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Alt 11.07.15, 01:28
Philipp Wehrli Philipp Wehrli ist offline
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Registriert seit: 04.07.2009
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Standard AW: Unterschied Raum und Zeit

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Zitat von TomS Beitrag anzeigen
Nun kommen meine Einwände:
  • Alleine die Tatsache, dass die Lorentz-Algebra resultiert, ist ja noch kein Anhaltspunkt dafür, dass auch eine Raumzeit resultiert; z.B. weist der 3-dim. harmonische Oszillator eine SU(3) Symmetrie auf, aber deshalb enthält er noch nicht die QCD, Quarks etc.
  • Ich sehe nicht, wie die Struktur einer dynamischen Mannigfaltigeit in irgendeiner Form als semiklassischer Grenzfall o.ä. resultiert; ich sehe überhaupt keine Dynamik; was wäre z.B. ein geeigneter Hamiltonoperator?
  • Die Lorentz- bzw. Poincare-Algebra sind keine gloablen Symmetrien der ART; sie treten dort allenfalls als lokale Eichsymmetrien auf (1st order / Palatini-Formalismus, Hehl, Ashtekar-Variablen, ...)
  • Ich habe nicht den Eindruck, dass die Ideen von Ted Jacobson et al. uns irgendwo hin führen ;-)
Die Dynamik entsteht durch die Fouriertransformationen. Dadurch erhält man Wellenpakete, die man entweder in der Raumzeit oder im Energie-Impulsraum beschreiben kann. Man erhält also Wellenpakete, die sich durch den Raum zu bewegen scheinen. Zwischen den zwei Beschreibungen bestehen die Heisenbergschen Unbestimmtheitsrelationen.
Die ART kommt meiner Ansicht nach durch eine völlig andere Überlegung ins Spiel (allerdings habe ich hierzu die Überlegungen der Urtheoretiker nicht verstanden). Wenn man die Quanteninformation a priori begründen will, ist die SU2 das naheliegende Grundelement. Allerdings ist es willkürlich, dass man einen flachen Raum wählt. Wenn man die grösstmögliche Allgemeinheit zulassen will, muss man Krümmungen erlauben, so dass die Lorentztransformationen nur lokal gelten.
Die Idee von Jacobson verstehe ich so: Wenn es Krümmungen gibt in einem an sich leeren Quantenvakuum, dann tauchen aus diesem Quantenvakuum reale Teilchen und Antiteilchen auf (Unruh-Hawking Strahlung). Wenn für diese Teilchen und für die Raumzeitkrümmungen die Thermodynamik gelten soll, gelten auch die Einsteinschen Feldgleichungen. Das Gravitationsgesetz wäre dann eine Näherung für das thermodynamische Gleichgewicht. Dies ist aber meine persönliche Interpretation und die Urtheoretiker können nicht dafür belangt werden. Ich glaube, die Urtheoretiker versuchen, die ART als Eichtheorie herzuleiten.


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Zitat von TomS Beitrag anzeigen
Der Ansatz bleibt - soweit ich das bisher sehe - auf der algebraischen Ebene stecken. Insgs. hat er ja in der Physiker-Community keine große Beachtung erlangt, oder?
Könnte das nicht daran liegen, dass die Urtheorie vor allem die Naturgesetze 'vorher'sagt, die wir schon kennen? Den meisten Physikern ist ziemlich egal, weshalb die Gesetze gelten. Sie halten dies für metaphysische Spekulation. Die Urtheorie ist daher vor allem aus philosophischer Sicht interessant, bietet für Physiker aber bis jetzt kaum neue Erkenntnisse. Aus philosophischer Sicht ist sie aber sehr bemerkenswert. Denn sie bedeutet, dass wir nicht nach einem Schöpfergott suchen müssen, der die Welt zufälligerweise genau so gemacht hat. Oder wie Einstein dies ausdrücken würde: Gott hatte gar keine andere Wahl.


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Zitat von TomS Beitrag anzeigen

Meine o.g. Aussagen bleiben bestehen: das K.-S.-Theorem sagt nichts über nicht-lokale Verschränkungen.
Ich kenne das K.-S. Theorem nur sehr oberflächlich. Du magst da recht haben. Mich interessiert hier vor allem deine Aussage, das K.-S.-Theorem zeige, dass aus der Quanteninformationstherie auch völlig andere Geometrien abgeleitet werden können. Ich kann das nicht ausschliessen, vermute aber, dass das so nicht stimmt. Die allermeisten Aussagen können in eine zweiwertige (Qubit) Logik zerlegt werden. Mir scheint, dies sollte reichen, um für alle alltäglichen Fälle eine 3+1 dimensionale Raumzeit zu erhalten. Wenn es Ausnahmen gibt, so werden diese Ausnahmen gleichzeitig in der Geometrie und in der Quantenlogik auftauchen. Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass dies nur mein Eindruck als Halblaie ist.

Ge?ndert von Philipp Wehrli (11.07.15 um 01:31 Uhr)
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