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Alt 18.02.12, 21:53
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Marco Polo Marco Polo ist offline
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Standard AW: Anekdote

Teil 2 folgt sogleich:

Irgendwann wurde es im Freien dann wirklich zu kalt und wir klappten die Rücksitze in meinem Kombi um und legten uns in den Kofferraum. Ich ließ den Motor laufen, damit der Radio mir nicht den Saft aus der Batterie zog. Darüber gab es dann die erste kleine Meinungsverschiedenheit:
Klaudia war aus klimaschutztechnischen Überlegungen gegen laufenden Motor bei stehendem Wagen. Das ging mir zwar auf die Nerven, aber ich dachte jetzt kurzfristig und das hieß: lieber f.icken als diskutieren.
Also ließen wir den Radio auf Batterie laufen und machten weiter miteinander herum. Als sie gerade meine Hose öffnen wollte, erstarb außerhalb meiner Jeans plötzlich alles im Auto. Keine Musik. Kein Licht.
Ich brachte nur kurz meine Freude über den gelungenen Klimaschutz zum Ausdruck:
„So, jetzt verbrauchen wir auch keinen Strom mehr!“
Danach küsste ich sie wieder und fummelte weiter an ihr herum. Sie schob mich beiseite:
“Wir sind hier ganz schön weit draußen, wie kommen wir denn jetzt wieder nach Hause??“
Das war eine gute Frage. Nachdem wieder etwas Blut in mein Gehirn geflossen war, musste ich ihr Recht geben.
Wir standen zwar mitten in bester Hanglage, aber dabei auch irgendwo im Nirgendwo. Zudem war es so dunkel, dass ich nicht einmal ihre Titten richtig sehen konnte.
Ich guckte ein bisschen ratlos und kratzte mich am Kopf. Es schien in einiger Entfernung eine kleinere Landstraße zu geben, aber weit und breit waren keine Autoscheinwerfer zu sehen. Nicht einmal die Lichter irgendwelcher Dörfer im Umkreis. Es war stockdunkel. Nur die Mondsichel schien trüb auf uns herab. Ich beglückwünschte mich im Geiste selbst zu dieser Situation.
„Klaudia?“
„Ja?“
„Wenn wir hier je wieder wegkommen, versprichst du mir, dass wir dann nächstes Mal bei laufendem Motor rummachen?“
Sie grinste mich an:
„Du bist echt ein Blödmann!“

Nachdem uns nach einigem Nachdenken nichts Klügeres eingefallen war, schoben wir nun das Auto in Richtung des abschüssigen Feldweges. Obwohl es A.rschkalt war, schwitzte und keuchte ich wie ein alter Ackergaul. Ich beschloss, wieder mit Sport zu beginnen, wenn ich es je wieder nach Hause schaffen würde.
Schließlich schafften wir es soweit in Richtung des Feldweges, dass das Auto – wenn man die Handbremse löste – von allein anrollte. Also löste ich die Bremse und mein altes Baby begann zu rollen. Ich hielt die Luft an und drehte den Schlüssel im Zündschloss. Nichts. Nochmal. Wieder nichts. Nochmal. Die Zündung hustete wie ein sterbender, alter Greis, aber die Karre sprang an.
Ich fühlte mich ein wenig wie ein Held und war doch keiner.

Auf dem Weg zu Klaudias Wohnung malte ich mir in Gedanken aus, wie ich sie nun vögeln wollte. So ein Gemeinschaftserlebnis im Weinberg verband schließlich.
Vielleicht würden wir zuvor noch schnell ein Bier auf den gelungenen Wagenstart trinken, aber dann würde ein großer Fick folgen.
Oder noch besser: sie würde es mir mit dem Mund besorgen.
Unnötige Anstrengung hatte ich schließlich wegen ihrer Klimaschutzmaßnahmen genug gehabt. Da konnte sie sich durchaus revanchieren.
Während ich in Gedanken schon einmal vorausgeplant hatte, waren wir bei Klaudia angekommen.
Im Haus brannte Licht. Das irritierte mich nun etwas.
„Klaudia?“
„Ja“
„Warum brennt denn da innen Licht?“
„Weiß nicht. Wahrscheinlich sind meine Eltern noch wach.“
Ich war verwirrt: zuerst die Nummer im Weinberg und nun auch noch das.
Mir dämmerte langsam, dass hier und heute mit nichts Erbaulichem mehr zu rechnen war.
Ich startete trotzdem einen nutzlosen Versuch.
„Klaudia, hast du ein eigenes Zimmer?“
„Ja klar“
„Kommen wir da unbemerkt rein?“
„Nö, sowas geht nicht bei meinen Eltern. Wie soll ich denen das denn erklären, wenn die dich zufällig sehen?“
„Naja, aber irgendwie ist das ja heute dann doch etwas.....sagen wir unvollständig gewesen, oder?“
„Also Paul, wenn du mich damit fragen willst, ob wir jetzt noch miteinander rumvögeln: nein, tun wir nicht, denn du bist nicht so mein Typ. Da hab ich mir von den Fotos her mehr erwartet. Du hast ja auch nicht so viele geschickt.“
Ich saß mit versteinertem Gesicht da und fühlte mich ziemlich bescheuert. Ich brauchte jetzt ein Bier.

Die Abschiedszeremonie verlief kurz. Es war mittlerweile 3 Uhr morgens geworden und ich musste am nächsten Tag so tun als würde ich arbeiten.
Bevor ich auf die Autobahn auffuhr, hielt ich noch kurz unter einer alten Brücke an und wichste mir einen. Der ganze Kram, der sich von der Heavy -Petting-Aktion im Weinberg angestaut hatte, musste jetzt raus aus mir.

Einige Minuten später befand ich mich auf der Autobahn. Ich freute mich nun auf eine entspannte Heimfahrt und ein Bier.
Bereits nach kurzer Zeit war jedoch auch diese kleine Freude dahin. In einiger Entfernung zerrissen mehrere Blaulichter die Nacht und die anderen Fahrzeuge vor mir begannen zu bremsen. Stau schien anscheinend das große Motto des Abends zu werden.
Vor mir befand sich nun ein langer, roter Bandwurm aus Rücklichtern, der sich auch noch in einiger Entfernung durch die Landschaft schlängelte.
Es war ein würdiges Finale dieses Abends. Ich saß einfach da, hörte Musik und ließ mich von der gesamten Welt da draußen am A.rsch lecken.
Mir fehlte jetzt nur noch ein Bier. Also fuhr ich an der nächsten Tankstelle von der Autobahn ab. Ich parkte an einer der Zapfsäulen und ging in den Shop. Dort stand ich nun ratlos vor einer großen, unübersichtlichen Getränketruhe. Ich starrte auf die vielen bunten Dosen und Flaschen. Das grelle Neonlicht flackerte über mein Gesicht.
Ich entdeckte eine Dose Beck’s und ging damit in die Ecke des Tankstellen- Shops. Dort befand sich ein runder Tisch, an dem ein dicker, bärtiger Kerl lehnte und sich gemächlich Red Bull in seinen Pappbecher voller Kaffee goss.
Dazu rauchte er eine filterlose Zigarette. Ich stellte mich dazu.
„Und Kumpel, alles klar bei dir?“ brummte er mich an.
Ich hob meine Büchse und prostete ihm zu: „Auf die Frauen dieser Welt!“
Er hustete und röchelte, während er lachte. Es klang ein wenig wie die Zündung meines Wagens.
„Weiß du mein Freund, ich fahr meinen Truck ständig unter Zeitdruck quer durch Europa und ab und zu hol ich mir ne Nutte unterwegs vom Straßenstrich. Damit bin ich zufrieden. Man darf sich keine Hoffnung auf was Großes machen. Es sind immer die verdammten Erwartungen ans Leben, die die Leute umbringen.“
Ich nickte und nahm einen Schluck aus meiner Dose.


Schönen Abend noch und Gruss,

Marco Polo

Ge?ndert von Marco Polo (18.02.12 um 22:09 Uhr)
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