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Alt 07.07.07, 18:03
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Marco Polo Marco Polo ist offline
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Registriert seit: 01.05.2007
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Standard AW: Absolutät und Relativität = Sein und Schein

Zitat:
Zitat von Hannes Beitrag anzeigen
Ich bin der Meinung, man soll die grundlegende Annahme
der RT ( 1. Postulat) auch unbedingt einhalten.
Daher gibt es keinen "ruhenden" und keinen dazu
"bewegten" Zwillingspartner.
Wenn sich zwei Partner voneinander entfernen ( oder einander nähern) so bewegen sich beide.
Und wenn sich beide bewegen,(einer mit + v und der andere mit -v ) kann es auch kein
unterschiedliches "Altern" geben !
Hallo Hannes,

das Zwillingsparadoxon geht von einem idealisierten Gedankenbeispiel aus. Das Beispiel mit dem auf der Erde zurückbleibenden Zwilling verwirrt einen nur, da man instinktiv annimmt, der Erdzwilling würde sich in Ruhe befinden und nur der andere Zwilling würde sich bewegen.

Ich finde es besser, wenn man zwei Raumfahrer nimmt, die sich im leeren Raum aufeinander zubewegen. Da es keine Absolutgeschwindigkeiten gibt, kann auch keiner von beiden behaupten, dass er sich mit der oder der Geschwindigkeit durch den Raum bewegt. Es existiert lediglich eine Relativgeschwindigkeit zwischen beiden. Aber jeder darf von sich behaupten, er befände sich in Ruhe. Wie wollte man auch das Gegenteil beweisen?

Solange beide Zwillinge nicht anfangen zu beschleunigen, also sich weiterhin unbeschleunigt geradlinig weiterbewegen, wird jeder vom anderen behaupten dürfen, dass dessen Uhr langsamer geht als die eigene.

Das liegt daran, dass sich beide in gleichberechtigen Inertialsystemen befinden. Für einen aussenstehen Beobachter, der sich genau in der Mitte befindet, würden beide Uhren gleich schnell gehen.

Wenn aber einer der beiden entscheidet umzukehren, dann wechselt er sein Inertialsystem im Gegensatz zum weiterhin unbeschleunigt bewegten Zwilling.

Dieser Inertialsystemwechsel ist sozusagen der Auslöser für das unterschiedliche Altern der Zwillinge. Der Umkehrzwilling gibt seinen Anspruch auf sich in Ruhe zu befinden, da er ja die Beschleunigungskräfte deutlich spüren kann. Nur der Umkehrzwilling, der sein Inertialsystem gewechselt hat ist später bei der Zusammenkunft weniger gealtert.

Entscheidend für die Höhe des später gemessenen Altersunterschiedes ist aber nicht der Inertialsystemwechsel (abbremsen, umdrehen, beschleunigen), sondern die Reisedauer und die Höhe der Relativgeschwindigkeiten vor und nach der Umkehr.

Wenn beide von Beginn an pro Sekunde ein Signal zum anderen schicken würden, dann misst jeder sagen wir 1,5 Sekunden zwischen den Abständen der eintreffenden Signale, wegen der Zeitdilatation. Die Signale sind rotverschoben.

Beide stellen also vom anderen fest, dass dessen Signale im Abstand von 1,5 Sekunden eintreffen, obwohl ausgemacht wurde, dass jeder pro Sekunde Eigenzeit ein Signal abschickt.

Solange keiner seinen Bewegungszustand ändert, herrscht Symmetrie vor. Kehrt aber einer um, dann empfängt der Umkehrer sofort blauverschobene Signale, während der weiterhin in seinem Inertialsystem befindliche zurückgebliebene nach wie vor rotverschobene Signale empfängt.

Das liegt daran, dass die Signale des Umkehrers, ab dem Zeitpunkt der Umkehr, den zurückgebliebenen Zwilling noch gar nicht erreicht haben. Erst nach einer gewissen Zeit, wenn die ersten blauverschobenen Signale den zurückgebliebenen erreichen, erfährt dieser von der Umkehr des anderen.

Wenn sich beide treffen erfolgt die Abrechnung. Wenn beide die rot- bzw. blauverschobenen Signale aufaddieren, dann wird der Umkehrer feststellen, dass er mehr blauverschobene Signale erhalten halt. Er ist weniger gealtert.
Zumindest habe ich es so verstanden.

Grüssle,

Marco Polo
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