Quanten.de Diskussionsforum  

Zur?ck   Quanten.de Diskussionsforum > Wissenschaftstheorie und Interpretationen der Physik

Hinweise

Wissenschaftstheorie und Interpretationen der Physik Runder Tisch für Physiker, Erkenntnis- und Wissenschaftstheoretiker

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #141  
Alt 08.12.09, 16:41
Hermes Hermes ist offline
Singularität
 
Registriert seit: 16.07.2007
Beitr?ge: 1.138
Standard AW: Kritik des ontologischen Weltbildes

Hallo Zippel,

viel Wort, viel Ehr - und Du kannst berufsgemäß ausgezeichnet mit Sprache umgehen.
Ganz am Anfang dieses Threads gab es dieses Zitat von Dir:

Zitat:
Zitat von Zippel
Der Disput um die Viele-Welten-Theorie verlangt somit überhaupt nicht nach einer logischen Auseinandersetzung mit dieser. Sie beruht bereits in ihrer Bezugnahme auf ontologisierten Wahrscheinlichkeitswellen auf einer unzulässigen Abstraktion und ist somit von vornherein als hinfällig auszuweisen.
worauf meine Antwort war:
Der Begriff "Wahrscheinlichkeitswelle" für das was die Schrödingergleichung beschreibt ist eine Interpretation die sich in keiner Weise zwingend ergibt!
Da führt kein Weg daran vorbei, aber jede Menge Worte drumherum, wovon dieser Fakt aber auch nicht verschwindet....
Andere Aspekte Deiner Arbeit die Bauhof herausgestellt hatte zu Threadbeginn sind interessanter!

Wenn heutige wissenschaftliche Erkenntnisse wie die Quantenmechanik etwas wie die VWI auch nur erlauben (und das ist ziemlich untertrieben) dann ist es aus philosophischer Sicht (='Liebe zur Weisheit') geradezu töricht eine solche Sicht der Dinge "als hinfällig auszuweisen".
Hinfällig wäre allenfalls die bisherige Philosophie, die genauso wie auch die 'handfestere' Wissenschaft keinen blassen Schimmer von solchen Perspektiven hatte!

Grüße
Hermes

Ge?ndert von Hermes (08.12.09 um 17:23 Uhr)
Mit Zitat antworten
  #142  
Alt 08.12.09, 21:51
Benutzerbild von richy
richy richy ist offline
Singularität
 
Registriert seit: 01.05.2007
Ort: karlsruhe
Beitr?ge: 4.170
Standard AW: Kritik des ontologischen Weltbildes

Hi Zippel
Zitat:
Ich rede nicht von irgendwelchen Deutungen, sondern vor Allem von den dahinter wirkenden Phänomenen.
Deutungen interpretieren die Phänomenen die Gleichungen beschreiben. Und an den Deutungen sollte man sich orientieren, da sie konsistent zur Quantenmechanik sind. Wenn du eine neue Deutung vorschlaegst, dann muss diese der Quantenmechanik genuegen. Dies Nachzuweisen waere keine einfache Aufgabe. Deine Interpretation orientiert sich an der VWI. Schoen und gut, wenn du diese in deinem Buch nicht als ...
Zitat:
unzulässigen Abstraktion und ist somit von vornherein als hinfällig auszuweisen.
... charakterisiert haettest. Auch nur eine persoenliche Meinung, aber mit dieser fuehrst du deine eigene Meinung ad absurdum.
Ganz abgesehen davon, dass deine Begruendung
Zitat:
Sie beruht bereits in ihrer Bezugnahme auf ontologisierten Wahrscheinlichkeitswellen
die KD am ehesten betrifft. In der VWI oder BM bleibt die Katze eine Katze. Nur in der KD wird sie zur Welle. Die Welle selbst phhysikalisiert, ontologisiert.
Zitat:
Für den Großteil von ihnen war es entweder klar, bzw. durchaus denkbar, dass nicht nur eine Verschränkung zwischen dem Versuchsobjekt und dem Versuchsaufbau, sondern sogar zwischen diesem gesamten Messprozess und dem Wissenschaftler, der diesen wahrnimmt, besteht.
Zeh (VWI) formuliert dies auch so. Damit ist aber eine hochdimensionale Verschraenkung gemeint. Die lehnst du ab. In unserer 4D Realitaet kann es eine solche Verschraenkung nach der KD nicht geben. Sie loest sich bei der Messung auf.
Einfacher waere es zu sagen. Objekt und Experimentator manifestieren sich in einer gemeinsamen Realitaet.
Zitat:
Außerdem habe ich nichts davon geschrieben, dass zwei Fußbälle oder vergleichbare Dinge miteinander verschränkt wären.
Fussbaelle sind wie Wissenschaftler und Versuchsaufbau makroskopische Objekte. Oben hast du geschrieben, dass sich diese verschraenken. In der VWI kann man dies so formulieren. In der KD gibt es das nicht.Die Ausdrucksweise ist ueberhaupt ungluecklich.Die KD ist dominant. Fast alle Wissenschaftler verstehen unter "Verschraenkung" jene aus der Sichtweise der KD. Die werden deine Arbeit voellig missverstehen.
Zitat:
Wenn es somit möglich wäre, zwei Fußbälle miteinander zu verschränken, so wäre die Verschränkung sofort dahin, wenn bereits einer der Fußbälle mit einem Luftmolekül oder dem Rasen wechselwirken würde.
Und wie ist das bei Versuchsaufbauten und Experimentator ? Jetzt also doch wieder Kopenhagener Deutung KD ?
Zitat:
Er hat sogar soviel Ahnung von der QM und von Naturphilosophie, dass er weiß, dass man zwischen den dahinter wirkenden Phänomenen und ihren Deutungen differenzieren muss.
Was ist der Unterschied ? Sicherlich kann er auch die Grund-Axiome der Mathematik nochmals interpretieren. Und wenn man tatsaechlich hinter die Interpretationen, hinter das Bild schauen kann...Dann benoetigt man erstmal ein Bild um hinter das Bild zu blicken. Bisher gibt es aber noch kein EINDEUTIGES Bild.
Zitat:
Es gibt keine materiellen Teilchen. Der Teilchenbegriff ist wiederum nur ein Beschreibungsmodell der Physiker, der im Übrigen durch die QM widerlegt wurde.
Die Bohmsche Mechanik ist ein reines Teilchenmodell. Und es wurde nicht durch die QM widerlegt.Es ist noch nicht entschieden ob die Dinge Wellen oder Teilchencharakter haben oder es gar einen Dualismus gibt.
Die Bohmsche Mechanik wird von vielen sogar als "ernsthafter Kandidat" betrachtet.
Zitat:
Um dies wirklich ernsthaft betreiben zu können, sollte man sich grundlegend mit der Disziplin der Wissenschaftstheorie auseinandersetzen. Bevor man nämlich nicht weiß, was Wissenschaft überhaupt ist, wie sie funktioniert und welche Gültigkeit ihre Erkenntnisse haben, sollte man es tunlichst vermeiden, das Reich der Interpretation wissenschaftlicher Erkenntnisse zu betreten.
Dem stimme ich zu. (Siehe das Beispiel Bohmsche Mechanik) :-)
Zitat:
Es gibt somit nichts Seiendes auf der Welt, nur Werdendes - keine Realität, nur Wirklichkeit.
Im Grunde kann man dem zustimmen. Aber die ART vermittelt hier ein etwas anderes Bild. Der Minkowsiraum selbst "ist".
Aber stimmt schon. Nicht nur die Pizza, sondern selbst der Vakuum muss zappeln. Ohne Entropie keine physikalische reale Existenz und ohne Gravitation schon gar nicht. Man koennte fast meinen beides gehoert zusammen nicht ? :-)
Gruesse

Ge?ndert von richy (09.12.09 um 01:21 Uhr)
Mit Zitat antworten
  #143  
Alt 08.12.09, 22:05
Benutzerbild von richy
richy richy ist offline
Singularität
 
Registriert seit: 01.05.2007
Ort: karlsruhe
Beitr?ge: 4.170
Standard AW: Kritik des ontologischen Weltbildes

Hi Bauhof
Zitat:
Und ich weiß auch, dass dieser Prof. sehr wohl eine Ahnung von den Interpretationen der Quantenmechanik hat.
Dann wird er Zippel hoffentlch darauf hinweisen, dass seine Ansichten in vielen Teilen eine Interpretation im Sinne einer VWI darstellen. Oder er ueberprueft wenigstens mal meine Behauptung.
Eine hochdimensionale Wellennatur. Hochdimensionale Verschraenkung. Kein Zusammenbruch der Wellenfunktion. Teilchencharakter als Projektion ... Das sind alles Phaenomene aus dem VWI Programm.
Das ist ja nichts schlimmes. Blos sollte man es dann vermeiden die VWT prinzipiell auszuschliessen. Dass man sich ansonsten selbst widerlegt muss ich nicht erwaehnen. Um mehr geht es doch gar nicht.
Ein Problem ist, dass Zippel seine Meinung zur VWI schon in so eindeutiger Form veroeffentlicht hat.
Wenn er daran festhaelt sollte er in seiner Arbeit verdeutlichen wie sich seine Gedanken von einer VWI unterscheiden.
Zitat:
Du wirst es vielleicht nicht glauben, aber Zippel hat mich als einfachen Menschen (Ingenieur) bereits vor etwa einem Jahr in gewisser Hinsicht etwas gefragt.
Und was meinst du ? Existiert die Welt an fuer sich ? Mir ist das uebrigends egal, denn ob in einer Matrix einem Traum oder einem Minkowskiraum. Das Ergebnis ist immer das Selbe.

Gruesse

Ge?ndert von richy (08.12.09 um 22:59 Uhr)
Mit Zitat antworten
  #144  
Alt 09.12.09, 02:51
möbius möbius ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 23.07.2007
Beitr?ge: 1.507
Standard AW: Kritik des ontologischen Weltbildes

Zitat:
Zitat von richy Beitrag anzeigen
Hi moebius
Dieses JETZT, deine zeitliche Realitaet ist genau dieser Punkt t=0, die Gegenwart.
...
Hallo richy!
Bist Du sicher, dass dieses immer neue JETZT als "Punkt" durch die Gleichung t=0 angemessen erfasst werden kann...
Und warum ist dieses JETZT "meine zeitliche Realität"
Gruß, möbius
Mit Zitat antworten
  #145  
Alt 09.12.09, 14:39
Benutzerbild von Zippel
Zippel Zippel ist offline
Newbie
 
Registriert seit: 29.11.2009
Beitr?ge: 17
Standard AW: Kritik des ontologischen Weltbildes

Zitat:
Zitat von RoKo Beitrag anzeigen

Der Begriff Verschränkung wurde von Erwin Schrödinger 1935 geprägt. Folglich sollte man sich an seine Beschreibung halten, sonst redet man aneinander vorbei.

"Wenn zwei Systeme in Wechselwirkung treten(...)"

Jede darüber hinausgehende Vorstellung von "Verschränkung" halte ich bis zum empirischen Nachweis für spekulative Philosophie. Das mag zwar Spass machen, aber wissenschaftlichen Ansprüchen genügt es nicht.
Hallo RoKo,

Du weißt aber auch sicherlich, wie Schrödinger seine Schrift - aus der Du sicherlich zitierst - genannt hat?! - Nämlich: 'Die gegenwärtige Situation in der Quantenmechanik'

Seit dem hat sich eine Menge getan. Außerdem besitzt niemand ein Recht auf einen Begriff, nur weil er ihn als einer der Ersten geprägt hat. Selbst wenn dies so wäre, wäre der Inhalt dieser Prägung nicht vor Lücken bzw. best. Einschränkungen gefeit. Es könnte z.B. viele andere Weisen eines Verständnisses des Begriffes 'Verschränkung' geben, die ebenso akzeptabel sein könnten.
Am besten lässt sich dies durch die verschiedenen klassischen mathematischen Darstellungsweisen der Quantenmechanik verdeutlichen:

Diracs Mechanik von 1925 auf der Grundlage einer nichtkommutativen Algebra (vgl. Rompe, Robert: P. A. M. Dirac und die Begründung der relativistischen Quantentheorie, 1985), Heisenbergs 1925 ausgearbeitete Matrizenmechanik (vgl. Born, Max; Heisenberg, Werner; Jordan, Pascual: Zur Begründung der Matrizenmechanik, 1962) und Schrödingers operative Wellenmechanik von 1926 (vgl. Schrödinger, Erwin: Die Wellenmechanik, 1963) führen alle zu vergleichbaren Ergebnissen:
Zitat:
„Die Diracsche Theorie ist gleichfalls der Heisenbergschen und der Schrödingerschen äquivalent. (...) Alle drei Methoden kommen bei der Berechnung eines konkreten Problems zum gleichen Ergebnis.“ (Segrè, Emilio: Die grossen Physiker und ihre Entdeckungen. Von den fallenden Körpern zu den Quarks, 1997, 172)
Bereits hier zeigt sich, dass es immer verschiedene Zugänge gibt, um eines oder meherere Phänomene zu beschreiben. Ich wähle für den Begriff der Verschränkung nunmal einen viel weiteren Begriff, da ich mit ihm nicht nur mikrophysikalische, sondern auch andere Ebenen unserer Wirklichkeit beschreibe, die derzeit vor Allem durch Wissenschaften wie Wahrnehmungspsychologie oder Neurowissenschaften behandelt werden.

Als Vorschlag zu Güte, möchte ich den Begriff 'Verschränkung' vorübergehend folgendermaßen verstehen:
Eine Verschränkung liegt immer dann vor, wenn sich mehrere (mind. zwei) Prozesse (Systeme) auf der Grundlage von energetischen Wechselwirkungen (in kleinen Systemen reicht auch eine einzige energetische Wechselwirkung) in einer solchen Verbindung befinden, dass aus dieser Verbindung heraus eine neue Qualität des Gesamtsystems entsteht, die anscheinend nicht auf die beteiligten Prozesse/Systeme reduziert werden kann und somit nicht separabel ist.

Ich mache somit den Begriff der Verschränkung an der Nichtseparabilität der verschränkten Prozesse/Systeme fest. Verschränkte Prozesse/Systeme sind ja nicht einfach nur verschränkt und das wars. Dann wären sie schließlich auch separabel. Mit jeder Verschränkung entsteht jedoch auch etwas neues. Z.B. beim Elektronenversuch am Einfachspalt eine Art Teilchenverhalten und am Doppelspalt eine Art Wellenverhalten. Diese Formen des Teilchens und der Welle sind Qualitäten. Qualitäten bezeichnen etwas, wie es beschaffen ist, in diesem Falle, welche Form es hat. Die Qualität des Teilchen- bzw. Wellenartigkeit entsteht hier z.B. erst durch die Verschränkung des energetischen Prozesses 'Elektron' mit dem jeweiligen Versuchsaufbau. Unabhängig des Versuches kommt dem 'Elektron' diese Qualität nicht zu. Erst die Verschränkung lässt diese Qualität entstehen.

Die weiterhin postulierte Verschränkung zwischen dem Wissenschaftler und dem gesamten Messprozess gleicht nun natürlich nicht einer Verschränkung zweier Fußbälle, wie es richy irrtümlicherweise in seinem letzten Beitrag geäußert hat. Sie ist von einer völlig anderen qualitativen Art und Weise. Hier geht es nämlich um die Wahrnehmung eines Menschen und die lässt sich bei Weitem nicht mit der Wechselwirkung zweier Fußbälle vergleichen. Gemeint sind hier die sekundären Qualitäten, die spontan entstehen, wenn der Wissenschaftler mit dem Messprozess (Verschränkung aus Versuchsobjekt und Versuchsaufbau) auf Grund energetischer Wechselwirkung (Photonen) in Verschränkung gerät. Auch hier lassen sich die sekundären Qualitäten (subj. Wahrnehmung) des Wissenschaftlers nicht auf die beteiligten Einzelsysteme reduzieren. Das gesamte System und seine qualitativen Eigenschaften sind wiederum nichtseparabel. Es würde nun jedoch zu sehr ins Detail gehen, um die sekundären oder noch höhere Qualitäten auf der Grundlage von Wahrnehmungspsychologie und Neurowissenschaften zu behandeln. Grundlegend lässt sich jedoch festhalten, dass auch diese Naturwissenschaften nicht in der Lage sind, die Qualitäten unserer Wahrnehmung, unseres Denkens usw. zu beschreiben, ebenso wie die Physik bei der Beschreibung primärer Qualitäten scheitert. Erst der Begriff der Verschränkung, so wie ich ihn verwende und zwar als Grundlage für das Entstehen neuer Qualitäten in Systemen/Prozessen die nichtseparabel sind, birgt eine Möglichkeit, das Entstehen von Qualitäten zu beschreiben.


und richy,

sofern Dir immer noch nicht klar ist, wo der Unterschied zwischen den Deutungen der QM und deren zugrundeliegenden Phänomenen liegt, erübrigt sich jegliche weitere Diskussion. Du wirfst mir die ganze Zeit vor, dass ich auf der Grundlage aller möglichen quantenmechanischen Paradigmen denken und arbeiten würde und mir dabei jedoch selbst widersprechen würde. Das ist Deine Deutung, mehr jedoch nicht. Sie sagt dabei mehr über Dich aus, als über mich. Die Grundlage meines Denkens und Arbeitens beruht einzig und allein auf den zugrundeliegenden Phänomenen. Ich arbeite mit den Fakten, nicht mit den Deutungen dieser Fakten. Das muss man klar differenzieren und bei Weitem darf man nie den Fehler begehen, beides gleichzusetzen. Wenn es aus Deiner Sichtweise nämlich keine QM gäbe, dann gäbe es zugleich auch keine Quantenwelt mehr. Seid Dir darüber mal bewusst. Mir wär das einerlei. Ich benötige nicht die Deutungen, um zu wissen, dass die Quantenwelt existent ist - im Sinne einer prozesshaften Wirkexistenz.
In diesem Sinne befinden wir uns auf zwei völlig verschiedenen Diskussionsebenen. Wenn ich die Dinge ähnlich wie Du sehen würde, wäre Deine Kritik berechtigt; da wir jedoch grundlegend verschieden in Bezug auf unsere Ansicht von Wissenschaft und ihre Gültigkeit sind, ist sie völlig hinfällig. Wie gesagt, wäre eine entsprechende Einarbeitung in die Disziplin der Wissenschaftstheorie Dir sicherlich dabei hilfreich zumindest den Unterschied in den Grundfesten unserer Meinung zu erkennen. Die Bohmsche Mechanik hat dabei erstmal nichts mit Wissenschaftstheorie am Hut. Sie ist einzig und allein ein konkurrierendes wissenschaftliches Paradigma. Derartige Entwicklungen gehören zwar in den Bereich der Wissenschaftstheorie (s. Thomas Kuhn), machen jedoch bei Weitem nicht ihren Kernbereich aus.

Grundlegend kann man als Wissenschaftler keinen größeren Fehler machen, als die Welt mit den derzeitig anerkannten wissenschaftlichen Paradigmen zu identifizieren (gleichzusetzen). Wissenschaft hat ganz klar ihre Grenzen. Darüber sollte sich jeder bewusst sein. Insbesondere Wissenschaftler selbst neigen jedoch stark dazu, dies zu verdrängen. Grundlegend ist dies jedoch auch der wissenschaftlichen Ausbildung anzukreiden. So erhält man heutzutage kaum noch während eines wissenschaftlichen Studiums die Möglichkeit, grundlegend in Wissenschaftstheorie ausgebildet zu werden. Heraus kommen dann Wissenschaftler, die ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse eins zu eins auf die Welt übertragen und dabei nichts anderes machen, als das, was sie vorgeben verdrängen zu wollen: Metaphysik.
Mit Zitat antworten
  #146  
Alt 09.12.09, 14:58
Benutzerbild von Zippel
Zippel Zippel ist offline
Newbie
 
Registriert seit: 29.11.2009
Beitr?ge: 17
Standard AW: Kritik des ontologischen Weltbildes

Zitat:
Zitat von Hermes Beitrag anzeigen
Der Begriff "Wahrscheinlichkeitswelle" für das was die Schrödingergleichung beschreibt ist eine Interpretation die sich in keiner Weise zwingend ergibt!

Wenn heutige wissenschaftliche Erkenntnisse wie die Quantenmechanik etwas wie die VWI auch nur erlauben (und das ist ziemlich untertrieben) dann ist es aus philosophischer Sicht (='Liebe zur Weisheit') geradezu töricht eine solche Sicht der Dinge "als hinfällig auszuweisen".
Hinfällig wäre allenfalls die bisherige Philosophie, die genauso wie auch die 'handfestere' Wissenschaft keinen blassen Schimmer von solchen Perspektiven hatte!
Hallo Hermes,

das Gros der Autoren und Wissenschaftler aus dem Bereich der Quantenphysik (und -philosophie) verwendet jedoch überlicherweise den Begriff der Wahrscheinlichkeitswelle. Sag Du mir doch am besten, wie Du Sie nennen/beschreiben würdest und dann haben wir eine Grundlage, um weiter darüber zu diskutieren.

Die Wissenschaft erlaubt die VWI nicht grundlegend! Sie ist vielmehr die Deutung einiger Wissenschaftler, die die vollständige kausale Geschlossenheit unserer Welt auch in die Welt der Quanten befördern möchten und aus diesem Grund dazu bereit sind, absolut unwissenschaftliche Folgerungen zu implizieren, für die es keinerlei empirische Erkenntnisse gibt: Für jeden Prozess der Dekohärenz eine komplett neue Welt? Welches Bewusstsein befindet sich dann in welcher Welt? Wo kommt die neue Energie her um beständig neue Welten entstehen zu lassen? Haben wir nicht schon genug Probleme, die Existenz der Energie unserer jetzigen Welt zu erklären? Bin ich in anderen Welten schon hunderte, tausende, ja millionen Male gestorben? Wenn ich dies jedoch nicht bewusst miterlebt habe, bin das in der anderen Welt dann wirklich ich? Ist Selbstmord denn überhaupt kein Problem mehr, schließlich wird es wohl auch eine Welt geben, in der ich überlebe?! Unsere Welt, in der wir uns somit derzeit befinden, ist nur eine vielen, in gewissem Sinne ist sie also ziemlich bedeutungslos.

Wissenschaft? Das ich nicht lache. Das ist pure Metaphysik. Sie ist dadurch motiviert, den gewaltigen Riss zu verdrängen, der durch die Phänomene der Quantenwelt in die Kauslität unserer Welt gerissen wurde; unabhängig davon, ob jener nun Einselektion, Kollaps oder Zufall genannt wird.
Mit Zitat antworten
  #147  
Alt 09.12.09, 15:25
möbius möbius ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 23.07.2007
Beitr?ge: 1.507
Standard AW: Kritik des ontologischen Weltbildes

Zitat:
Zitat von Zippel Beitrag anzeigen
......



Grundlegend kann man als Wissenschaftler keinen größeren Fehler machen, als die Welt mit den derzeitig anerkannten wissenschaftlichen Paradigmen zu identifizieren (gleichzusetzen). Wissenschaft hat ganz klar ihre Grenzen. Darüber sollte sich jeder bewusst sein. Insbesondere Wissenschaftler selbst neigen jedoch stark dazu, dies zu verdrängen. Grundlegend ist dies jedoch auch der wissenschaftlichen Ausbildung anzukreiden. So erhält man heutzutage kaum noch während eines wissenschaftlichen Studiums die Möglichkeit, grundlegend in Wissenschaftstheorie ausgebildet zu werden. Heraus kommen dann Wissenschaftler, die ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse eins zu eins auf die Welt übertragen und dabei nichts anderes machen, als das, was sie vorgeben verdrängen zu wollen: Metaphysik.
Hallo Zippel!

Deinen obigen Gedanken/Anmerkungen kann ich aus meiner unmaßgeblichen wissenschaftstheoretischen Perspektive voll und ganz zustimmen!
Daher mein Vorschlag:
Die Metaphysik durch Meta-PHYSIK zu ersetzen..., was der PHYSIK zumindest nicht schaden könnte ...
Grüsse, möbius
Mit Zitat antworten
  #148  
Alt 09.12.09, 15:29
möbius möbius ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 23.07.2007
Beitr?ge: 1.507
Standard AW: Kritik des ontologischen Weltbildes

Zitat:
Zitat von Zippel Beitrag anzeigen
.....

Wissenschaft? Das ich nicht lache. Das ist pure Metaphysik. Sie ist dadurch motiviert, den gewaltigen Riss zu verdrängen, der durch die Phänomene der Quantenwelt in die Kauslität unserer Welt gerissen wurde; unabhängig davon, ob jener nun Einselektion, Kollaps oder Zufall genannt wird.
Hallo Zippel!

Wahrscheinlich wird man an dieser Stelle nicht um die Reflexionen von I. KANT herumkommen...!?
Nach wie vor sind seine 4 Antinomien aus der Kritik der reinen Vernunft nicht angemessen thematisiert...geschweige denn, "gelöst" worden, was immer in diesem Kontext "Lösung" heissen mag ...
Grüsse, möbius
Mit Zitat antworten
  #149  
Alt 09.12.09, 17:06
RoKo RoKo ist offline
Guru
 
Registriert seit: 12.11.2009
Beitr?ge: 996
Standard AW: Kritik des ontologischen Weltbildes

Hallo Zippel,

ok - stellen wir also fest, dass es verschiedene Definitionen von Verschränkung geben kann. Da du ebenfalls klar definiert hast, kann ich damit umgehen. Oft wird dieser Begriff allerdings in den Raum geworfen, ohne dass klar ist, was sich dahinter verbergen soll. In eine Debatte mit richy hatte sich auch schon ergeben, dass der Begriff auch unter Physikprofessoren wohl nicht immer eindeutig verwendet wird. Und dann redet man halt aneinander vorbei.

Leider habe ich deine Dissertation nicht nicht erhalten. Scheint per reitendem Botem vom Verlag zu kommen. Ich hoffe nach deren Lektüre den Gesamtzusammenhang erfasst zu haben. Dann lässt es sich besser diskutieren. Momentan sind ja nur oberflächliche Meinungsäußerungen möglich.
__________________
mit freundlichem Gruß aus Hannover

Unendliche Genauigkeit ist eine Illusion
Mit Zitat antworten
  #150  
Alt 09.12.09, 20:19
Hermes Hermes ist offline
Singularität
 
Registriert seit: 16.07.2007
Beitr?ge: 1.138
Standard AW: Kritik des ontologischen Weltbildes

Hallo Zippel!

Zitat:
Zitat von Zippel
das Gros der Autoren und Wissenschaftler aus dem Bereich der Quantenphysik (und -philosophie) verwendet jedoch überlicherweise den Begriff der Wahrscheinlichkeitswelle. Sag Du mir doch am besten, wie Du Sie nennen/beschreiben würdest und dann haben wir eine Grundlage, um weiter darüber zu diskutieren.
Wie ich die Welle nennen würde ist gleichgültig, wie wärs mit 'Schrödingergleichung'?
Benennungen sind Schall und Rauch und daß ich sie für die Beschreibung eines Multiversums halte weißt Du ja schon.

Ich denke die meisten Wissenschaftler aus der praktischen Forschung in der Quantenphysik klammern die Frage nach der Bedeutung erst einmal aus, da bisher in praktischen Experimenten nicht zwischen den Interpretationen unterschieden werden kann.
Ich habe eher den Eindruck, das Kosmologen und theoretische Physiker einer VWI zunehmend zusprechen.

Zitat:
Zitat von Zippel
Die Wissenschaft erlaubt die VWI nicht grundlegend! Sie ist vielmehr die Deutung einiger Wissenschaftler, die die vollständige kausale Geschlossenheit unserer Welt auch in die Welt der Quanten befördern möchten und aus diesem Grund dazu bereit sind, absolut unwissenschaftliche Folgerungen zu implizieren, für die es keinerlei empirische Erkenntnisse gibt:
Die VWI ist vollkommen konsistent zur Quantenmechanik, sogar konsistenter als die Kopenhagener 'Deutung'.
Man hat sich in der Quantenphysik angewöhnt es für eine besondere Geistesleistung zu halten, zu "erkennen", "daß es da 'prinzipiell unverständliche, bizarre' Elemente" gibt. Es hat etwas Edles, dies zu betonen, da es intensive Beschäftigung mit Grundlegenden Dingen impliziert, und sagt nicht auch der Weise "Ich weiß, daß ich nichts weiß!" usw...

Ich selbst bin weder übermäßiger 'Realist', noch glaube ich daß der Logos das A und O ist.
Aber ich bin überzeugt, daß etwas, das durch eine Gleichung (sehr, sehr erfolgreich bisher!) beschrieben werden kann der kausalen Logik prinzipiell verständlich ist.
Das mindeste was man eingestehen muß ist, daß es bislang für keine Interpretation der Quantenmechanik empirische Erkenntnisse gibt.

Ich schrieb bereits:
Zitat:
alle Elemente einer physikalische Gleichung haben immer auch eine 'handfeste' physikalische Entsprechung; wieso sollte das hier anders sein?
Wieso?
Etwa weil es um die 'Welt der Quanten' geht, wo alles ganz anders ist?
Man darf nicht vergessen, warum die Quantentheorie dieses Image hat, nämlich weil man sie nicht zu deuten wußte und sie scheinbar kein Bild ergibt. Die VWI liefert genau dieses Bild, ein in der Tat bizarres, aber ein in sich vollständiges und folgerichtiges. Die Vorstellung ist (zunächst) so bizarr, daß nicht wenige lieber in eine prinzipielle Unerklärbarkeit flüchten, zumal es wie gesagt auch etwas 'Edles' hat, der schnöden Kausalität zu entsagen und offen für 'gänzlich Unverständliches' zu sein.
- Gerne, aber nicht an einem Punkt an dem Gleichungen noch von Belang sind!

Vermutlich kennst Du diesen Text von H. D. Zeh:
http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~as3/VieleWelten.pdf

Zitat:
Zitat von Zippel
Für jeden Prozess der Dekohärenz eine komplett neue Welt? Welches Bewusstsein befindet sich dann in welcher Welt?
Die Frage nach dem Bewußtsein stellt sich in der Tat, und sie ist absolut grundlegend. Das, was der Verstand gemeinhin als 'sein' Bewußtsein annimmt, ist wohl noch nicht einmal die Spitze des Eisbergs. Das ist ein weiteres, weites Thema, das sich auch ohne Viele-Welten stellt.

Zitat:
Zitat von Zippel
Wo kommt die neue Energie her um beständig neue Welten entstehen zu lassen?
Wo kommt die Energie her, um beständig neue 'Jetzt' entstehen zu lassen?
Um überhaupt etwas sein zu lassen?
Das sind dieselben Fragen, und der Energieerhaltungssatz ist nur sehr oberflächlich gesehen ein 'Problem' für Viele-Welten. Daß da etwas 'entsteht' oder sich 'abspaltet' sieht nur aus unserer subjektiven Perspektive so aus; wenn man die für allgemeingültig erklärt kann man auch das Konzept der Raumzeit über Bord werfen, denn hier 'biegen' sich Vergangenheit und Zukunft zusammen mit dem Raum, um Gravitation zu verursachen....
Das Thema "VWI vs Energieerhaltungssatz?!" wurde hier schon häufiger angeschnitten.
Wenn es damit Probleme gäbe, hätte man die VWI schon längst von dieser Seite her 'offiziell' und proffessionell widerlegt.

Zitat:
Zitat von Zippel
Bin ich in anderen Welten schon hunderte, tausende, ja millionen Male gestorben? Wenn ich dies jedoch nicht bewusst miterlebt habe, bin das in der anderen Welt dann wirklich ich?
Der Größenwahn unseres individuellen Egos sich für das Ganze oder zumindest den wichtigsten Teil unseres Bewußtseins zu halten ist grenzenlos, bei jedem von uns...
Die Frage könnte auch lauten:
Bin ich wirklich das, was mein Ego und meine beschränkten (durch mein Gehirn gefilterten) Sinneswahrnehmungen mir vorgaukeln?

Zitat:
Zitat von Zippel
Ist Selbstmord denn überhaupt kein Problem mehr, schließlich wird es wohl auch eine Welt geben, in der ich überlebe?! Unsere Welt, in der wir uns somit derzeit befinden, ist nur eine vielen, in gewissem Sinne ist sie also ziemlich bedeutungslos.
Das sind typische erste philosophische Fragen, die bei einer näheren Beschäftigung mit den Konsequenzen einer VWI aufkommen.
Ähnliches fühlt man, wenn man sich die schiere Größe des 'konventionellen' Universums zum ersten mal vor Augen führt/versteht.
Jeder einzelne ist ein persönliches, individuelles Universum. Wenn der Verstand Dinge erfasst, die über den gewohnten Rahmen hinausgehen, muß auch das 'Bewertungssystem' transzendiert werden, ansonsten kann man in große (philosophische, spirituelle,....) Schwieigkeiten geraten.
Geisteskrankheit droht, wenn der Verstand einerseits das was über sein normales Bezugssystem hinausgeht erkennt, andererseits aber das gewohnte (moralische, kausale,...) Bewertungssystem darauf anwendet.

Und um hier nochmal die Kurve zum eigentlichen Threadtitel zu kriegen:
Was 'etwas' 'wirklich' 'ist' wird man wohl tatsächlich nie feststellen können, aber diese Grenze liegt bestimmt noch nicht irgendwo in einer 'verschmierten' Schrödingergleichung.
Meiner Ansicht nach hängt (und ist) alles (am) Bewußtsein, das sich nie wirklich ontologisch beschreiben lassen wird.

Hermes

Ge?ndert von Hermes (09.12.09 um 20:50 Uhr)
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beitr?ge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anh?nge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beitr?ge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 21:35 Uhr.


Powered by vBulletin® Version 3.8.8 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
ScienceUp - Dr. Günter Sturm