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Alt 01.12.22, 16:24
photino photino ist offline
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Standard AW: Axiome der Quantenmechanik - orthodoxe Interpretation

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Zitat von TomS Beitrag anzeigen
Außerdem wissen wir, dass der Superdeterminismus ein Schlupfloch für Bell ist, und auf einen solchen läuft meine Skizze hinaus.
Superdeterminismus ist ein wirklich sehr, sehr kleines Schlupfloch! Zuerst begegnet ist er mir in Sabine Hossenfelders Blog. Ich finde es erschütternd, dass jemand in dem festen Glauben, dass Lokalität und Determinismus Grundpfeiler der Physik sein müssen, den gesunden Menschenverstand, beziehungsweise seine sublimierte Form, die Wahrscheinlichkeitstheorie opfert. Normalerweise erwartet man Erklärungen für Korrelationen, nicht für deren Abwesenheit. Hossenfelder beansprucht eine Lizenz, Wahrscheinlichkeitsüberlegungen abzulehnen, wenn ihr die Ergebnisse nicht passen. Sie kann gar keine konkrete Theorie vorlegen, sie behauptet nur, dass es so eine Theorie geben könnte. Diese Theorie müsste mit geradezu abenteuerlichen Kausalketten fertig werden: etwa mit pseudo-zufälligen Detektorpositionen, die aus Mozart-Sonaten oder Goethes Faust abgeleitet sind. Oder aus den Dezimalstellen der Zahl pi. Es ist doch eine ziemlich verwegene Aussage, dass Photonen genau "wissen", welche Detektorstellung sie erwartet, egal wo der Experimentator die Ziffernfolge beginnen lässt.

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Auch sagt kein einziges Experiment zur Quantenmechanik etwas zum Unterschied zwischen subjektivem und objektivem stochastischem Verhalten; ersteres entspräche der von mir genannten Skizze, letzteres der orthodoxen Version. Daher könnte es sich ähnlich wie bei klassischem deterministischem Chaos verhalten, d.h. stochastischem Verhalten entspringt rein der Unkenntnis der Details, insbs. der Anfangsbedingungen.
Die Unterscheidung zwischen objektivem oder subjektivem Zufall, oder Wahrscheinlichkeiten halte ich nicht für hilfreich. Es ist unerheblich (und letztlich nicht entscheidbar), ob es "echten" Zufall gibt, oder verborgene Muster, die wir nur noch nicht entdeckt haben (wie etwa bei den Ziffern von pi). Die Wahrscheinlichkeitstheorie gehört wie die Geometrie zu den unverzichtbaren mathematischen Zutaten der Physik. Sie ermöglicht "sparsame", "diffuse" Beschreibungen der Welt, die sich auf die für uns wesentlichen Aspekte beschränken, statt uns mit einer Flut von Details zu überschwemmen.

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Zitat von TomS Beitrag anzeigen
Mich würde interessieren, wie du ohne Kollaps auskommst und ohne Auszeichnung der Messung in den Axiomen, wenn du gleichzeitig die Schrödingergleichung ansetzt, im Zuge der Messung jedoch einen stochastischen Prozess (im weitesten Sinne). Welche Lösung schwebt dir vor?
Meine Interpretation ist eine Mischung aus der statistischen und der "Transactional Interpretation", mit einem Schuss GRW (oder "flash" model). Ich muss aber gleich hinzufügen, dass ich GRW für viel zu ad hoc halte, schon weil sie viel zu sehr der Wellenfunktion verhaftet sind. Und an der Transactional Interpretation missfällt mir die Ontologie: es ist unklar was eine Transaktion wirklich ausmacht. Nach meiner Überzeugung sind die "offer" und "confirmation waves" nicht real, sondern nur Teil des mathematischen Apparats, der die Wahrscheinlichkeiten von Ereignissen zu berechnen gestattet.
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