Einzelnen Beitrag anzeigen
  #32  
Alt 19.01.15, 11:33
Benutzerbild von TomS
TomS TomS ist offline
Singularität
 
Registriert seit: 04.10.2014
Beitr?ge: 3.124
Standard AW: Quantensprung ohne Zeitverlust?

Zitat:
Zitat von Struktron Beitrag anzeigen
Diskutiert wird in letzter Zeit auch darüber, ob Zufall überhaupt existiert.
Im Rahmen der Viele-Welten-Interpretation gibt es keinen Zufall. Die Zeitentwicklung ist unitär und streng deterministisch. Allerdings erscheint es aus Sicht eines Beobachters innerhalb eines "Zweiges" so, als ob es Zufall gäbe.

Zitat:
Zitat von Struktron Beitrag anzeigen
Führt man die verwendeten Beschreibungen von Zufall auf Unkenntnis der dahinter steckenden, aber real existierenden Mechanismen zurück (z.B. Bohm oder Quanten-Bayanismus), gibt es keine Aufspaltung in viele Welten.
Die deBroglie-Bohm-Idee ist aus meiner Sicht eine absolute Mogelpackung. Sie benötigt neben den Teilchen mit ihren Orten und Geschwindigkeiten immer noch ein Quantenfeld, das aber im Gegensatz zu jedem anderen Feld keine Energie, Eigenschaften o.ä. trägt; ontologisch ist das hässlich. Desweiteren sehe ich nicht, wie diese Theorie zu einer Quantenfeldtheorie erweitert werden kann.

Der Quanten-Bayesianismus verabschiedet sich von objektiver Wissenschaft und benutzt subjektivistische Denkmuster. Nach Wikipedia: Demnach bezieht sich die Wellenfunktion nicht auf ein Quantensystem, sondern sie repräsentiert die Einschätzung eines rationalen Agenten über das Ergebnis einer Messung an einem System. Der Kollaps der Wellenfunktion bei der Durchführung einer Messung beschreibt im Rahmen dieser Interpretation keinen realen physikalischen Prozess, sondern die Aktualisierung der Einschätzung des Agenten über den möglichen Ausgang einer weiteren Messung an dem System. OK, damit kann man leben, wenn einen nicht interessiert, was die Natur tut, sondern was man über sie weiß oder vermutet. Dann sehe ich nicht, was daran besser ist als an "shut up an calculate". Andere kritisieren, dass der Quanten-Bayesianismus ein Defizit an Erklärungsvermögen aufweise. Die Zielsetzung von Physik sei die Beschreibung und Erklärung der Eigenschaften physikalischer Systeme, nicht die Beschreibung der Einschätzungen von Agenten. Genau. Der Quanten-Bayesianismus ist "Kopenhangen 2.0", mehr nicht (na ja, stimmt so nicht, die Rolle der Wahrscheinlichkeit bzw. als Grad persönlicher Überzeugung wird wesentlich klarer herausgearbeitet; insofern kann man noch klarer sagen, warum man diese Interpretationen nicht mag ;-).

Nochmal: ich halte die vielen Welten nicht für schön. Aber sie sind das Ergebnis eines phantastisch präzisen und erfolgreichen Formalismus. Also sollte man versuchen, sie ernsthaft zu verstehen; oder meinetwegen auch die Gründe ihrer Nicht-Existenz zu verstehen. Leider besteht die überwiegende Mehrheit der anders gearteten Ansätze jedoch darin, die vielen Welten wegzureden, wegzuzaubern oder wegzupostulieren.
__________________
Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.

Ge?ndert von TomS (19.01.15 um 11:46 Uhr)
Mit Zitat antworten