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Alt 10.07.07, 12:45
zeitgenosse zeitgenosse ist offline
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Standard AW: Theremin und Co, Akustisches

Wissenswertes zu Glockenklängen:

Der dominant empfundene Ton wird als Schlag- oder Nominalton bezeichnet. Es handelt sich quasi um einen Residualton, weil er keiner Eigenschwingung entspricht (was mit einer Stimmgabel belegt werden kann). Als elastischer Körper erzeugt die angeschlagene Glocke Biegeschwingungen. Mittels FEM lassen sich die Eigenschwingungen errechnen. Die Residuumtheorie wurde von J.F. Schouten entworfen, um diese Problematik zu erhellen. Sind genügend Obertöne vorhanden, vermag das menschliche Gehör den (fehlenden) Grundton zu erkennen.

Ferner erklingen Unteroktave, Prime, kleine Terz, Quinte und Oberoktave. Man unterscheidet zwischen Prinzipalton- und Mixturbereich. Auch Non- und Septimglocken gibt es. Massgebend für den Klang ist neben der Legierung die Glockenrippe (Formgebung des Glockenkörpers). Dünnwandige Glocken klingen tiefer als dickwandige. Die "gotische Glockenrippe" gilt als harmonisch besonders ausgewogen (Glockenhöhe ohne Krone = Schärfendurchmesser):


Aufriss einer gotischen Glocke

Für den Zusammenklang mehrerer Glocken im Plenum ist die Disposition (Intervallfestlegung) entscheidend. Man kennt z.B. das "Te Deum Motiv" (C - Es - F) oder den Molldreiklang mit Quarte (C - Es - F - G). Es gibt viele Kombinationen.

Der Glockenguss ist reine Handarbeit. Als "Glockenspeise" dient wie gesagt meist Zinnbronze (78 % Kupfer, 22 % Zinn). Selbst würde ich auch gerne einmal eine Glocke herstellen. Als beste Glocke weltweit gilt die "Maria Gloriosa" (15. Jh.). Kirchenglocken haben einen Namen. Die Thematik ist sehr umfangreich. Man könnte dies gleich mit dem Angenehmen verbinden und einmal eine Reise zu den bekanntesten Glocken Europas unternehmen. Das Verklingen der "Pretiosa" im Kölner Domgeläute bespw. soll ein akustischer Genuss und Balsam für die Seele sein.

Gr. zg
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