Einzelnen Beitrag anzeigen
  #6  
Alt 29.07.15, 06:29
Benutzerbild von TomS
TomS TomS ist offline
Singularität
 
Registriert seit: 04.10.2014
Beitr?ge: 3.124
Standard

Zitat:
Zitat von Niko176 Beitrag anzeigen
Ja, es ist wohl weniger die Frage, ob man es mathematisch beweisen kann, denke ich. Sondern man fragt sich unweigerlich, ob man das Ergebnis logisch finden kann.

Speziell die Sache mit der Verschränkung ist genau in der Hinsicht ein Problem.

Ich meine man misst zwei Teilchen die aber in Wahrheit offensichtlich eine Einheit sind, da sie immer gleichzeitig ihren Status ändern. Da die Kommunikation der Teilchen ausgeschlossen wurde, bleibt nur, dass es keine zwei sind sondern in Wahrheit nur eine Einheit. Obwohl zwei gemessen werden die räumlich von einander getrennt sein sollen.
Das Ergebnis ist logisch, wenn man es logisch, mathematisch beweisen kann.

Wenn man jedoch Vorurteile aus der klassischen Welt unzutrefenderweise übernimmt, z.B. dass aus einem zum Messzeitpunkt lokalisierten, Teilchenartigen Phänomen folgen soll, auch vor der Messung läge ein solches "Teilchen" vor, dann erscheint das Ganze unlogisch. Schuld sind jedoch die Prämissen, Annahmen oder Vorurteile, nicht die Logik selbst.

Dein zweiter Absatz fasst es eigentlich recht gut zusammen; ich würde das jedoch noch etwas vorsichtiger formulieren: man misst zwei Teilchen die aber im Formalismus eine Einheit sind, da sie immer gleichzeitig ihren Status ändern. Da eine Kommunikation ausgeschlossen wird, bleibt nur, dass eine Einheit vorliegt. Obwohl zwei gemessen Teilchen werden, die räumlich von einander getrennt sind.

Wir können nicht wissen, was "in Wahrheit vor der Messung existiert". Wir können lediglich einen Formalismus anwenden, der es uns erlaubt, experimentell überprüfbare Vorhersagen zu machen. Ob dann diesem Formalismus auch "Warheit" oder ein "dem Formalismus real entsprechendes Objekt" vorliegt, können wir nicht wissen und nicht prüfen, da es sich ja gerade um den prinzipiell nicht prüfbaren Teil vor der Messung handelt (wir können jedoch bestimmte Annahmen ausschließen, d.h. wir können wissen, was nicht vorliegt).

Die philosophische Grundhaltung, dass das Quantenobjekt in der Realität dem entspricht, was uns der Formalismus sagt, entspricht dem Platonismus und ist durchaus verbreitet (Wheeler, Penrose, ...). Eine phänomenologische oder positivistische Grundhalten, dass wir darüber gar nichts sagen können, jedoch auch (Hawking, ...). Dabei handelt es sich letztlich um eine Glaubensfrage.

Wichtig ist m.E. noch eines: der Fokus auf die Wellenfunktion und auf Experimente mit räumlich separierten Objekten suggeriert, der räumliche Aspekt wäre primär. Das ist er - nach allem was wir heute wissen - nicht! QM kann wird wird sehr häufig nicht "im Raum" oder mittels Wellenfunktionen formuliert. Es gibt auch andere, äquivalente Darstellungen. Dass wir gemäß unserer Anschauung "im Ortsraum leben", ist zu einem gewissen Teil aus der QM ableitbar (aus der Dekohärenz folgt, dass wir im Ortsraum lokalisierte Objekte wahrnehmen). Wenn man sich davon frei macht, alles im Ortsraum interpretieren zu müssen, sondern diesen nur für makroskopische Objekte als praktisch ansieht, dann erscheinen einige Phänomene nicht mehr ganz so rätselhaft.
__________________
Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
Mit Zitat antworten