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Alt 14.01.22, 13:56
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TomS TomS ist offline
Singularität
 
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Standard AW: Abweichungen und Möglichkeiten in einem Multiversum?

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Zitat von Ich Beitrag anzeigen
Was du alles weißt.
Dass man z.B. Bewusstsein nie objektiv messen kann ist deine Meinung, die du als Wahrheit verkaufst.
Ich halte das für ziemlich logisch.

Ich kann zwei Beobachtungen vergleichen, nämlich die Beobachtung eines anderen, wahrscheinlich bewussten Menschen sowie die Introspektion also Beobachtung meines eigenen Bewusstseins. Ich postuliere mal, dass mir jeder zustimmen wird, dass letzteres möglich ist, dass ich mir also dessen bewusst bin, dass ich jetzt gerade über das Bewusstsein nachdenke und schreibe.

Dann postuliere ich - und da könnten wir uns jetzt in unserer Auffassung unterscheiden - dass die Beobachtung eines anderen Menschen und die Introspektion völlig wesensverschieden sind. Ich kann jedenfalls keine Gemeinsamkeiten erkennen zwischen dem, was ich an mir wahrnehme, wenn ich mit dir diskutiere, und dem, was ich dabei an dir beobachte. Das liegt letztlich daran, dass ich mein eigenes Denken ausschließlich introspektiv ohne meine Sensorik erfahre, während ich dein (vermutlich) bewusstes Denken ausschließlich vermöge deiner Aktorik und meiner Sensorik wahrnehme.

Ein Experiment, um zu unterscheiden, ob Wesensverschiedenheit deines und meines Bewusstseins vorliegt, oder ob beide in etwa gleich funktionieren und sich introspektiv gleich anfühlen, kann nicht über die Sensorik laufen, denn dabei mische ich bei der Beobachtung von dir Effekte der Sensorik dazu, die ich bei der reinen Introspektion nicht habe. Es ist jedenfalls ein Unterschied, ob ich einen Gedanken habe, ausspreche und dies höre (und mir dessen bewusst bin), oder ich ich nur deinen Gedanken ausgesprochen höre. Im ersten Fall ist es mein Gedanke und mein Bewusstseinsinhalt, der sich nur unwesentlich dadurch ändert, dass ich ihn ausspreche, im zweiten Fall ist es nicht mein Gedanke sondern deiner. Im ersten Fall ist meine Aktorik und Sensorik verzichtbar, im zweiten nicht.

Daraus leite mich nicht ab, dass dein Bewusstsein für dich völlig anders funktioniert als meines für mich, ich leite lediglich ab, dass die Sensorik untauglich ist, über diese Gemeinsamkeiten und Unterschiede objektive Daten zu erhalten (und ohne Sensorik kann ich mich zwar selbst bewusst wahrnehmen, jedoch nicht dich, d.h. die Daten sind unvollständig).

Damit scheitert m.E. die wissenschaftliche Methode bereits im Ansatz. Sorry, wenn die Erklärung nicht passt; für mich fühlt sich das einfach offensichtlich an.

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Wenn etwas auch prinzipiell nicht messbar ist, dann ist es wissenschaftlich uninteressant.
Ich würde das präzisieren: wenn etwas prinzipiell nicht messbar ist, dann ist es prinzipiell wissenschaftlich uninteressant, jedoch nicht allgemein uninteressant.

Gewisse Aspekte meines Bewusstseins - und erst recht deines - entziehen sich in oben gesagter Weise der wissenschaftlichen Methode, deswegen müssen sie für mich aber nicht uninteressant sein.

Zitat:
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Sondern im Sinne von Konzepten, die keine Entsprechung in der (messbaren) Realität haben.
Klar.

Zitat:
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Du selbst legst allergrößten Wert darauf, z.B. in der Relativitätstheorie nur mit Observablen arbeiten zu wollen.
Ja.

Zitat:
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Und hier ersinnst du ganze Kategorien, die wissenschaftlicher Beobachtung prinzipiell nicht zugänglich sein sollen.
Ich ersinne sie doch nicht, sie sind vorhanden. Ich konstatiere lediglich, dass mein Bewusstsein existiert - das hat schon Descartes getan, so blöd ist das nicht - und ich postuliere, dass dieses der wissenschaftlichen Methode in wesentlichen Aspekten nicht zugänglich ist (s.o.)

Zitat:
Zitat von Ich Beitrag anzeigen
Du bemühst dich noch nicht einmal um eine Argumentation, warum du solche Kategorien - wie ich es tun würde - nicht als unwissenschaftlichen Mumpitz verwirfst, sondern im Gegenteil für gesetzt hältst.
Ich habe nie behauptet, dass diese Kategorien wissenschaftlich wären. Aber nicht alles, was unwissenschaftlich ist, ist auch prinzipiell Mumpitz; es ist nur im wissenschaftlichen Kontext Mumpitz. Deswegen kann ich sie im wissenschaftlichen Kontext verwerfen, aber nicht, weil ich sie für nicht existent halte, sondern weil ich mir klar mache, dass sie der wissenschaftlichen Methode nicht zugänglich sind.

Damit habe ich die Argumentation hoffentlich geliefert.
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Niels Bohr brainwashed a whole generation of theorists into thinking that the job (interpreting quantum theory) was done 50 years ago.

Ge?ndert von TomS (14.01.22 um 14:14 Uhr)
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