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Alt 22.04.21, 07:53
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TomS TomS ist offline
Singularität
 
Registriert seit: 04.10.2014
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Standard AW: Quantenkosmos als Metauniversum

Generell kranken (1 - 5) daran, dass sie lediglich versuchen in Worte zu fassen, was die Mathematik und die Experimente der Quantenmechanik exakt besagen; eine derartige Übersetzung in Alltagssprache wird immer zu verzerrten bis falschen Interpretationen führen; im vorliegenden Fall geht sie noch nicht mal von der richtigen Mathematik aus (diese ist ja nach eigener Aussage nicht verstanden).

Ich kann daher nur raten, die Mathematik und die experimentellen Erkenntnisse der Quantenmechanik zu verstehen, bevor man weitere Begriffe einführt oder verwendet, und bevor man daraus eine Metaphysik konstruiert; diese wäre andernfalls auf Sand gebaut.

Ein recht guter Startpunkt für die exakte Formulierung ist Quantenmechanik: Das Theoretische Minimum von Susskind und Friedman.

Wenn man Philosophie betreiben möchte, ist die Philosophie der Quantenphysik von Friebe, Kuhlmann, Lyre, Näger und Passon recht empfehlenswert; diese Philosophen haben die Quantenmechanik recht gut verstanden; von diversen anderen populärwissenschaftlichen Büchern würde ich eher abraten, da man als Laie den Eindruck gewinnen kann, eine Philosophie der Quantenphysik wäre ohne Mathematik möglich.

Außerdem ist es dringend nötig, sich selbst die Karten zu legen, welche philosophische Haltung man zur Physik im allgemeinen und zur Quantenmechanik ist speziellen einnehmen möchte: eine rein epistemische? eine realistische? welche Spielart jeweils?

Man kann grob folgende Ebenen unterscheiden:
A) das, was tatsächlich real existiert und geschieht
B) das, was erscheint bzw. beobachtet wird
C) der mathematische Formalismus
D) die Umgangssprache

(D) ist ohne Kenntnis von (C) untauglich, bei gründlicher Kenntnis von (C) immer noch sekundär, teilweise verwirrend oder irreführend etc.

Bei (C) muss man sich überlegen, ob sich (C) auf (A) oder (B) bezieht (oder jeweils in Teilen auf das eine oder andere).

Bei (A) muss man sich überlegen, ob man darüber überhaupt reden möchte (im Sinne einer Ontologie), oder ob man rein auf der epistemischen Ebene (B) bleibt. Wenn ersteres, dann muss man eine Beziehung zwischen (A) und (B) diskutieren; dieser Punkt ist bis heute nicht abschließend geklärt (er ist bereits in der Philosophie nicht abschließend geklärt). eng damit verwandt ist Frage nach der Rolle des Experimentes und des Beobachters. Rein auf der Ebene (B) existieren keine offenen Fragen! Die Quantenmechanik liefert bisher immer vollumfänglich zutreffende, praktisch anwendbare Rezepte, um (B) mittels (C) zu beschrieben.


Zu den Punkten (1 - 5)

Zitat:
Zitat von Metaphysiker Beitrag anzeigen
1. Beobachtung: Verschränkung --> Instantane Zeit (kein linearer Zeitfluss)
--> Aufhebung der Kausalität

2. Beobachtung: Messung abhängig vom Beobachter --> Einheit von Subjekt und Objekt -->Jedes Subjekt existiert in Abhängigkeit von einem anderen

3. Beobachtung : Quanten sind gleichzeitig an unendlichen vielen Orten --> Probabilistische Realität

4. Beobachtung: Ungenaue Vorhersagbarkeit --> Heisenberg'sche Unschärferelation --> Kein naturwissenschaftlicher Determinismus

5. Beobachtung: Welle-Teilchen Dualismus --> Quantenpartikel können ihre Gestalt und Form beliebig von Materie in elektromagnetische Wellen verwandeln und zurück.
(1) ist unklar; was ist damit gemeint? welche Kausalität soll hier aufgehoben sein?

auch (2) ist unklar; jede Messung - auch in der klassischen Physik - ist abhängig vom Beobachter

zu 3) was ist damit gemeint? was bedeutet „ Quanten sind gleichzeitig an unendlichen vielen Orten“? was sind Quanten? was bedeutet es, dass Quanten etwas oder irgendwo sind?

(4) ist ein beliebter Irrtum; die Unschärfenrelation in ihrer fundamentalen Form sagt nichts über eingeschränkte Vorhersagbarkeit sondern etwas über die Unmöglichkeit der gleichzeitigen Zuschreibung gewisser Eigenschaften; daraus folgt jedoch nichts bzgl. des Determinismus

Die Quantenmechanik ist nicht generell indeterministisch; ihre Wahrscheinlichkeiten sind sogar streng indeterministisch.

zu 5) der sogenannte Welle-Teilchen-Dualismus ist ein überholter Begriff; was sind Quantenpartikel? was sind Gestalt und Form eines solchen?
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Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.

Ge?ndert von TomS (22.04.21 um 15:38 Uhr)
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