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  #1  
Alt 12.05.10, 21:22
Benutzerbild von Gandalf
Gandalf Gandalf ist offline
Singularität
 
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Standard AW: Soziale Aspekte

Zitat:
Zitat von Frank Beitrag anzeigen
Der Unterschied beim Maulwurf zwischen Nase und Gang besteht zumindest darin, dass die Nase genetisch kodiert schon in der befruchteten Eizelle vorliegt.
Ach, - der Instinkt Maulwurfsgänge zu graben etwa nicht?
Zitat:
Zitat von Frank Beitrag anzeigen
Mit diesen Definitionen ist das sowieso so eine Sache.
Es gibt mittlerweile auch technische Konstruktionen, die sich selbst replizieren können. Deren Energieumsatz könnte man sogar als Stoffwechsel deklarieren.
Ein anderes Beispiel wären Viren, die sich ebenfalls replizieren. Trotzdem käme niemand auf die Idee erstere als Lebewesen zu bezeichnen, bei letzteren sind die Meinungen zumindest gespalten.
... auch das ist kein Widerspruch zu dem von mir gesagten: Ich sagte nicht das "Replizierung" ein Unterscheidungsmaßstab zwischen toten und lebenden Systemen sein soll. Ich sagte nur, dass lebende Systeme sich dadurch auszeichnen. (Sie zeichnen sich auch dadurch aus das sie "Wissen sammeln". - womit "Wissen" zu einem physikalischen Faktor im Universum wird)

Zitat:
Zitat von Frank Beitrag anzeigen
Insofern würde ich dem Maulwurf weiterhin die Nase zugestehen und die Gänge einer selbst gestalteten Umwelt zuschreiben.
Nun, - wie die "klassischen Wissenschaften" ihre Grenzen definieren ist ja bekannt. (Prof. Dürr sinngemäß: "Ein Fisch ist etwas was nach klassischer Definition in einem Netz hängen bleibt, dass eine Maschenweite von 10 cm hat. - Etwas das durch dieses Netz flutscht, - kann daher kein Fisch sein...")

Mit dieser Haltung kann man zwar erfolgreich und wissenschaftlich anerkannt "Setzkästen füllen" und dennoch am Thema vorbeigehen....


Grüße
__________________

Warum soll sich die Natur um intellektuelle Wünsche kümmern, die "Objektivität" der Welt des Physikers zu retten? Wolfgang Pauli
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  #2  
Alt 16.05.10, 18:50
Frank Frank ist offline
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Standard AW: Soziale Aspekte

Zitat:
Zitat von Gandalf Beitrag anzeigen
.... Nun, - wie die "klassischen Wissenschaften" ihre Grenzen definieren ist ja bekannt. (Prof. Dürr sinngemäß: "Ein Fisch ist etwas was nach klassischer Definition in einem Netz hängen bleibt, dass eine Maschenweite von 10 cm hat. - Etwas das durch dieses Netz flutscht, - kann daher kein Fisch sein...")

Mit dieser Haltung kann man zwar erfolgreich und wissenschaftlich anerkannt "Setzkästen füllen" und dennoch am Thema vorbeigehen....
Hallo Gandalf,
hier sind zwar inzwischen einige Beiträge hereingeschneit, da sich aber viele davon nur mit organisatorischen Sachen oder persönlichem Kleinkrieg beschäftigen möchte ich dennoch auf Deinen Artikel antworten, in der Hoffnung, dass wir wieder in die Nähe des eigentlichen Themas rücken und Tornowa eventuell doch noch etwas brauchbares mitnimmt.

Bleiben wir vorerst bei Deinem Maulwurf.
Man könnte jetzt fragen , was denn ein Maulwurfgang eigentlich ist.
Antwort: Ein Loch.
Frage: Was ist ein Loch?
Antwort: Ein bischen Nichts, mit Etwas drum herum.
Frage. Was ändert sich, wenn ich zu einem Etwas (Maulwurf) ein Stückchen Nichts addiere, oder es weglasse?
Oder muss man das "drum herum " auch mitnehmen? Wenn ja, wieviel davon?

Das sind natürlich Spitzfindigkeiten.

Fakt ist, dass je komplexer ein System ist und je mehr Schnittstellen es zur Umgebung gibt, desto schwieriger oder unmöglicher ist es eine saubere Abgrenzung/Definition zu finden. Dies betrifft in besonderem Maße biologische und soziale Systeme.

Hier einige Beispiele:
Definiere Leben. Was ist eine (biolog.) Art?
Was ist eine Familie, ein Volk, ein Staat.

Es dürfte schwer fallen, für all das Definitionen zu finden, bei denen es keine Ausnahmen oder Grenzfälle gibt, wo man herumdiskutieren könnte, ob sie noch unter die Definition fallen oder nicht.

Man darf jedoch nicht vergessen, dass Definitionen ja nur Hilfsmittel sind, um auf Basis einer gemeinsamen Sprache z.B. Erkenntnisse und Gedanken austauschen zu können. Unter diesem Aspekt ist es auch möglich unterschiedliche Definitionen für ein und denselben Begriff zu verwenden, wenn es sich aus dem speziellen Zusammenhang heraus anbietet und sich alle Gesprächsteilnehmer dann in dieser Definition einig sind.

"Ein Fisch ist etwas was nach klassischer Definition in einem Netz hängen bleibt, dass eine Maschenweite von 10 cm hat. - Etwas das durch dieses Netz flutscht, - kann daher kein Fisch sein...")

Für manche indigenen Völker mag dies z.B. als Definition "Fisch" daher durchaus brauchbar sein. Nicht umsonst fallen in manchen Zusammenhängen deshalb auch Oktupus und Delfin problemlos unter den Begriff "Fisch". Im Mittelalter zählte man sogar Biber zu den Fischen, um die Fastenzeit etwas erträglicher zu gestalten.

Zusammenfassend würde ich also sagen, dass es wenig sinnvoll ist darüber zu streiten, ob denn der Maulwurfsgang zum Maulwurf gehört oder nicht. Entscheidend ist nur, dass man sich darüber je nach Zusammenhang einig ist, sonst hat man keine gemeinsame Sprache.

In einem gebe ich Dir recht. Es macht durchaus Sinn, die althergebrachten Definitionen auf den Prüfstein zu legen. Einerseits um zu testen, ob sie noch den aktuellen Erkenntnisstand repräsentieren, andererseits lassen sich vielleicht gerade auf Grund der Hinterfragung neue Erkenntnisse gewinnen.

Insofern würde ich Tornowa raten, in seiner Arbeit vorab ausdrücklich Definitionen anzugeben und auf diese Problematik hinzuweisen.

MfG. Frank

Ge?ndert von Frank (16.05.10 um 18:53 Uhr)
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  #3  
Alt 16.05.10, 20:30
Benutzerbild von Gandalf
Gandalf Gandalf ist offline
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Standard AW: Soziale Aspekte

Hallo Frank!

Zunächst gebe ich Dir mal in Vielem was Du sagst 'im Prinzip' - Recht. (Aber um Leute zum "arbeiten" (nachdenken) zu bringen, muss man manchmal auch etwas 'anspitzen' )

Zitat:
Zitat von Frank Beitrag anzeigen
Bleiben wir vorerst bei Deinem Maulwurf.
Man könnte jetzt fragen , was denn ein Maulwurfgang eigentlich ist.
Antwort: Ein Loch.
Frage: Was ist ein Loch?
Antwort: Ein bischen Nichts, mit Etwas drum herum.
Frage. Was ändert sich, wenn ich zu einem Etwas (Maulwurf) ein Stückchen Nichts addiere, oder es weglasse?
Oder muss man das "drum herum " auch mitnehmen? Wenn ja, wieviel davon?

Das sind natürlich Spitzfindigkeiten.
..nicht unbedingt. Der Maulwurf (die DNS) kann sich ohne Umwelt nicht replizieren (und es wird ja auch nicht das "Loch im Gang " repliziert, sondern eine 'Niesche für das Überleben der Art'. - Was letzlich auf das hinausläuft, wovon J. Lovelook spricht, wenn er sagt, dass das Leben den Planeten Erde "terraformt" hat. Man kann hier noch einen Schritt weitergehen (... 'ich' gehe einen Schritt weiter). Auf die Quantentheorie angewandt (Viele-Welten-Interpretation), sehe ich hier ein 'starkes anthropischen Prinzip' in Aktion.

Zitat:
Fakt ist, dass je komplexer ein System ist und je mehr Schnittstellen es zur Umgebung gibt, desto schwieriger oder unmöglicher ist es eine saubere Abgrenzung/Definition zu finden. Dies betrifft in besonderem Maße biologische und soziale Systeme.
Das (diese "Zuweisungen zu einem 'bestehenden' (altehrwürdigen) Setzkasten) mag ja für die derzeit herrschende wissenschaftliche Epistemologie zutreffen und für Studenten karrierefördernd sein. Leider wird aber damit der Frage aus dem Weg gegangen: Wer hat die Spielregeln festgelegt, wie Abgrenzungen und Definitionen festzulegen sind - und: Sind diese im Rahmen der Erkenntnsise der QT überhaupt haltbar? - Zumal diese wohl allesamt einer reduktionistischen Interpretation der Welt entsprechen, die durch die QT widerlegt ist.

Zitat:
Man darf jedoch nicht vergessen, dass Definitionen ja nur Hilfsmittel sind, um auf Basis einer gemeinsamen Sprache z.B. Erkenntnisse und Gedanken austauschen zu können.
Auch hier sind wir uns denke ich einig. Nur: Je nach dem ob man reduktionistisch oder holistisch vorgeht, kommt man zu unterschiedlichen Definitionen (Wobei Letztere ein Nischendasein fristen, - der Art, dass viele glauben, es gäbe nur die bekannten (und 'geschulten'), reduktionistischen. - Ein blinder Fleck!)
Es gilt also imho noch 'vor' dem Nachdenken über Definitionen darüber nachzudenken, wie die Wirklichkeit zu interpretieren ist. - Je nachdemwerden sich dann 'unterschiedliche' Definitionen herausbilden. (...und Antworten!)

Zitat:
Unter diesem Aspekt ist es auch möglich unterschiedliche Definitionen für ein und denselben Begriff zu verwenden, wenn es sich aus dem speziellen Zusammenhang heraus anbietet und sich alle Gesprächsteilnehmer dann in dieser Definition einig sind.
- wohl eine Idealvorstellung. In der Praxis dürfte die (eine höchstwahrscheinlich in höchstem Maße reduktionistische) Definiton des Doktorvaters die alleinig maßgebende sein

Zitat:
Insofern würde ich Tornowa raten, in seiner Arbeit vorab ausdrücklich Definitionen anzugeben und auf diese Problematik hinzuweisen.
...das kann ich nur unterstreichen.


Viele Grüße
__________________

Warum soll sich die Natur um intellektuelle Wünsche kümmern, die "Objektivität" der Welt des Physikers zu retten? Wolfgang Pauli
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  #4  
Alt 17.05.10, 07:57
Frank Frank ist offline
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Standard AW: Soziale Aspekte

Hallo Gandalf.
Zitat:
Zitat von Gandalf Beitrag anzeigen
...... Das (diese "Zuweisungen zu einem 'bestehenden' (altehrwürdigen) Setzkasten) mag ja für die derzeit herrschende wissenschaftliche Epistemologie zutreffen und für Studenten karrierefördernd sein. Leider wird aber damit der Frage aus dem Weg gegangen: Wer hat die Spielregeln festgelegt, wie Abgrenzungen und Definitionen festzulegen sind - und: Sind diese im Rahmen der Erkenntnsise der QT überhaupt haltbar? - Zumal diese wohl allesamt einer reduktionistischen Interpretation der Welt entsprechen, die durch die QT widerlegt ist.
.....
Nur: Je nach dem ob man reduktionistisch oder holistisch vorgeht, kommt man zu unterschiedlichen Definitionen (Wobei Letztere ein Nischendasein fristen, - der Art, dass viele glauben, es gäbe nur die bekannten (und 'geschulten'), reduktionistischen. - Ein blinder Fleck!)
Es gilt also imho noch 'vor' dem Nachdenken über Definitionen darüber nachzudenken, wie die Wirklichkeit zu interpretieren ist. - Je nachdemwerden sich dann 'unterschiedliche' Definitionen herausbilden. (...und Antworten!)...
Auch ich gebe Dir da prinzipiell Recht. Im allgemeinen vertrete ich aber eine pragmatische Auffassung. Wenn es der Sache dient, kann ich problemlos zwischen reduktionistisch und holistisch wechseln, bzw. versuche beide Aspekte zu beleuchten. Die Konzentration auf eines der beiden würde je nach Zusammenhang entweder die Arbeit unzulässig verlangsamen oder bestimmte Effekte außen vor lassen.

Definitionen sind ja Festlegungen, bedürfen also keines Beweises. Dennoch sollten sie möglichst bestimmten Regeln gerecht werden, um ein effektives Arbeiten zu ermöglichen.

So kommt z.B. erschwerend hinzu, dass für eine saubere Definition auch wieder nur Begriffe verwendet werden dürften, deren eigene Definition klar ist. (Dies ist bei Lichte besehen leider nur selten der Fall.)

Damit sollte sich ein "Definitionsbaum" ergeben. Die Frage ist nun, was steht an der Wurzel?

In der Mathematik könnte ich mir solch einen Definitionsbaum noch einigermaßen vorstellen. In der Physik wird es schon schwieriger und in der Biologie oder erst recht in der Soziologie wird es zunehmend verschmierter.

Das ist es wohl auch, was die Soziologie den "exakten" Naturwissenschaften etwas suspekt macht. Man redet da viel über Dinge, deren Definitionen recht unklar sind. Selbst wenn man voraussetzt, dass logische Ableitungen prinzipiell möglich sind, kommt man damit oft nur zu sehr "weichen" Ergebnissen, da sich schnell Ausnahmen und Sonderfälle finden lassen.


PS:
Die hier geführten Diskussionen, zu welcher Rubrik dieses oder jenes Thema gehört, ist wohl auch zum großen Teil solch unklaren bzw. weichen Definitionen geschuldet, was zeigt, dass auch die Physik von diesem Problem nicht verschont ist.

MfG. Frank

Ge?ndert von Frank (17.05.10 um 08:00 Uhr)
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  #5  
Alt 10.05.10, 06:46
Frank Frank ist offline
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Standard AW: Soziale Aspekte

Zitat:
Zitat von JoAx Beitrag anzeigen
.....Was bedeutet hier z.B. Wellengleichung? Dass es etwas mit QM zu tun hat, oder doch mit Akkustik, oder mit noch etwas anderem?

Was alle wissenschaftlichen Disziplinen verbindet, ist eine "rechnenkönnende" Disziplin Namens ... Richtig - Mathematik. ....

Gibt es ein Übergeordnetes Prinzip, nur weil man die gleiche (oder eher ähnliche) mathematische Formel zur Beschreibung benutzt. Ich würde nicht so weit gehen.
Das sehe ich auch so. Es gibt in den verschiedensten Systemen (physikal, biolog. soziolog,...) immer wieder Erscheinungen, die sich mit den gleichen oder ähnlichen mathemat. Gleichungen beschreiben lassen. Dabei würde ich keinem der Systeme eine Priorität einräumen. Aber wer die Augen offen hält, dem fallen solche Analogien immer wieder auf und man kann entsprechende Schlüsse ziehen.

Zitat:
Zitat von JoAx Beitrag anzeigen
Eine spannende Frage wäre, welche neuen mathematischen Zusammenhänge die Soziologie (z.B.) gefunden hat (oder finden wird), die dann auch in der Physik Anwendug fänden. Gibt es schon solche Beispiele?
Ich weiß nicht, wo dies das erste mal formuliert wurde, aber es gibt z.B. ein philosophisches Prinzip des "Umschlagen von Quantität in Qualität".
Damit werden Vorgänge bezeichnet, die sich dadurch auszeichnen, dass ein allmähliches Verändern einer Quantität zum plötzlichen Ändern der Qualität führt. Dafür gibt es in allen Disziplinen viele Beispiele (Zusammenbruch von Finanzmärkten, biologisches "Umkippen" von Gewässern ab einer bestimmten Nährstoffkonzentration, irreversible Klimaumschwünge ab einer bestimmten globalen Temperatur, Wechsel von Brechung auf Totalreflexion ab einem bestimmten Winkel,........).
Dies besagt auch, dass ein ständiges wirtschaftliches Wachstum und damit ständig steigender Wohlstand z.B. eine Illusion ist, da ab einem bestimmten Punkt plötzlich neue Qualitäten (gesellschaftl. politische Umstürze, Kriege, wirtschaftliche Zusammenbrüche...) auftreten. Es handelt sich mathemat. gesehen also um Unstetigkeiten an bestimmten Grenzwerten.
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  #6  
Alt 10.05.10, 08:50
tornowa tornowa ist offline
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Standard AW: Soziale Aspekte

Zitat:
Zitat von Frank Beitrag anzeigen
Da wäre jetzt die Frage, welche Analogien man zu gesellschaftlichen Systemen ziehen kann.

Trotzdem ist Vorsicht geboten.
Ähnliche Versuche (Vergleich menschlicher Gesellschaft mit biolog. Systemen)führten ja schon mal zum Sozialdarwinismus.
Gesellschaftliche Systeme verarbeiten enorme Hyper-Komplexität. Von der Physik und Mathematik beschriebenen Phänomene umgeben einen jeden zu jeder Zeit. Deren Erscheinungen folgen schon einem evolutionärem Charakter. Die Anwendung hinsichtlich des Sozialdarwinismus ist ganz klar zu kurz gegriffen und wie es scheint symptomatisch für das Streben nach Macht und Geld, getreu dem Motto, der Stärkere überlebt, also werde der Stärkste.

Aber Evolution ist lediglich ein Strategie im Sinne von Versuch-Irrtum. Die einzig sinnvolle Variante, hinsichtlich der Überanzahl von Informationen, die man schon für kleinste Systeme theoretisch in Betracht ziehen müsste. Jeder Versuch erzeugt eine neue Ausgangssituation, welche dann dahingehend bewertet wird, ob sie zuträglich ist oder nicht. Hierdurch ist die Verarbeitungskapazität auf ein Minimum reduziert.

Ab hier gibt es eine Schnittstelle zur Naturwissenschaft, nur eben nicht, um im Detail zu rechnen, sondern um miteinander die Ausmaße zu beschreiben.

Denn was sich ab dann übersummiert, ist das, was wir allgemein als die Natur wahrnehmen und diese erzeugt eine enorme Informations- und Möglichkeitenmenge, welche wir verarbeiten aber nicht im Detail berechnen können

Mir geht es also weniger um das Finden von Analogien, im Sinne von "welche Formel passt jetzt worauf" sondern viel mehr um die Beschreibung wesentlicher Prinzipien, welche sich in der einen oder anderen Form zeigt.

Das Beispiel der Verschränkung ist gar nicht mal so abwegig. Schließlich gibt es ja soziale Systemzustände, die ein gleichzeitiges Auftreten von Zuständen an unterschiedlichen Stellen begünstigt. Grob verglichen zum Beispiel die Beobachtung, dass manche Ideen oder Gedanken gleichzeitig an verschiedenen Orten zu entstehen scheinen oder Revolution an unterschiedlichen Orten zu entstehen scheint.

Leben hört im übrigen nicht mit dem Menschen auf. Auch die Menschen übersummieren ihre Möglichkeiten und schaffen Unmengen von für sich lebensfähigen Systemen welche rekursiv aufgebaut sind und in einem undurchschaubaren Geflecht mit einander in einer wechselwirkenden Beziehung stehen, deren Art und Weise des Interaktionsverhalten von den jeweiligen Selbst- und Zielverständnis abhängen.

Hier beginnt dann plötzlich die Frage nach der richtigen Ordnung, derer es durchaus vieler gibt, da soziale Systeme polystabil sind, also mehrere Gleichgewichte haben - also auch die Frage nach Ethik und Moral, richtig oder falsch. Und eben auch, was man mit dem Wissen macht.

Zitat:
Zitat von Frank Beitrag anzeigen
Dies besagt auch, dass ein ständiges wirtschaftliches Wachstum und damit ständig steigender Wohlstand z.B. eine Illusion ist, da ab einem bestimmten Punkt plötzlich neue Qualitäten (gesellschaftl. politische Umstürze, Kriege, wirtschaftliche Zusammenbrüche...) auftreten.
Genau das ist mein Steckenpferd. Diese neuen Qualitäten bzw. emergenten Systemeigenschaften drücken aus, was lebende Systeme meint. Eine Gesellschaft für sich genommen lebt und ist mehr als die Summe der sie bildenden Menschen. Es gibt Strukturen und Funktionsweisen, welche die selben, wie bei jeden Organismus sind. Die Summen aus Abstimmung, Organisation, Bewusstsein und Planung ergeben ein Individuum, eine Firma, eine Branche oder eben einen Staat.

Man kann sich das so vorstellen: Im Kopf interagieren Neuronen. Wenn sie intensiv interagieren entstehen Gedanken. Wenn Menschen intensiv interagieren, entstehen Städte, Firmen und Märkte. Diese interagieren ebenfalls miteinander und erzeugen neue Systeme mit anderen Systemeigenschaften aber immer noch den selben Funktionsweisen. Diese Systeme trachten dann immer nach einen ihrer Gleichgewichtszuständen - meist auch ein Grund dafür, dass ein System kippt. Revolution oder Emanzipation ist beispielsweise ein beobachtbares Systemverhalten hinsichtlich des Versuch, einen neue, unbekannten Gleichgewichtszustand anzustreben. Die Systemwissenschaften und Bio-Kybernetik haben da interessante Erkenntnisse beigetragen.

Im Übrigen ist ein permanenter Wohlstand durchaus möglich. Jedoch bedarf es dazu einer Neujustierung der Zielvorstellung und des Identitäten (der Systeme). Also die Frage wer sind wir, was wollen wir? Theoretisch haben wir das Potenzial eine Hochleistungsgesellschaft zu bilden. Ohne dass es irgendwen überfordert. Wir brauchen uns lediglich zu organisieren, wie sich das Hirn selbst organisiert. Spezialisierte Bereiche machen genau das, was sie können und vertrauen, dass der Rest das selbe tut.

Ich sehe momentan Tendenzen, dass das Gesamtsystem nach neuen Zuständen trachtet. Wir stehen momentan vor historischen Entwicklungen.

Ge?ndert von tornowa (10.05.10 um 09:18 Uhr)
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  #7  
Alt 10.05.10, 09:57
Frank Frank ist offline
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Standard AW: Soziale Aspekte

Zitat:
Zitat von tornowa Beitrag anzeigen
...
Im Übrigen ist ein permanenter Wohlstand durchaus möglich. Jedoch bedarf es dazu einer Neujustierung der Zielvorstellung und des Identitäten (der Systeme). Also die Frage wer sind wir, was wollen wir? Theoretisch haben wir das Potenzial eine Hochleistungsgesellschaft zu bilden. Ohne dass es irgendwen überfordert. Wir brauchen uns lediglich zu organisieren, wie sich das Hirn selbst organisiert. Spezialisierte Bereiche machen genau das, was sie können und vertrauen, dass der Rest das selbe tut.
Dieser permanente Wohlstand würde aber ein dauerhaft stabiles Gleichgewicht aller Komponenten (Mensch, Umwelt) erfordern. Dies wäre somit auch das Ende jeglicher menschlicher Entwicklung, da Entwicklung mit Veränderung gleichzusetzen ist.
Abgesehen von der Frage, ob dies überhaupt wünschenswert ist, habe ich da an der möglichen Umsetzung meine Zweifel, da dies wohl nicht der unsteten menschlichen Natur entspricht.
Zitat:
Zitat von tornowa Beitrag anzeigen
...
Ich sehe momentan Tendenzen, dass das Gesamtsystem nach neuen Zuständen trachtet. Wir stehen momentan vor historischen Entwicklungen
Solche plötzlichen gesellschaftlichen Veränderungen hat es historisch immer wieder gegeben. Wann und in welcher Art sie erfolgen kann man jedoch nicht (sicher) vorhersehen, da wenn dies möglich wäre auch Bestrebungen in Gang kämen sie zu verhindern. Dies würde eine Rückkopplung darstellen, welche die für die Veränderung notwendigen Grenzwerte verschiebt (siehe Griechenlandkriese).

Für mich persönlich ist nur wichtig zu wissen, dass solche Veränderungen früher oder später kommen werden und daraus zu schließen, wohin ich meine Kraft investiere.
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  #8  
Alt 10.05.10, 10:48
tornowa tornowa ist offline
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Standard AW: Soziale Aspekte

Zitat:
Zitat von Frank Beitrag anzeigen
Dieser permanente Wohlstand würde aber ein dauerhaft stabiles Gleichgewicht aller Komponenten (Mensch, Umwelt) erfordern. Dies wäre somit auch das Ende jeglicher menschlicher Entwicklung, da Entwicklung mit Veränderung gleichzusetzen ist.
Lebensfähige Systeme benötigen ein sogenanntes dynamisches Fließgleichgewicht. Beide Aspekte sind von Nöten: Stabilität und Dynamik. Stabile Systeme gibt es in einer solchen Form auch nicht, da sie, wie Du wahrscheinlich vermutest, quasi tot sind. Es gehört also ein Lernen und Entwickeln dazu.
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  #9  
Alt 10.05.10, 12:56
Frank Frank ist offline
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Standard AW: Soziale Aspekte

Zitat:
Zitat von tornowa Beitrag anzeigen
Lebensfähige Systeme benötigen ein sogenanntes dynamisches Fließgleichgewicht. Beide Aspekte sind von Nöten: Stabilität und Dynamik. Stabile Systeme gibt es in einer solchen Form auch nicht, da sie, wie Du wahrscheinlich vermutest, quasi tot sind. Es gehört also ein Lernen und Entwickeln dazu.
Dies gilt jedoch in erster Linie für menschliche, gesellschaftliche Systeme. Aus der Biologie sind durchaus Systeme bekannt, die auch über sehr lange Zeiträume stabil funktionieren (z.B. Bereiche der Tiefsee), bei denen allerdings eben kaum oder nur eine sehr langsame Weiterentwicklung zu erkennen ist. Dort finden sich daher auch in verstärktem Maße sehr urtümliche Lebewesen und lebende Fossilien.
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  #10  
Alt 10.05.10, 13:47
tornowa tornowa ist offline
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Standard AW: Soziale Aspekte

Das ist aber nur eine Seite der Medaille. Stabil und dynamisch sind für soziale Systeme zwingend notwendig. Stabil erscheinende biologische Systeme sind an ganz bestimmte Umwelten ideal angepasst und sind eben dadurch auf sie angewiesen. Ändern sich bestimmte Parameter in der Umwelt, kann das System nicht mehr fortbestehen. Hier wird klar, dass Systeme immer ihre Umwelt brauchen - ohne sie geht es nicht. Und sie stehen in einem Austauschprozess mit ihr. Komplexe Systeme passen sich an ihre Umwelt an. Nicht komplexe Systeme sind dazu nicht in der Lage: http://www.youtube.com/watch?v=HWit7_cXVwc

Die Natur bringt beides mit. Stabilität und Dynamik - Spezialisierung und Generalisierung. Beides hat seinen Sinn. Und beides hat in unterschiedlichem Kontext eine andere Bedeutung. Stabilität im Sinne einer perfekten Umweltanpassung kann in sozialen Systemen auch als Festhalten an Traditionen gesehen werden, Dynamik der Versuch, an der bestehenden Ordnung zu rütteln.

Bestimmte Regelmäßigkeiten und Gesetzmäßigkeiten treffen jeweils mehr oder weniger auf das jeweils im Fokus stehende System zu. Das muss dann für jedes System individuell ermittelt werden. Wie weit passt es sich an und steht in einer Abhängigkeit mit seiner Umwelt. Firmenpleiten sind zumeist auf diesen zu wenig beachteten Aspekt zurückzuführen.
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