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Quantenmechanik, Relativitätstheorie und der ganze Rest. Wenn Sie Themen diskutieren wollen, die mehr als Schulkenntnisse voraussetzen, sind Sie hier richtig. Keine Angst, ein Physikstudium ist nicht Voraussetzung, aber man sollte sich schon eingehender mit Physik beschäftigt haben.

 
 
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  #11  
Alt 19.10.11, 18:01
Knut Hacker Knut Hacker ist offline
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Registriert seit: 13.06.2010
Beitr?ge: 274
Standard AW: Energie- und Impulserhaltung in der ART

Hallo richy,

ich glaube, es bedarf, um sinnvoll weiterdiskutieren zu können, der Klärung einiger Missverständnisse:

Die „Kopenhagener Deutung“ ist nie und nirgends von jemandem festgelegt worden, sondern eine Zusammenerfassung, wie sie sich in der Fachliteratur im Verlaufe der ersten Jahrzehnte der Quantenphysik aufgrund von Aussagen der Begründer der Quantenphysik ergeben haben.Sie ist maßgeblich mit dem Namen Niels Bohr verbunden.Ihre zentrale Aussage ist das von Bohr entwickelte Komplementaritätsprinzip.

Der dazu im Widerspruch stehende Begriff des Kollapses oder der Reduktion der Wellenfunktion stammt von Neumann.

Ich favorisiere das Komplementaritätsprinzip (Quantenlogik).

Dabei bedarf es aber auch einer Klarstellung des Begriffs der Wahrscheinlichkeitswelle. Bei ihr handelt es sich nicht um einen Vorgang im gewöhnlichen dreidimensionalen Raum, sondern im abstrakten Konfigurationsraum. Auch ist sie einem Einzelvorgang zugeordnet

Mit dem Neumannschen Kollaps dieser Wellenfunktion ist nun nicht lediglich ein Zuwachs an Information über eine bereits vorliegende Situation gemeint, sondern ein nicht-triviales dynamisches Axiom: Während einer Messung wird die unitäre Entwicklung gemäß der Schrödinger- Gleichung durch einen stochastischen Übergang ersetzt.

Anstatt den Dualismus von Welle und Teilchen aus der Welt zu schaffen, indem man so lange nach Erklärungen sucht, bis ein Extrem zugunsten des anderen verschwunden ist, integrierte ihn Bohr in die Interpretation der Quantenmechanik: Die Unschärferelationen zwischen Impuls und Ort und zwischen Energie und Zeit enthalten je ein Symbol, das sich auf Wellen, und eins, das sich auf Teilchen bezieht. Mit Teilchen werden die Energie und der Impuls verknüpft, Mit Wellen verbindet man dagegen Größen, die mit der räumlichen und zeitlichen Ausbreitung zu tun haben. Die Unschärferelationen, von denen jede ein Teilchensymbol mit einem Wellensymbol verknüpft, sind der Preis, den wir dafür bezahlen müssen, dass wir die einander ausschließenden Begriffe von Welle und Teilchen gleichzeitig erfassen können. Beobachtung ( Messung) erzwingt jedoch eine Entscheidung zwischen dem einen oder dem anderen Satz zueinander komplementärer physikalischer Konzepte und stört damit das System, indem sie die Wahlmöglichkeiten auf die eine oder die andere Seite des Welle-Teilchen-Dualismus einschränkt.Dadurch sind genaue und gleichzeitige Beobachtungen komplementärer Bilder oder Messungen komplementäre Größen entsprechend den Forderungen der Unschärferelationen eingeschränkt.

Soweit Bohr. Heisenberg hat dem 1927 ausdrücklich zugestimmt. Damit war das Fundament für die Kopenhagener Deutung gelegt worden.

Das Komplementaritätsprinzip seinerseits war das Fundament für die dieses verallgemeinernde Quanten-Logik:

Ein Elementarteilchen ist weder Welle noch Korpuskel, sondern etwas, das je nach der Perspektive der Betrachtung als Welle oder Teilchen erscheint ( zur Veranschaulichung:Betrachte ich eine Münze von der Flachseite her, erscheint sie als Kreis, betrachte ich sie von der Kantenseite her, als langgezogenes Rechteck. Beides schließt sich aus, ergänzt sich aber als Münze ). Der Wechsel der Perspektive auf das Elementarteilchen und damit der Wechsel der Erscheinungsform des Elementarteilchen vom Allgemeinen (Welle) zum Besonderen (Korpuskel) erscheint dem Betrachter so, als würde die allgemeine Erscheinungsform zur besonderen zusammenbrechen (kollabieren), während in Wirklichkeit doch lediglich die Perspektive gewechselt wird: Beobachtet man das sich selbst überlassene Elektron am Schirm hinter dem Doppelspalt, erscheint es als Welle, beobachtet man es dagegen am Doppelspalt, was nur durch einen Detektor und daher mittels Wechselwirkung mit dem Teilchen möglich ist, erscheint es als Korpuskel. In den sich selbst überlassenen nicht lokalen Zustand des Elektrons wird daher mit der Folge eingegriffen, dass es so erscheint, wie es lokal wechselwirkt, nämlich als lokales Teilchen. Der „Kollaps“ ist also nichts anderes als ein Perspektivenwechsel, also insbesondere kein Wechsel des Beobachtungsobjektes, wie ihn die Esoteriker missverstehen!

Noch kurz zu anderen von dir angesprochenen Punkten:

1) Die beiden rein physikalischen Hauptargumente gegen die Vieleweltentheorie lauten:

Nach ihr vollzieht sich der Prozess der Verzweigung instantan. Aber was in einem Bezugssystem instantan ist, muss in einem anderen nicht instantan sein. Die Theorie widerspricht also der SR!

Außerdem wird die an Neumann zu richtende Frage, in welchem Stadium des Messprozesses der Kollaps stattfindet, lediglich durch eine andere Frage ersetzt, nämlich die, in welchem Stadium des Messprozesses das Universum sich verzweigt.

2) Widerspruch ist nicht Gegensatz? Treten Gegensätze in ein und demselben Betrachtungsobjekt auf, dann eben schon!

3) Ich bitte, in diesem Forum nicht über das sacrificium intellectus bei Begriffen wie freier Wille zu diskutieren! Wovon sollte denn ein Wille frei sein? Freiheit ist ein Bezugsbegriff.! Der Wille entsteht durch Anlage, Erfahrung, Prägung durch Erziehung und Umwelt, Werthaltungen, Emotionen usw. . Wo bleibt da noch Raum für Freiheit? Vor allen aber kann man sich logischerweise seinen Willen nicht aussuchen, ohne ihn bereits zu haben. Schopenhauer hat recht und Einstein hat sich angeschlossen: Man kann zwar tun und unterlassen, was man will, aber nicht wollen, was man will! Die bloße Handlungsfreiheit ist aber eine Trivialität und kein Problem! Und die Willensfreiheit ist ein Scheinproblem. Auf sie ist bekanntlich Augustinus in seiner Not verfallen, zu rechtfertigen, warum Gott auch das Böse geschaffen haben muss, da ja alles auf ihn zurückzuführen ist. So kam Augustinus auf die glorreiche Idee, zu sagen, Gott habe dem Menschen halt die Freiheit zur Entscheidung zwischen Gut und Böse verschaffen wollen. Dabei hat er übersehen, dass Gott auch dann das Böse und die Möglichkeit der Entscheidung hierfür geschaffen haben muss, und außerdem in seiner Allwissenheit alles Böse vorausgesehen haben muss, wofür sich der Mensch entscheiden würde, also beispielsweise auf den Holocaust!

Ge?ndert von Knut Hacker (19.10.11 um 18:13 Uhr)
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