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Alt 15.06.10, 17:54
Knut Hacker Knut Hacker ist offline
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Standard AW: Sein oder Nichtsein, das ist NICHT die Frage

973,

1) Dass für die Frage der Existenz das Subjekt-Objekt Problem irrelevant ist,zeigt sich auch darin,dass sowohl der Objektivismus als auch der Subjektivismus zu Paradoxien führt.

Dem Objektivismus lässt sich mit Schopenhauer entgegenhalten:

(nachfolgendes Zitat in heutiger Rechtschreibung entgegen dem Vermächtnis des Philosophen-er möge mir verzeihen!): „..demnach muss die wahre Philosophie jedenfalls idealistisch sein: ja, sie muss es, um nur redlich zu sein. Denn nichts ist gewisser, als dass keiner jemals aus sich heraus kann, um sich mit den von ihm verschiedenen Dingen unmittelbar zu identifizieren: sondern alles, wovon er sichere, mithin unmittelbare Kunde hat, liegt innerhalb seines Bewusstseins. Über dieses hinaus kann es daher keine unmittelbare Gewissheit geben: eine solche aber müssen die ersten Grundsätze einer Wissenschaft haben.... dass alles, was wir erkennen innerhalb des Bewusstseins liegt.... und folglich die objektive Welt nur als Vorstellung existiere... nimmermehr kann es ein absolut und an sich selbst objektives Sein geben.. denn immer und wesentlich hat das Objektive, als solches, seine Existenz im Bewusstsein eines Subjekts, ist also dessen Vorstellung, folglich bedingt durch dasselbe und dazu noch durch dessen Vorstellungsformen.. denn diese anschauliche und reale Welt ist offenbar ein Gehirnphänomen...“ usw. (aus:“Die Welt als Wille und Vorstellung“, „ Zur idealistischen Grundansicht“).
Ferner: „Man muss von allen Göttern verlassen sein, um zu wähnen, dass die anschauliche Welt da draußen... ganz objektiv-real und ohne unser Zutun vorhanden wäre, dann aber, durch die bloße Sinnesempfindung in unseren Kopf hinein gelangte, wo selbst sie nun, wie da draußen, noch einmal dastünde... demnach hat der Verstand die objektive Welt erst selbst zu schaffen: nicht aber kann sie, schon vorher fertig, durch die Sinne und die Öffnungen ihrer Organe, bloß in den Kopf hineinspazieren.“ („Kleinere Schriften“, „Über die vierfache Wurzeln des Satzes vom zureichenden Grunde“, „Über die zweite Klasse der Objekte für das Subjekt und die in ihr herrschende Gestaltung des Satzes vom zureichenden Grunde“).

Dem Subjektivismus (Idealismus) lässt sich mit Bertrand Russel entgegenhalten:

(aus “Philosophie des Abendlandes“„Die Ideenlehre“):
„ Dass zwischen Wirklichkeit und Erscheinung unterschieden wird, kann nicht die Folgen haben, die ihm Parmenides, Plato und Hegel zuschreiben.Wenn die Erscheinung wirklich erscheint, kann sie nicht Nichts sein, und muss also ein Teil der Wirklichkeit sein; so streng logisch würde etwa Parmenides argumentieren. Wenn die Erscheinung nicht wirklich erscheint, warum sollten wir uns dann darüber noch den Kopf zu brechen? Aber vielleicht wird jemand sagen, „die Erscheinung erscheint nicht wirklich, es hat nur den Anschein, dass sie erscheint.“ Damit kommen wir auch nicht weiter, denn wir werden wiederum fragen: „Scheint sie wirklich zu erscheinen oder scheint sie nur scheinbar zu erscheinen?“ Wenn auch die Erscheinung nur zu erscheinen scheint, müssen wir früher oder später doch zu uns kommen, das wirklich erscheint und daher Teil der Wirklichkeit ist. ...Jeder Versuch, die Welt in Teile zu zerlegen, deren einer „wirklich“ ist als die anderen, ist zum Scheitern verurteilt.“

2) Zu Gott fällt mir der Auspruch von Dietrich Bonhoeffer ein:

(aus: „Akt und Sein“, Kapitel B, Abschnitt 3b)
„ ´Es gibt` nur Seiendes, Gegebenes. Es ist ein Widerspruch in sich, jenseits des Seienden ein `es gibt` auffinden zu wollen....Einen Gott, den `es gibt `, gibt es nicht..“

3) Deine Wirkungs-Informations-Vorstellung setzt aber doch die Zeit bereits voraus,die ja in der Physik ein äußerst problematischer Begriff ist.
Albert Einstein ( 1874-1955; Nobelpreis für Physik) : „Leute wie wir, die an die Physik glauben, wissen, dass die Unterscheidung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nur eine hartnäckige, beharrliche Illusion ist.“

4) Eine Weltformel ist ein Widerspruch in sich selbst:Selbst wenn es sie gäbe, blieben noch die Fragen, weshalb es eine solche Formel gibt und warum gerade diese. Diese Fragen könnten von der Formel nicht erfasst werden. Auch spricht wohl das Gödel´sche Unbestimmtheitstheorem gegen eine solche Formel, da es für sie an der Metaebene der Betrachtung fehlt.
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