Einzelnen Beitrag anzeigen
  #10  
Alt 14.01.24, 19:12
Benutzerbild von physicus
physicus physicus ist offline
Profi-Benutzer
 
Registriert seit: 17.11.2018
Beitr?ge: 196
Standard AW: Zur Deutung der Lorentzkontraktion - Fragen zum Verständnis

Ich hab' mir überlegt, ob ich hier weiter schreiben sollte, hatte sogar schon was gepostet und dann wieder gelöscht...

Egal... ich habe mich jetzt entschieden, mir einfach mal alles von der Seele zu schreiben, was seit längerer Zeit "brennt". Hat ja auch etwas für sich vielleicht.

Vorab: alles was jetzt kommt, sind meine ureigenen gedanklichen Schlüsse - nichts, was ich in einem Lehrbuch gelesen, oder von einem Professor gehört habe. Und ja, auch ich habe mal einen LK Physik mit guten Noten hinter mich gebracht, die SRT rauf und runter gerechnet, und später drei Uni-Semester Physik belegt (mich aber dann letztlich schnell für Informatik umentschieden. Diese erlebte in der Folgezeit zu meiner Freude einen kometenhaften Aufstieg, der im Prinzip bis heute andauert).

Zunächst zur Sache: @Ich ich verstehe schon Deine Argumentation, und auch die in dem WP-Artikel. Zumindest im Groben. Mir scheint übrigens, das Paradoxon der Lorentzkontraktion behandelt vordringlich Zitat "die wechselseitige Längenkontraktion", nicht so sehr das Problem, das ich in meinem Experiment geschildert habe.

Nur: es ist ist halt unwichtig. Ich muss gar nicht weiter denken. Die Lorentzkontraktion sagt etwas eindeutiges aus, nämlich dass ein Objekt aufgrund von Geschwindigkeit infinitesimal kurz werden kann (und dabei mit so gut wie jedem anderen Teilgebiet der Physik von Thermodynamik über Kernphysik bis hin zu Quantentheorie kollidiert).

Was ich geschildert habe, ist ein Experiment. Lasst mich noch mal kurz in Erinnerung rufen, was das bedeutet:

das EXPERIMENT ist das allerheiligste in der Physik überhaupt.

Es dient der Überprüfung von Theorien oder zum allgemeinen Erkenntnisgewinn über das Verhalten physikalischer Objekte aller Art, in der Realität wie wir sie erleben.

Man kann auch bei einem Experiment Fehler machen: es falsch designen, es falsch durchführen (z.B. Messgeräte falsch ablesen) oder zum Beispiel falsch geeichte Messgeräte verwenden (wodurch das Experiment ebenfalls ungültig wird).
Aber stimmen diese Dinge, dann ist der Ausgang des Experiments das Maß aller Dinge - und ein einziges Experiment genügt, um eine bis dato gültige Theorie zu widerlegen oder zu zeigen, dass sie erweitert oder modifiziert werden muss.

Wenn jetzt hier argumentiert wird, ich messe den Zug in einem validen Experiment verkürzt, er verkürzt sich aber in der physikalischen Realität irgendwie gar nicht, weil im Bezugssystem des Zuges... (blablabla) ... Relativität der Gleichzeitigkeit ... (blablabla), dann ist das ein Verstoß gegen grundlegendes physikalisches Arbeiten. Ein Experiment ist heilig.

Die einzige valide Deutung der Lorentzkontraktion geht in die Richtung der im Artikel erwähnen Deutung "es gibt keine „starren Körper“ in der speziellen Relativitätstheorie". Vereinfacht gesagt: Geschwindigkeit verändert den Charakter der Materie. Punkt. Eine tiefergehende Erklärung dafür gibt es nicht, und es kann auch niemand das Gegenteil beweisen, solange nicht eben wieder ein Experiment selbiges bestätigt oder eindeutig wiederlegt. Der Rest ist persönliche Glaubenssache (ich "glaube" an die L.k. - oder ich tue es nicht).

Ich bin der Meinung, die SRT als "Theorie von Raum und Geschwindigkeit" ist zu einfach gedacht, und man kann nicht einfach die Lorentztransformation dafür einsetzen. Sie funktioniert an dieser Stelle nicht, und muss durch etwas umfassenderes/besseres ersetzt werden, das ohne Lorentzkontraktion auskommt. Selbst wenn die L.k. etwas sein sollte, das irgendwie magisch "sowohl existiert als auch nicht existiert" (was ja in der Physik ja kaum geht, und im Prinzip auch in keiner anderen wissenschaftlichen Theorie), so ist sie ein Schlag ins Gesicht meines gesamten physikalischen Verständnisses.

Damit soll es genug sein. Meine "persönliche ToE" oder vielmehr die allerersten simplen Grundzüge davon, kommt ohne die L.k. aus. Allerdings beinhaltet sie die Zeitdilatation (diese ist experimentell hervorragend durch Experimente mit Direktmessung nachgewiesen) und die Masse-Energie-Äquivalenz (offenbar bisher noch nicht durch Experimente mit Direktmessung nachgewiesen, aber die Vorstellung, dass Masse und Energie NICHT in einem festen, proportionalen Verhältnis zueinander stehen, widerspricht meinem "physikalischen Bauchgefühl").

Das war's, was ich mir schon immer mal von der Seele reden wollte. Der Faden kann gerne in "eigene Theorien" verschoben werden (obwohl ich eigentlich nicht wüsste, wo ich hier substanziell unphysikalisch argumentiert hätte).
__________________
Schönen Gruß, Chris

Ge?ndert von physicus (14.01.24 um 19:17 Uhr)