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Alt 12.06.10, 09:32
RoKo RoKo ist offline
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Standard AW: Können klassische Wissenschaftler und Ingenieure jemals die QT verstehen?

Hallo wrentzsch,

es ist nie klug, nur den letzten Satz eines Beitrages zu lesen und dann eine Antwort zu geben, die keinen Zusammenhang mit dem Thema erkennen lässt.

Das von Gandalf eröffnete Thema lautet:
"Können klassische Wissenschaftler und Ingenieure jemals die QT verstehen?"
Gandalf meldet da begründete Zweifel an. Sein Kernargument lautet, klassische Wissenschaftler und Ingenieure hätten kein oder mangelhaftes Verständnis für ganzheitliche Begriffe und seien vom vorherrschenden Reduktionismus geprägt. Zur weiteren Untermauerung bringt Gandalf dann ein längeres Zitat von Hans-Peter Dürr.

Bevor ich auf das Zitat eingehe, muss ich ein paar Worte über den Reduktionismus verlieren. Mit dem Erfolg der kinetischen Gastheorie hat sich in der Tat bei einigen Menschen die Vorstellung durchgesetzt, man könne alle Phänomene erklären, wenn man nur exakt die Orte und Impulse aller Atome wüsste. (Laplacescher Dämon) Der Reduktionismus ist dabei ein doppelter:
a) alle Wissenschaft lässt sich auf Physik reduzieren
b) alles lässt sich aus dem Verhalten kleinster Teilchen erklären.
Auch heute gibt es noch Menschen, die mindestens dem Reduktionismus a) anhängen und nach einer TOE - einer Theorie für alles - suchen.

Warum nun Gandalf "klassische Wissenschaftler" und "Ingenieure" hier in einen Topf wirft, bleibt sein Geheimnis. Als Ingenieur lernt man nämlich relativ schnell, dass die Welt komplexer als ein Physiklabor ist. Und schon garnicht lässt sich ein Auto, ein Fahrrad oder eine elektronische Baugruppe auf seine Einzelteile reduzieren. Man muß schon etwas über ihr Zusammenwirken wissen. Ingenieure, die über ihr eigenes Tun nachgedacht haben, haben immer schon gewußt, dass das Ganze mehr als die Summe seiner Teile ist.

Um es ganz deutlich zu sagen, hier nochmals fett:
Das Ganze ist stets mehr als die Summe seiner Teile. Diese Aussage ist völlig unabhängig von der QT.

Nun weiter in der Geschichte. Kurz nachdem sich der Reduktionismus a) + b) in den Köpfen einiger Physiker so richtig festgesetzt hat, sieht sich die Physik gezwungen, die Quantentheorie zu entwickeln. Aus dieser Theorie ergibt sich das Phänomen der Verschränkung. Erwin Schrödinger, der diesen Begriff in einem lesenswerten Artikel 1935 geprägt hat, schrieb dazu: "Das Ganze befindet sich in einem bestimmten Zustand, seine Teile eben nicht." Die Physik selbst hat also den von ihr hervorgebrachten Reduktionismus b) widerlegt.

Nun gibt es wiederum Menschen, die aus diesem Kenntnisstand höchst eigenwillige Schlußfolgerungen ziehen. Sie halten am Reduktionsmus a) fest und versuchen, die Welt nunmehr allein durch Quantenphysik zu erklären. Aus der Annahme einer gemeinsamen Wellenfunktion des Universums folgt dann völlig unvermittelt: "Es ist etwas, das im Hintergrund besteht und das zeigt, dass "Ich" und "Du" nicht unterscheidbar sind. Jeder ist im anderen mit drin." (H.P.Dürr, siehe oben). Zur näheren Erläuterung wird dann auf die Kommunikation zwischen Menschen und ihren gemeinsamen kulturellen Hintergrund verwiesen.

Diese 'ana-Logik' (Gandalf) zwischen der Wellenfunktion des Universums und dem gemeinsamen kulturellen Hintergrund von Menschen meinte ich, als ich vom unzulässigen Vergleich zwischen Äpfel und Birnen schrieb. Mir sind keinerlei wissenschaftlich haltbare Argumente bekannt, dass das eine mit dem anderen mehr zu tun als der eventuell gemeinsame "Urknall". Solche Argumente werden in der Regel auch nicht vorgetragen. Statt dessen wird darauf verwiesen, man müsse "ganzheitlich" (neuerdings: henadisch) denken. Diese Argumentationsweise nenne ich, wie oben dargelegt, zu Recht "esoterisch".

Pikanterweise beruhen die von mir kritisierten "eigenwilligen Schlußfolgerungen" aus der QT auf der irrigen reduktionistischen Annahme, Gase, Flüssikeiten und Festkörper wären die Summe ihrer Teile und man könne ihnen ohne weiteres eine Wellenfunktion zuordnen, auch wenn man sie nicht kennt.

Um es (nochmals) ganz deutlich zu sagen, hier nochmals fett:
Das Ganze ist stets mehr als die Summe seiner Teile. Diese Aussage ist völlig unabhängig von der QT.
Daraus folgt:
Gase, Flüssigkeiten und Festkörper sind mehr als die Summe ihrer Teile. Anders als ein einzelnes Elektron, Proton, Atom oder Molekül können diese eine Temperatur haben. Das ist eine Kollektiveigenschaft, die man mit der Quantentheorie nicht erklären kann.

Es ist daher m.E. ein grosser Fehler, allein aus der Quantentheorie weitreichende metaphysische Schlussfolgerungen ziehen zu wollen.
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mit freundlichem Gruß aus Hannover

Unendliche Genauigkeit ist eine Illusion

Ge?ndert von RoKo (12.06.10 um 09:34 Uhr)
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