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Alt 23.09.20, 11:55
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TomS TomS ist offline
Singularität
 
Registriert seit: 04.10.2014
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Standard AW: Kollaps der Wellenfunktion am Doppelspalt

Zitat:
Zitat von Hawkwind Beitrag anzeigen
Da die Standard-Interpretationen via Experiment nicht voneinander zu unterscheiden sind (so auch die Relevanz des Kollaps) ordnen Autoren sie gelegentlich der Metaphysik zu, auch wenn das sicher nicht ganz mit dem übereinstimmt, was Philosophen unter Metaphysik verstehen.

Bin nicht sicher, ob das überhaupt noch stimmt. Ich meine, gelesen zu haben, dass etwa Interferenzen zwischen den Welten der Viele-Welten-Deutung im Prinzip durchaus beobachtbar sein müssen: wie immer keine Ahnung.
Ich denke, der "Kollaps" ist nur dann Metaphysik, wenn man ihn realistisch interpretiert (aber dann ist eigtl. die realistische Interpretation als Ganzes Metaphysik).

Niemand hat ein Problem damit, den Kollaps als Rechenvorschrift anzuwenden; man kann ihn ja "von Neumannsches Projektionspostulat" nennen, das klingt weniger metaphysisch aufgeladen.

Und ja, es hat häufig wenig mit der Metaphysik der Philosophen zu tun sondern eher mit einem abwertenden Sprachgebrauch (siehe auch die Story zu Feynman und seinem Philosophieseminar). Der Punkt ist, dass viele Physiker, die ich kenne, und die der shut-up-and-calculate Deutung anhängen, von Interpretationen der Quantenmechanik (auch von "Kopenhagen", was ohnehin nur eine krude Sammlung teilweise widersprüchlicher Ideen ist), von Philosophie und Metaphysik nicht den Hauch einer Ahnung haben. D.h. nicht dass "shut-up-and-calculate" nicht als persönliche Position zulässig wäre. Es heißt jedoch, dass jemand, der von nichts Ahnung hat, weil es ihn nicht interessiert, und der der deswegen "shut-up-and-calculate" predigt, sich aus allen weiteren Diskussionen, von denen er keine Ahnung hat, raushalten soll. Leider sind viele Diskussionen - nicht hier (!) - gerade deswegen so mühsam.

Dazu kommt, dass - und dazu dienten meine Beiträge oben - die Ansicht, Positivismus (bei den Philosophen) und Instrumentalismus (bei den Physikern) wäre die vorherrschende Einstellung.

Bei ersteren ist das sicher falsch, und zwar schon seit Jahrzehnten, nur hat es von den meisten Physikern keiner gemerkt, weil sie sich nie (!) damit befasst haben (welcher Physiker hat wirklich dazu Bücher gelesen oder Seminare besucht?? n meinem Studium im Rahmen der Physikveranstaltungen niemand, weil es nicht angeboten wurde; eine Handvoll evtl. bei den Philosophen, dann jedoch nicht zur Quantenmechanik).

Und bei letzterem muss man m.E. unterscheiden zwischen "ich vertrete eine bestimmte Interpretation, nachdem ich mich damit befasst habe" und "shut-up-and-calculate, mir doch egal". Rechnet man letztere raus - was fair ist - dann sieht die Sache ganz sicher anders aus.



Zum letzten Punkt der experimentellen Unterscheidung zwischen Kollaps- und der Everettschen-Quantenmechanik: Letztere besagt explizit, dass nie - unter keinen Umständen - ein tatsächlicher Kollaps stattfindet. Sämtliche Kollaps-Interpretationen nehmen jedoch an, dass im Zuge der Messung irgendwie und irgendwann ein Kollaps stattfindet. Daraus folgt rein logisch, dass eine experimentelle Unterscheidung prinzipiell möglich ist.

Allerdings haben wir zwei Probleme:
1) Die Szenarien bzw. Effekte sind messtechnisch nicht (wahrscheinlich nie) zugänglich
2) Die Kollaps-Interpretatione legen sich nie fest, was genau einen Kollaps verursacht und wann genau dieser eintritt
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Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.
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