstliches Bewusstsein diskutieren. Da dies nicht der Fall zu sein scheint, zurück auf los.

Ich fasse nochmal kurz meine Sichtweise zum menschliche Bewusstsein aus den bisherigen Beiträgen zusammen und bitte um dein Feedback und deine Kritik:
  1. im menschlichen Gehirn ist eine Vielfalt unterschiedlicher Funktionen *) auf Basis identischer Hardware - Biochemie, Neuronen … - realisiert
  2. die Funktionalität entsteht und wächst aufgrund zweier treibender Faktoren aus der Umgebung: i) Mutationen und Selektionsdruck auf Populationen; ii) Lernen bei Individuen
  3. (i) bezieht sich auf die Struktur des Gehirns, die Biochemie der Neuronen etc.; (ii) bezieht sich auf die darauf ablaufenden Funktionen **)
  4. die Bewertung der Funktionalität betrifft Sensorik, Aktorik und die Funktionen des Gehirns, d.h. im weitesten Sinne das geeignete Erlernen und Anpassen von Interaktionen mit der Umgebung - Sehen, Hören … Greifen … koordiniertes Jagen, Verabreden und Anpassen von Strategien … ***)
  5. im Zuge dieser Entwicklung - längerfristig über Populationen, kurzfristig je Individuum - ist ein ausschließlich introspektiv zugänglicher Aspekt des Bewusstseins entstanden; für diesen ist kein zusätzlicher spezieller Mechanismus jenseits der bisher genannten Biochemie/Neuronen, Sensorik/Aktorik und Selektion/Lernen bekannt
  6. meine Hypothese ****) ist, dass ein solcher auch nicht existiert, sondern dass die o.g. Mechanismen zur Entstehung dieser Aspekte des Bewusstseins - Körperwahrnehmung wie Schmerz, Gefühle wie Scham, Religiosität, Selbstreflexion … ausreichend sind
  7. ein Beispiel wäre die Anpassung einer Strategie; das Bewusstsein eines einzelnen Individuums ist für sich alleine in der Lage, neben den beobachtbaren Auswirkungen der Strategie (über die Sensorik) auch die Strategie selbst zu verarbeiten (weiterer neuronaler Input), für sich zu bewerten d.h. z.B. Handlungsoptionen zu durchdenken und die Strategie anzupassen (neuronaler Output); dies bedeutet, dass sich das Gehirn z.B. Funktionen des Sehzentrums und eine Bewertungsfunktion vorstellt, d.h. simuliert.

*) Funktionen im weitesten Sinn, nicht mathematisch präzise zu verstehen
**) bzgl. (i) und (ii) evtl. nicht ganz trennscharf
***) während bei (ii) ein zeitnaher Feedback je Individuum erfolgt ("falsches Jagdverhalten => Hunger") erfolgt das Feeback (i) über das Aussterben zu wenig angepasster Individuen oder Popuationen
****) dass Bewusstsein auf bekannten physikalischen Prozesse basiert, sich dies dennoch teilweise unserem Verständnis entzieht - die Qualia irreduzibel erscheinen - und dass dies nicht objektiv testbar ist - da Qualia rein introspektiv / subjektiv zugänglich sind

Lass uns doch erst zu diesen Fragen Klarheit schaffen, bevor wir Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu künstlicher Intelligenz und Bewusstsein diskutieren.
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Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.

Ge?ndert von TomS (20.01.22 um 15:33 Uhr)
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