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Alt 21.12.20, 04:35
MMT MMT ist offline
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Standard AW: Die Natur aus Fäden: bitte schimpfen

Es tut mir leid, wenn die Argumentation nicht ganz nach Deinem Geschmack war. Was wir in den Büchern lesen und in den Vorlesungen hören, ist oft unklar und oft so geprägt durch Sprachgewohnheiten, dass wir manches Wichtige übersehen.

Zwei weitere Beispiele dazu.

(1) Heisenberg trug oft eine Kravattennadel mit einem goldenen h-quer. Das war, worauf er stolz war. Aber als ich einem sehr bekannten Physiker einmal schrieb, dass h-quer, dessen Existenz und dessen Verschiedenheit von Null doch das Wesentliche an der Quantentehorie ist, wies es dies entrüstet zurück. Das sind die (negativen) Resultate von Denkgewohnheiten.

(2) Wenn ich an die Herleitung der Diracgleichung duch Battey-Pratt und Racey denke, ist es ähnlich. Da ist viel Wahres dran. Trotzdem hat, z.B. am Anfang dieses Themas hier jemand geschrieben, dass der Diracsche Fadentrick *nichts* mit SU(2) und Spinoren zu tun hat - obwohl es anders ist und es dazu viele Paper gibt. Und die Aussagen von Dirac selbst. Und obwohl jeder selbst sehen kann, dass die Drehungen um 180 Grad eines angeleinten Körpers den Generatoren der SU(2)-Algebra entsprechen, und die allgemeinen Drehungen eines solchen Körpers den Gruppenelementen selbst entsprechen.

Das sind Beispiele von Denk- und Sprachgewohnheiten, die schwer loszuwerden sind. Das Fadenmodell ist so nah an all dem, was wir bisher dachten und rechneten, dass eigentlich nur wenig Neues dabei ist. Man muss sich nur ein kleines Bisschen umgewöhnen.

Es ist aber oft leichter, sich stark umzugewöhnen (zB die Supersymmetrie in Betracht zu ziehen, obwohl sie den Experimenten widerspricht) als sich nur ein bisschem umzugewöhnen (zB Dirac's Fadentrick in Betracht zu ziehen, der schon fast 100 Jahre alt ist und mit allen Experimenten übereinstimmt).

Ge?ndert von MMT (21.12.20 um 04:45 Uhr)
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