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Alt 10.07.07, 15:09
zeitgenosse zeitgenosse ist offline
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Standard AW: Theremin und Co, Akustisches

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Zitat von Jogi Beitrag anzeigen
Ich frage mich, ob die Glockengiesser oder auch die Instrumentenbauer dieser Zeit schon die Mathematik als solche anwendeten, oder ob sie sich nur auf Erfahrung und Intuition verließen.
Vermutlich wurden die Glocken zunächst nach vorwiegend empirischen Kriterien gegossen. Dabei spielte das Gehör eine entscheidende Rolle. Das Fachwissen wurde meist mündlich an die Adepten weitergegeben. Die höhere Mathematik kam m.E. erst spät ins Spiel, als es um die "Physik der Glocke" ging. Der dazu unerlässliche Differentialkalkül wurde ja erst im 17. Jh. entwickelt, so dass zuvor nur eine elementare Mathematik zur Verfügung stand (wie übrigens auch im Kirchenbau). Bezüglich technischer Aspekte kommt man auch heute noch mittels Sekund a r schulmathematik (Kusch 1 - 2) recht weit.

Ungeachtet dessen erstaunen uns die handwerklichen Fähigkeiten der alten Meister immer wieder aufs Neue. Besondere Fertigkeiten im Glockengießen besassen im frühen Mittelalter die Benediktinermönche.

Glocken wurden bereits im alten China hergestellt. Durch Wandermönche kamen die Glocken im 2. Jh. auch nach Europa.

Der Entwicklungsprozess der Kirchenglocke erstreckte sich über mehrere Jahrhunderte. Die abendländischen Glocken aus dem 9. Jh. hatten eine bienenkorbähnliche Form und klangen eher dumpf und manchmal sogar beängstigend. Mitte des 12. Jh. zeichnete sich ein Wechsel zur zuckerhutförmigen Glocke mit schmaler Flanke und ausladendem Wolm ab, welche einen froheren Klang besass. Zu Beginn des 13. Jh. entstand dann nach und nach die gotische Rippe. Diese - insbesondere die gotische Dreiklangrippe aus dem 14. Jh. - dient den Glockengiessern noch heute als Vorbild.

Ein wichtiges Kriterium neben dem obertonreichen Klangbild ist auch die Nachhalldauer. Um den Glockentyp richtig einzuordnen ist aber das Intervall entscheidend, das der Schlagton (Nominal) zum tiefsten Ton (Unterton) bildet.

Das Läuten selbst wird bei den schwingend aufgehängten Glocken verschiedenartig bewirkt (schwingendes Läuten, Überkopfläuten und Wechselläuten). Bei den fest montierten Glocken bedient man sich eines Hammerschlages oder eines inwendigen Klöppels.

Gr. zg
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