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Alt 14.06.10, 15:06
Knut Hacker Knut Hacker ist offline
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Standard AW: Sein oder Nichtsein, das ist NICHT die Frage

973,

die entgegengesetzt gerichtete Verbundenheit von Elementarteilchen in ihren physikalischen Eigenschaften nach ihrer Verschränkung bei Einwirkung auf eines von ihnen unabhängig von ihrer räumlichen Entfernung und ohne zeitliche Verzögerung bedeutet ja eine gewisse raumzeitliche Unabhängigkeit, ähnlich der mit Lichtgeschwindigkeit bewegter Körper nach der Relativitätstheorie: Photonen sind ohne Eigenzeit und masselos.
Der Quantenphysiker Hans-Peter Dürr hat dies auf folgenden erkenntnistheoretischen Nenner gebracht: „Es gibt folglich gar nichts Seiendes, nichts, was existiert.“

Deine Auffassung, dass die Information des Ja der Welt primär ist, entspricht wohl der modernen Terminologie in der Quantenphysik, wonach Elementarteilchen in ihrer unbeobachteten Superposition beziehungsweise das Quantenfeld „Informationen“ darstellen.

Formallogisch lässt sich der Primat des Seienden gegenüber dem Nichtseinden - beides natürlich keine physikalischen Begriffe - wie folgt begründen

1) Das Negative ist gegenüber dem Positiven nicht gleichwertig, sondern sekundär.

a) Das Positive trägt das Negative in sich.Denn nichts kann ohne Sein entgegenstehen und ohne (seiende) Möglichkeit entgegenwirken, und auch das Nicht-Seiende und das Nichts (als Alles-nicht-Seiende) „sind“ (wenn auch nur als Prädikat).
Das Negative wohnt dem Positiven inne, als Potenzial.

b) Das Positive muss, um positiv zu sein (besser: als positiv bewertet werden zu können), das Negative als Selbstbestätigung enthalten (sonst wäre es – neben dem Neutralen – lediglich eine Entität).
Das Negative dagegen kann das Positive nicht enthalten, ohne nicht mehr negativ zu sein.Das Negative bedarf des Positiven zur Negation als Bezugsgegenstand.Die Negation des Negativen führt daher zum Positiven.
Das Positive dagegen bedarf des Negativem nur zur Selbstqualifikation als positiv. Die Bejahung des Positiven führt daher ins Leere.

2) Das Negative ist unselbstständig gegenüber dem Positivem, denn es ist in seinem „ Dass“ positiv (es existiert) und in seiner Gegensätzlichkeit zum Positivem auf dieses bezogen und wird daher in seiner Negation positiv (nicht Nicht-Sein ist Sein).
Das Positive umfasst das Negative, denn es enthält das (positive) „Dass“ des Negativen (etwas nicht Seiendes „ist“ im Sein) und bestimmt dessen „Wie“ als gegen sich bezogen.Es bestätigt sich daher selbst als Negation des Negativen.

3) Das Leitende ist das Positive, nämlich das Seiende als Bleibendes, Werdendes, Gutes und Wertneutrales.
Das Negative, nämlich das Nichtseiende, Zerstörende, Wandelnde, ist nur abgeleitet vom Seienden („parasitär“ nach Robert Spaemann).
Es kann daher nicht erstarken zum Gegenteil des Positiven insgesamt, nämlich zum Nichts, das ein Widerspruch in sich selbst wäre (ein seiendes Nichts).Es besteht nur innerhalb des Positiven als eine Erscheinung des Seins (Die Abwesenheit eines Gegenstandes ist genau so real wie die Anwesenheit). Heidegger hat dies so ausgedrückt: „Im Sein des Seienden geschieht das Nichten des Nichts.“
Dass das Negative lediglich eine sekundäre Erscheinung des. Positiven ist, also kein gleichwertiger Gegensatz, ergibt sich formallogisch daraus, dass die Negation des Negativen zum Positiven zurückführt, während die Negation des Positiven nicht schon zum Negativen, sondern lediglich zum Indifferenten („Null“) führt.
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