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Alt 09.04.15, 06:43
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TomS TomS ist offline
Singularität
 
Registriert seit: 04.10.2014
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Standard AW: Frontalangriff auf die wissenschaftliche Methode

Zitat:
Zitat von Hawkwind Beitrag anzeigen
Aber ich weiss nicht, wo man da eine Grenze ziehen will: wann ist eine Theorie "zu flexibel"?

Ob die Vielen-Welten da mit reingehören? Ist ja eher eine "Interpretation" als eine "Theorie"; die Theorie dazu mit ihren numerischen Vorhersagen wäre die Quantenmechanik.
Ich halte die grundsätzliche Kritik für berechtigt.

Tatsächlich ist es doch so, dass mangels Alternativen oder Experimenten Theorien inzwischen nicht mehr bestätigt oder widerlegt sondern "geglaubt" oder "nicht geglaubt" werden. Das ist ein unhaltbarer Zustand, der für eine gewisse Zeit - als Hypothese - seine Berechtigung hat, nicht jedoch das Ziel sein darf.

Allerdings halte ich die Zusammenfasung der verschiedenen theoretischen Ansätze für wenig differenziert. Am einen Ende steht für mich die Stringtheorie, die noch nicht mal eine einheitliche, geschweige denn elegante Theorie darstellt, sondern eine Ansammlung von Wissen, Vermutungen, Beziehungen, Varianten, "anything goes", ... ohne durchgängige mathematische Fundierung. Am anderen Ende steht für mich die Everettsche Interpretation, die sich von der orthodoxen Interpretation ausschließlich durch ein einziges Axiom unterscheidet, nämlich durch den Verzicht auf das Projektionspostulat (Bornsche Regel), und die ansonsten ausschließlich auf der Interpretationsebene abweicht.

Am einfachsten versteht man die Unterschiede, wenn man die jeweils involvierten Physiker befragt, was denn zur Vervollständigung der Theorie noch fehlt. Im Falle der Stringtheorie wird man Hunderte verschiedener Antworten erhalten. Im Falle der Everettschen Interpretation vermutlich gerade mal end Handvoll.

D.h. wir haben es mit unterschiedlichen "Reifegraden" zu tun. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass eine Hypothese solange eine Hypothese bleibt, bis sie experimentell geprüft ist. Daran sollte niemand rütteln.

(ich halte es für ein starkes Stück, zu welchen Verzeiflungsakten man fähig ist, um Fehler nicht zugeben zu müssen; als Physiker bin ich teilweise über die Argumente entsetzt; als Mensch bin ich froh, dass diese Kollegen nur physikalische Forschungsprogramme verantworten ...)
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Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
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