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Alt 03.07.10, 17:25
Knut Hacker Knut Hacker ist offline
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Standard AW: VWT/Parelleluniversen, David Deutsch

Hallo RoKo,
hier endlich meine Replik auf deine Antworten vom 30. Juni ab 23:30 Uhr.Leider beherrsche ich das Quoten noch nicht.

Du schreibst:
Bevor man etwas zum Paradoxon erklärt, sollte man die Dialektik bemühen - eine Philosophie, die mit Widersprüchen umgehen kann.


Es genügt doch schon die komplementäre Betrachtungsweise von Niels Bohr.

Weiteres Zitat:
80 Jahre sind eine lange Zeit. Da ist dann manch alte Ansicht überholt.


Welche? Noch immer füllen die Quantenrätsel ganze Bibliotheken.

Zitat:
Die ständige Erweiterung unseres Verständnisses ist gerade typisch für die bisherige Menschheitsgeschichte.


Aber die Evolutionsgeschichte ist doch noch nicht abgeschlossen. Und selbst wenn sie abgeschlossen sein wird, wird dem Menschen die Metaebene für das Verständnis der Welt fehlen, deren Teil er ist.

Zitat:
Ein Quantum ist die kleinste Portion (also etwas diskretes) eines Kontinuums.


Es ist aber raumzeitlich nicht streng definiert.

Zitat:

Verringert man die Intensität des Strahls, dann kommt irgendwann der Punkt, wo der Strahl nicht mehr genügend Quanta enthält, um alle Möglichkeiten zu realisieren. Verringern wir die Intensität weiter, so verbleibt letzlich nur ein Quantum, dass dann eben auch nur eine Möglichkeit realisiert.


Das Inteferenzmuster bricht aber doch nicht durch Vereinzelung der Quanten (die dem Doppel- Spalt Experiment ja zugrundegelegt wird), sondern durch Beobachtung – sogar rückwärts in der Zeit – zusammen.

Zitat:

Zum Verständnis der Quantenphysik ist allerdings ein Paradigmenwechsel erforderlich. Nicht das Mikroverhalten von "Teilchen" bestimmt das Verhalten des Ganzen (der Welle), sondern die Welle bestimmt das Mikroverhalten ihrer Quanta.

Quanta „gibt“ es aber doch erst durch die Beobachtung. Die Wellenfunktion kollabiert dann.Auch nach dem Zusammenbruch der Wellenfunktion sind Impuls und Ort nicht gleichzeitig bestimmbar.Die Wellenfunktion stellt die ontologische Wahrscheinlichkeit, der Quantenzustand die ontogische Unschärfe eines Elementarteilchen dar,weshalb sich die
meisten Quantenphysiker heute weigern,, von „Teilchen“ zu sprechen.

Zitat:
Auch im Mikrokosmos haben alle Vorgänge einen Grund. Das gilt insbesondere auch für den Zufall. Dieser basiert auf der Kugelsymmetrie.

Das ist doch eine Beschreibung, keine Erklärung. Genauso gut kann man als Ursache des Zufalls das System ansehen, in welchem er sich ereignet.

Zitat:

Zum "Unwort" des letzten Jahrhunderts, dem "Quantensprung", verweise ich dich an Dr. Michael Komma.

„Unwort“ doch deshalb, weil das Wort im entgegengesetzten Sinne zur physikalischen Bedeutung gebraucht wird! Ein Quantensprung ist ein zufälliger, ganzzahliger Wechsel der Energieebene, kein fundamentaler Entwicklungssprung (was nicht einmal für die Genmutation zutrifft).

Zitat aus meinem Beitrag:

Wir sind selbst Teil der Natur, die wir beobachten. Daher können wir die Natur nur so wahrnehmen, wie sie uns erscheint.

Zitat deiner Antwort:
Das ist allgemein sicherlich richtig. Not macht bekanntlich erfinderisch, deshalb wurden Messgeräte erfunden.


Aber auch die Messgeräte sind ja doch nur bloße Erscheinungsvermittler!Sie sind gleichsam „verlängerte Arme“ unserer Sinnesorgane.

Zitat aus meinem Beitrag:
Ein beobachtetes Elementarteilchen erscheint uns als Korpuskel. Ein unbeobachtetes Elementarteilchen nimmt eine sogenannte Superposition unabhängig von Raum und Zeit ein. Es ist gleichsam gleichzeitig überall und nirgends. Mathematisch lässt sich dies durch eine Welle ausdrücken, die die ontologische (nicht lediglich epistemologische) Wahrscheinlichkeit beschreibt,mit der das Elementarteilchen im Falle seiner Beobachtung in einem raumzeitlich nicht beliebig genau bestimmbaren Bereich erscheint.

Deine Entgegnung:
Ich nehme diese abenteuerliche Beschreibung mal so hin und interpretiere sie als Hinweis auf das sogenannte Messproblem. Dieses Problem löst sich auf, wenn man nicht nur die Welle (das Ganze) betrachtet, sondern auch das zugehörige Quantum. Das ist zwar irgendwo, aber nicht überall und nirgends - und schon garnicht unabhängig von Raum und Zeit.


Was die Abenteuerlichkeit der Beschreibung betrifft, befinde ich mich wohl in guter Gesellschaft:

Albert Einstein ( 1879- 1955 ):

Physikalische Begriffe sind freie Schöpfungen des Geistes und ergeben sich nicht etwa, wie man sehr leicht zu glauben geneigt ist, zwangsläufig aus den Verhältnissen in der Außenwelt.

Erwin Schrödinger (1882-1961):

Die in Raum und Zeit ausgedehnte Welt existiert nur in unserer Vorstellung. Dass sie außerdem noch etwas anderes sei, dafür bietet jedenfalls die Erfahrung – wie schon Berkeley wusste – keinen Anhaltspunkt ( Dürr, 167 ).

Niels Bohr (1885-1962):

Realität wird durch Beobachtung geschaffen!(Quantenphysik)

Werner Heisenberg (1901-1976 ):

...dass nicht einmal die Eigenschaft des “ Seins“, wenn man hier überhaupt von Eigenschaft reden will, dem Elementarteilchen ohne Einschränkung zukommt. Es ist eine Möglichkeit oder eine Tendenz zum Sein (Physik und Philosophie).

Carl Friedrich von Weizsäcker (1912-2007):

Wahrheit ist zugleich Unwahrheit, denn die als selbstständig vorgestellten Teile, mögen sie atomare Gegenstände oder atomare Funktionseinheiten sein, sind selbst Produkte des Begriffs, sie sind Wirklichkeit, in einem seiner selbst unbewussten Spiegel gespiegelt, sind nicht selbst wirklich.

Stellen wir uns nun ein Universum vor, welches alle Dinge und alle Beobachter enthalten würde. Würde es sich in einem wohldefinierten Quantenzustand befinden, dann würde keines der Dinge und keiner der Beobachter wirklich existieren. Es könnte dann nicht sinnvoll gesagt werden, dass irgendeines seiner Objekte irgendeinem seiner Beobachter bekannt wäre; in metaphorischer Sprache könnte man nur sagen, dass alle Objekte und alle Subjekte in dem einen Geist verschwunden sind.

Anton Zeilinger ( * 1945 ) :

Die Natur selbst ist immer nur unsere geistige Konstruktion.

Hans-Peter Dürr (*1929):
“Es gibt … gar nichts Seiendes, nichts, was existiert.“

Weiter in meinem Text:

Was „das zugehörige Quantum“ betrifft: Das Quantum entsteht doch erst durch die Beobachtung (Messung).

Dass die Elementarteilchen paradoxerweise überall und nirgends (in unterschiedlicher „Seinsdichte“), also außerhalb von Raum und Zeit erscheinen, haben die oben zitierten Physiker formuliert.Eine derzeit aktuelles Forschungsfeld ist ja die Fernwirkung nach Verschränkung.Sie ist raumunabhängig, da sie unabhängig vom räumlichen Abstand stattfindet, und zeitunabhängig, da sie ohne zeitliche Verzögerung erfolgt. Wir kennen diese Raumzeitlosigkeit ja aus den Relativitätstheorien.Das Photon besitzt keine Eigenzeit und ist masselos.

Fortsetzung folgt
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