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Alt 17.07.10, 20:18
Knut Hacker Knut Hacker ist offline
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Standard AW: Paradoxien-ihr Wesen als begriffliche Rückkopplungen

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Zitat von RoKo Beitrag anzeigen
cogito, ergo sum. Daran kannst auch du nicht zweifeln.
Dieser Satz Descartes ist wörtlich genommen ein Zirkelschluss (Das Denken setzt ja das Sein voraus, das durch es erst bewiesen werden soll;wie beweise ich das Denken?).Außerdem beruht er, wörtlich genommen, auf der aristotelischen (zweiwertigen)Logik, nach welcher es nur Sein oder Nichtsein geben könne.Der mehrwertigen Logik hat erst die Quantenphysik zum Durchbruch verholfen.
Cartesius war aber nicht so dumm , um solche Fehler zu begehen.Nach einhelliger Auffassung - Schopenhauer hat darüber ein ganzes Kapitel geschrieben - wollte er lediglich dem idealistischen philosophischen Standpunkt Ausdruck verleihen, wonach alles nur Vorstellung ist.Berkeley hat dies so ausgedrückt:esse est percipi.

Descartes selbst hat seinen Satz durch das bekannte Traumargument wie folgt erläutert:

Das Traumargument von Renè Descartes

richtet sich gegen die Möglichkeit gerechtfertigter Meinung. Akzeptiert man die vier Prämissen (P), folgen logisch drei skeptische Konklusionen (S):

(P1) Meinungen über die Außenwelt können nur durch Sinneserfahrung gerechtfertigt werden.

(P2) Meine Meinung über die Außenwelt, dass p, ist nur dann durch meine Sinneserfahrung gerechtfertigt, wenn ich nicht träume.

(P3) Meine Meinung über die Außenwelt, dass p, ist nur dann gerechtfertigt, wenn ich auch gerechtfertigt bin zu glauben, dass diese Meinung gerechtfertigt ist.

(P4) Ich bin nur dann gerechtfertigt zu glauben, dass etwas der Fall ist, wenn ich auch gerechtfertigt bin zu glauben, dass alles, was bekanntermaßen damit inkompatibel ist, nicht der Fall ist.


(S1) Meine Meinung über die Außenwelt, dass p., ist nur dann durch meine Sinneserfahrung gerechtfertigt, wenn ich gerechtfertigt bin zu glauben, dass ich nicht träume.(Aus P2 bis P4)

(S2) Eine Rechtfertigung meiner Meinung dass ich nicht träume, ist unmöglich.(Aus S1,P4)

(S3) Also ist meine Meinung über die Außenwelt, dass p, nicht gerechtfertigt (Aus S1, S2).


Johann Gottlieb Fichte (1762-1814):

"Ich weiß überall von keinem Sein und auch nicht von meinem eigenen.Es ist kein Sein. - Ich selbst weiß überhaupt nicht und bin nicht."

Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831):

Die, welche auf dem Unterschiede von Sein und Nichts beharren wollen, mögen sich auffordern, anzugeben, worin er besteht (Wissenschaft der Logik).

Ge?ndert von Knut Hacker (17.07.10 um 20:49 Uhr)
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