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Alt 28.06.15, 08:58
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TomS TomS ist offline
Singularität
 
Registriert seit: 04.10.2014
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Standard AW: Gibt es eine Quantenwelt?

Zu Zeh:

Zitat:
Zitat:Es ist bezeichnend, daß alle konsistenten Theorien die nichtlokale Wellenfunktion als fundamentalen Teil der Realität ansehen (sie also "ontisch" und nicht nur "epistemisch" im Sinne einer unvollständigen Information ansehen).
Ich versuche nochmal die Unzulänglichkeiten in der "epistemischen" bzw. Widersprüche in der Kollapsinterpretation aufzuzeigen. Ich gehe dabei aus von den grundlegenden Axiomen der QM.

1) Ein Quantenzustand wird durch einen Vektor in einem separablen Hilbertraum repräsentiert
2) Observable werden durch selbstadjungierte Operatoren repräsentiert
3) Die Zeitentwicklung eines Quantenzustandes und seiner Wechselwirkungen wird durch einen unitären Operator U(t) = exp(-iHt) beschrieben.

Bis hierher stimmen letztlich fast alle Physiker überein.

Nun kommt jedoch das Kollapspostulat ins Spiel, das ich bewusst etwas umformuliere:

4) Die Entwicklung eines Quantenzustandes im Zuge einer Messung einer Observablen A wird nicht durch diesen Operator U(t) beschrieben. Vielmehr erfolgt ein Kollaps des Zustandes in einen Eigenzustand der Observablen gemäß der Bornschen Regel ...

Offensichtlich sind (3) und (4) inkonsistent, wenn man "Messung" als "Wechselwirkung" auffasst. Das Axiomensystem ist widersprüchlich! Was ist der Ausweg?

A) Entweder beharrt man auf einem qualitativen Unterschied zwischen "Wechselwirkung" und "Messung", ohne diesen erklären zu können. In diesem Fall ist das Axiomensystem extrem unbefriedigend, da in (4) zwei Begriffe "Messung" sowie "Kollaps" eingeführt werden, die nur wechselweise aufeinander verweisen und ansonsten keine Definition oder Begründung erfahren.

B) Oder man lässt (4) fallen und hat ein konsistentes und zur Erklärung aller Experimente ausreichendes Axiomensystem. Dies war die Idee der Everettschen Arbeit.

Man beachte, dass im Falle von (A) das Axiom (4) auch bei einer "epistemischen" Auffassung unbefriedigend bleibt, da die beiden Begriffe auch dann keine saubere Interpretation erfahren. Ich denke, dass das grundsätzliche Problem nicht in "epistemisch" sondern in (4) zu suchen ist.
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Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
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