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Alt 03.06.12, 23:19
fossilium fossilium ist offline
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Standard AW: Kants Erkenntnistheorie

Hi kingcrimson,
Zitat:
Zitat von kingcrimson04 Beitrag anzeigen
Sollte man dringend weiter diskutieren. Vielleicht hilft es hier deinen Ansatz mit dem Autopoiesekonzept zu verknüpfen.....
Tja, mussste erstmal nachlesen, was Autopoisekonzept ist. Geht aber nur so ungefähr in die Richtung, von dem was ich meinte.

Ich stell einfach die Frage: was ist der Unterschied zwischen physikalischen Objekten (Teilchen, Strahlung) und ihren Wirkungen ? Ich behaupte mal ganz provokativ: gar keiner.

Warum ? Objekte beschreibt man durch Zustände oder Eigenschaften. Was ist ein Ortszustand oder die Eigenschaft, an einem Ort zu sein ? Dadurch, dass an dieser Stelle Wirkungen stattfinden. Warum ist ein Teilchen schwer oder träge ? Weil es schwer oder träge wirkt. Warum gibt es ein Feld ? Weil raumzeitliche Wirkungen vorhanden sind.
Erst die Wirkungen, dann den Rückschluss auf das Objekt. Typische Wirkungen lassen auf typische Objekte schliessen.
Oder anders gesagt: nicht die Objekte sind das Primäre der Beobachtung, sondern deren Wirkungen, und die spezifischen Eigenschaften der Objekte kommen zustande durch die Spezifizität der Wirkungen.
Es gibt also keine Objekte, sondern nur ein grosses Wirkungsgefüge, lokalisierte Wirkungen, Wirkungskonzentrationen, Wechselwirkungen, von denen auf Kräfte geschlossen wird.

Zuerst sind die Wirkungen da, und dann alles andere.

Also müssten wir in der Physik uns primär mit Wirkungen beschäftigen und nicht mit den subjektiv geprägten Schlussfolgerungen daraus (Objekten).
Aber des ist wohl als evolutionsbiologischen Gründen äusserst schwierig zu realisieren.

Folglich gibt es in der Physik keine Definition der Wirkung und / oder kein gängiges Konzept über das, was Wirklung ist (obwohl der Begriff in einem der fundamentalsten Formalismen zur Herleitung von Grundgleichungen vorkommt, und auch im Planckschen Wirkungsquantum, letztlich einem unverstandenen Proportionalitätsfaktor).

Es gibt nicht mal einen noch abstrakteren Begriff, der die Wirkung als Teil seiner selbst enthält. Sprachlich gehört die Wirkung somit zu den fundamentalsten Anschauungen überhaupt, so wie Raum, Zeit, Kausalität und eben Wirkung, die alle gleichwertig in einer Reihe zu nennen sind.

Wirkung ist vielleicht eine vorphysikalische Denkategorie, obwohl sie selbst so fundamental physiklisch ist. Dieser Widerspruch ist auffällig, mir aber ein Rätsel. Philosophisch ist dieser Begriff überhaupt nicht überdacht - nichts, rein garnichts in der Literatur aus Jahrhunderten.

Für den knochentrockenen Physiker wohl nicht so interessant, eher für solche, die einen Hang zu Fragen an den Grenzen der Physik haben. Oder die gängige Physik mal aus einer ganz anderen Perspektive betrachten wollen.

Grüsse Fossilium
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