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Alt 17.12.10, 14:07
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Bauhof Bauhof ist offline
Singularität
 
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Standard AW: SRT und Lorentzianische Theorie

Hallo zusammen,

die Lorentzianische "Relativitätstheorie" beinhaltet meines Wissens die Lorentz-Fitzgerald-Kontraktionshypothese. Diese kann aber nicht alle Experimente klären, welche die Einsteinsche SRT klärt. Zum Beispiel schreibt Anthony P. French auf Seite 71 seines Buches [1] folgendes zum Kennedy-Thorndike-Experiment:
Zitat:
Im Jahre 1923 führten R. J. Kennedy und E. M. Thorndike ein Experiment durch, das dem Michelson-Morley-Experiment sehr ähnlich war, sich von ihm aber in zwei wesentlichen Punkten unterschied. Zum ersten waren die Arme des Interferometers verschieden lang. Der Unterschied betrug etwa 16 cm, das entsprach einem Wert, durch den man deutliche Interferenzstreifen erhalten konnte. Zum zweiten war die Lage des Apparates im Labor fixiert, und die Interferenzstreifen wurden mehrere Monate lang beobachtet, was größte Anforderungen an die mechanische Stabilität und Konstanz der Apparate stellte. Man fand keinerlei Interferenzmusterverschiebungen die sich auf die tägliche oder jahreszeitliche Änderung in der Bewegung des Labors hätten zurückführen lassen.

Analog zu der obigen Interpretation des Michelson-Morley-Experiments kann die Ergebnislosigkeit des Kennedy-Thorndike-Experimentes als Beweis dafür aufgefasst werden, dass die Zeit, die das Licht für, die Extrastrecke 2 l L2 - L1 | des längeren Interferometerarmes benötigt, in allen Bezugssystemen gleich ist, auch wenn diese sich verschieden schnell bewegen.

Nur ganz nebenbei sei gesagt, dass die Kontraktionshypothese zwar zu Erklärung des Michelson-Morley-Versuchs herangezogen werden kann, das Kennedy-Thorndike-Experiment damit jedoch keineswegs erklärt wird. Nach Gl. (3.2), die eine Lorentz-Fitzgerald-Kontraktion verkörpert, wird sich die mit der Ätherwindhypothese berechnete Zeitdifferenz immer noch mit der Geschwindigkeit ändern, außer in dem Sonderfall, wo L10 = L20. Das allein bedeutet, dass wir unsere Zeit- und Streckenmessung modifizieren müssen.
Kann man da weiterhin behaupten, Einsteins SRT und die Lorentzianische "Relativitätstheorie" können nicht durch Experimente unterschieden werden? Wenn beide Theorien in all ihren Vorhersagen ununterscheidbar sein sollen, dann müsste die Lorentzianische "Relativitätstheorie" auch das Kennedy-Thorndike-Experiment erklären können.

Das Kennedy-Thorndike-Experiment wurde in neuere Zeit wiederholt und lieferte dabei hochpräzise Ergebnisse, welche die Einsteinsche SRT belegen.

Mit freundlichen Grüßen
Eugen Bauhof

[1] French, Anthony P.
Die spezielle Relativitätstheorie.
M. I. T. Einführungskurs Physik.
Braunschweig 1982
ISBN=3-528-03546-3
http://www.amazon.de/spezielle-Relat...2594266&sr=1-7
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Ach der Einstein, der schwänzte immer die Vorlesungen –
ihm hatte ich das gar nicht zugetraut!

Hermann Minkowski
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