Zitat:
Zitat von JoAx
Was ist dann aber die Verbindung zwischen diesen "Modellen" und DER Realität? Was macht sie so ... glaubhaft?
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aber man darf sie IMHO nie mit der Blackbox identifizieren.
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Deine philosophische Haltung entspricht der des Positivismus. Die kann und darf man einnehmen, und du befindest dich damit in guter Gesellschaft (z.B. S. Hawking)
Allerdings gibt es auch prominente Vertreter einer realistischen Auffassung der Physik (z.B. Sir R. Penrose). In der modernen Philosophie spricht man von einem
Strukturen-Realismus. Dieser besagt im wesentlichen, dass die mathematische Theorie die
Strukturen der Realität
treu abbildet. D.h.
nicht, dass wir die
Substanz der Natur in unseren Modellen wiederfinden, also dass z.B. die "reale Raumzeit" eine 4-dim. pseudo-Riemannsche Mannigfaltigkeit
ist. Sie besagt jedoch, dass die "reale Raumzeit" - was auch immer das ist - gewisse Strukturen aufweist, die wir in unseren mathematischen Modellen wiederfinden, z.B. die Symmetriestruktur einer pseudo-Riemannschen Mannigfaltigkeit.
Man vergleiche das mit dem Modell bzw. der Simulation eines Verkehrsflusses im Computer. Natürlich
ist ein Auto oder ein Stau keine Ansammlung an Bits und Bytes, d.h. dies sagt nichts über die
Substanz der "Realität" = der Autos aus. Allerdings bildet das Computerprogramm wesentliche
Strukturen vollständig, treu und korrekt ab, z.B. Abstände, Geschwindigkeiten usw.
Ich neige absolut der zweiten Auffassung zu, weil nur sie in der Lage ist, den Erfolg unserer mathematischen Modelle zu erklären. Ohne eine irgendwie geartete Entsprechung zwischen "Realität" und Modell bleibt völlig unklar, warum das Modell die "Realität" korrekt beschreibt. Deswegen bilden unsere Modelle zumindest Aspekte der "Realität" korrekt ab (wie man am Beispiel der Simulation erkennt, kann diese Entsprechung eine sehr indirekte sein, die man auch nicht unbedingt atomistisch entdecken kann).
Eine rein positivistische Haltung ist m.E. Selbstbetrug und entspricht nicht der Denk- und Arbeitsweise der Physiker.