Ich habe in der Vergangenheit einiges zu dem Thema gelesen - von Neurobiologie über Physik und Informatik bis hin zu Psychologie.
Die gesamte Diskussion - und auch deine Ausführungen - kranken immer an der selben Sache:
Entweder wird behauptet, dass algorithmische Maschinen bei genügend hoher Komplexität, Feedback-Loops, Interaktionsmöglichkeiten etc. Bewusstsein entwickeln können. Oder es wird behauptet, dass algorithmische Maschinen auch unter diesen Voraussetzungen eben kein Bewusstsein entwickeln können.
Dabei entziehen sich sämtliche mir bekannte Ansätze für Bewusstsein der zentralen Frage, was Bewusstsein im Kern ist!
Zitat:
Zitat von Geku
Wenn du einiges über das Bewustsein erfahren willst, dann sind Berichte über Gehirnläsionen und Split Brain Untersuchungen sehr lehrreich und informativ.
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Dabei hilft es
nichts, z.B. bei einem Split-Brain-Patienten zu konstatieren, er würde zwei getrennte Instanzen von Bewusstsein entwickeln, die jedoch über die gemeinsamen Erinnerungen sowie über die Interaktion mit der Außenwelt verbunden sind. Das ist zwar naheliegend, erklärt jedoch weiterhin
nicht das Wesen von Bewusstsein; es hilft
nichts, wenn ich zwei Instanzen von etwas habe, wenn ich nicht mal eine verstehe.
Generell besteht der blinde Fleck
immer darin, Bewusstsein im weitesten Sinne über
Wahrnehmung zu definieren - und sei es die Selbstwahrnehmung, die ich für mich konstatieren kann, die sich jedoch jeder Wahrnehmung und objektiven Untersuchung durch Dritte entzieht. Das von mir wahrgenommene Phänomen "Bewusstsein", in dem ich mir selbst erscheine, wird dadurch
nicht definiert, es wird lediglich als Phänomen konstatiert.
Ich behaupte gar nicht, dass man darüber hinausgehen kann. Ich behaupte vielmehr, dass man - nach meiner Meinung - gerade nicht darüber hinausgehen kann sondern hier an eine
natürliche Grenze der Introspektion stößt, die es zwar erlaubt, "etwas" wahrzunehmen, was wir als "Bewusstsein" beschreiben, die es jedoch nicht erlaubt, zu analysieren, was dieses "Bewusstsein" tatsächlich ausmacht. Möglicherweise ist Bewusstsein tatsächlich nicht mehr als dieser Zirkel, allerdings werden wir diese Hypothese nie weiter untersuchen können - nicht logisch, nicht mathematisch und nicht empirisch.
Zitat:
Zitat von Geku
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Sicher nicht. Da weder ich noch - nach meiner unmaßgeblichen Meinung - irgendjemand anders Bewusstsein klar definieren kann, werde ich mich auch nicht an Spekulationen beteiligen, wo Bewusstsein - ein bisher undefinierter Begriff - überall zu finden ist.
Zitat:
Zitat von Geku
Ich sehe für die Erlangung von (Selbst)bewusstsein eine Schwelle an Komplexität. Bewusstlosigkeit ist ein klares Zeichen, dass diese Schwelle unterschritten wurde.
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Um es kurz zu machen: ich bin nicht an Voraussetzungen, Beispielen oder Auswirkungen von Bewusstsein interessiert, sondern an der Frage, was Bewusstsein tatsächlich ist und ob man dies analysieren kann, oder man man sich Bewusstsein aufgrund dieses blinden Flecks einer solchen Analyse entzieht.