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Alt 25.08.21, 16:26
Ich Ich ist offline
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Standard AW: KI - Gefahr, Herausforderung, Chance?

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Zitat von TomS Beitrag anzeigen
Meine Hypothese ist eine eher agnostische:
1) das Epiphänomen "Bewusstsein" beruht auf gewöhnlichen physikalischen Systemen und Prozessen*),
2) ist jedoch aufgrund der Komplexität der beteiligten Systeme und Prozesse*) einer Analyse im Kontext derselben nicht zugänglich
*) Prozesse, die auch als Algorithmen aufgefasst werden können

Kurz gesagt: das selbe Gehirn, das Bewusstsein hervorbringt, ist nicht in der Lagen, dieses hervorgebrachte Bewusstsein mittels Introspektion zu analysieren und zu verstehen. Noch kürzer: der Algorithmus ist unfähig zur Selbsterkenntnis.
Wie kommst du auf so etwas?
Klar, wenn du mit "Introspektion" meinst, dass die Philosophengilde im Ohrensessel durch reine Nabelschau die "Frage des Bewusstseins" klärt: Das wird nicht passieren.
Aber wie du schon sagst, wir sind wissenschaftlich doch noch ganz am Anfang. Die von Geku zitierten neurologischen Störungen sind momentan tatsächlich noch die beste Informationsquelle. Das ist doch Steinzeit. In einer solchen Situation eine Negativprophezeihung à la "Computer werden nie Schach spielen können" rauszuhauen, ist der sicherste Weg, vor der Geschichte blöd dazustehen. Das ist doch genau so eine Schlussfolgerung, vor denen sich zu hüten du rätst.
Richtige Bewusstseinsforschung muss reproduzierbar und empirisch sein. Letzten Endes, wer weiß, wird man viel genug gelernt haben, dass man Bewusstsein auf ein anderes Substrat übertragen und dann damit herumspielen kann. Komplett außerhalb unserer jetzigen Möglichkeiten, aber keineswegs prinzipiell unmöglich.

Meine Hypothese: Man wird dann nicht mehr von einem singulären Bewusstsein sprechen und der Frage nachgehen, ab wann es entsteht. Man wird andere Begriffe finden, denen einigermaßen klar definierbare Prozesse entsprechen. Und man wird, je nach dem, wie diiese Prozesse mitspielen, verschiedene, aber fließend ineinander übergehende Kategorien von Bewusstsein verwenden.
Die Idee, dass es da eine eigene Entität "Bewusstsein" gibt, die unter bestimmten Bedingungen da ist und sonst nicht - oder die sogar ohne Substrat da ist -, wird dann hoffnungslos naiv erscheinen. Das wäre dann aus der Begriffswelt von Anästhesisten, nicht von Neurologen.
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