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  #11  
Alt 23.12.09, 20:16
OmegaPirat OmegaPirat ist offline
Aufsteiger
 
Registriert seit: 03.10.2009
Beitr?ge: 31
Standard AW: Physikstudium

Ich denke es liegt an den Ausbildern.
Bei uns leiten zwei Doktoren den Kurs, welche auch die Protokolle nachschauen. Ich nenne mal ein paar Beispiele, wieso ich keinen Bock mehr darauf habe.

Also am ersten Tag in Labor 1 erzählte einer der Leiter, dass wir in den Protokollen kein Inhaltsverzeichnis machen sollen, weil er meinte, dass es bei den paar seiten überflüssig ist. Fast am Ende des Semesters bekamen wir vom anderen Leiter ein paar Protokolle wieder. Dieser hat bemängelt, dass wir nie Inhaltsverzeichnisse gemacht haben.
Hinzu kommen diverse Geschichten zu diesen unlogischen Fehlerrechnungen. Mittlerweile kenne ich drei Verfahren wie man den Fehler bei Regressionsgeraden zu bestimmen hat (2 graphische eine rechnerische), welche der Varianten man nutzen soll ist davon abhängig wer das Protokoll nachschaut. Man weiß aber nicht, wer das nachschaut, also ist das glückssache. Und überhaupt sind die Kriterien nach denen bewertet wird stark vom Betreuer abhängig.

Außerdem halte ich auch die ganze Strukturierung des Labors für wenig sinnvoll. Es kann nicht sein, dass man maximal 3 stunden die woche im Labor steht und (ungelogen) etwa 10 stunden für das entsprechende Protokoll braucht, wodurch der erkenntnisgewinn gleich null ist. Wieso wird verlangt, dass man die ganze Theorie zum Versuch noch mal darstellt? In den Vorlesungen stellt man schon genug unter beweis, ob man die Theorie verstanden hat. Es bringt nichts das ganze nochmal mit anderen Worten zu formulieren und die Fehlerrechnung hält auch immer solange auf. Natürlich muss man bei Publikationen die Fehler mit angeben, aber die Protokolle werden doch nciht publiziert, es reicht doch wenn man das 3 bis 4 mal machen muss und damit die Fähigkeit dazu unter beweis gestellt hat.
Hinzu kommt, dass man alles in den Anleitungen vorgekaut bekommt, die durchführung der versuche fließt eh nicht in die note ein. Diese besteht zu 100% aus den Protokollen.
Meine Empfehlung ist es die 10 Versuche pro semester auf 3 umfangreichere Versuche zu reduzieren bei denen KEINE Anleitung vorgegeben ist und man sich selbst überlegen muss, wie man zum Ziel kommt, es sollte nur ein roter faden angedeutet werden, was man letztlich erreichen soll. Dabei sollte dann der praktische Teil zu 50% gewertet werden. Wieso macht man nicht so ein Labor? Wenn man ständig gesagt bekommt, wie man etwas machen muss, lernt man es doch nie. Und mir kann niemand erzählen, dass man nach Labor 1 bis 3 fähig ist in einer firma oder einem institut zu forschen. Die Laborleiter gehen davon aber offenbar aus.
Ich finde jedenfalls dass der Laboranteil sein Ziel verfehlt.
Und ich habe im Labor bislang nichts gelernt.

Ich weiß ja nicht, wie du den Laborunterricht machst, vielleicht bist du ja besser. Nur kann man wissen, ob Studenten damit wirklich zufrieden waren? Meinen Leitern stimme ich eh die ganze zeit nur zu und nicke alles ab, da ich weiß dass mir das eh nichts bringt, ist es mein einziges ziel dort gute Noten zu bekommen. Das Ideal die Noten als zweitrangig zu betrachten und in erster Linie mit neuen Fertigkeiten und Erkenntnissen daraus hervorzugehen habe ich eh bereits aufgegeben. Deswegen mache ich es einfach so wie sie es wollen. Ein Professor in theoretischer Physik, den ich sehr mag, hat mir erzählt, dass er damals mit allen Mitteln versucht hat sich vorm Labor zu drücken, nicht weil er nichts praktisches machen möchte, sondern weil das nur Zeitverschwendung ist.
Wegen den Laboren komme ich auch gar nicht mehr zu anderen interessanten Dingen, ich bin mir sicher, dass ich ohne die Labore mittlerweile besser in Physik wäre, als ich es jetzt bin, schließlich kann man durch sinnlose tätigkeiten jemanden auch davon abhalten sich weiterzubilden. Das soll keineswegs heißen, dass ich Laborversuche für überflüssig halte, ich halte sie für notwendig, aber nur wenn man selbst tüfteln darf und Protokolle eher nebensächlich sind. Das darf man ja gar nicht.

Ich habe mir extra deswegen einen Elektrobaukasten besorgt, um selbst bestimmte dinge auszuprobieren. In der Uni bekommt man das ja eh nicht beigebracht.
Ich bin zwar nicht sehr gut in praktischen Dingen, aber so ein gewisses Grundmaß möchte ich dort schon erreichen.
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  #12  
Alt 24.12.09, 04:42
zeitgenosse zeitgenosse ist offline
Guru
 
Registriert seit: 01.05.2007
Beitr?ge: 529
Standard AW: Physikstudium

Zitat:
Zitat von OmegaPirat Beitrag anzeigen
Und überhaupt sind die Kriterien nach denen bewertet wird stark vom Betreuer abhängig.
Das kann ich prinzipiell bestätigen. Man muss sich trotzdem - so gut es eben geht - seinen Weg bahnen. Auch im realen Leben sind nicht immer alle auf deiner Seite. Die Praktika absolvierst du letztlich für dich, um eine gewisse Sicherheit im Umgang mit technischen Geräten zu erlangen und um eine Versuchsanordnung fachlich beurteilen zu können. Sicherlich kann eine zu umfangreiche Protokollierung auch als schikanös empfunden werden. Man muss unter den gegebenen Umständen aber das Beste daraus machen. Soviel wie nötig und nicht mehr.

Zitat:
Zitat von OmegaPirat Beitrag anzeigen
Und ich habe im Labor bislang nichts gelernt.
Ein Bachelorstudium (darum handelt es sich doch?) ist nicht immer effizient. Wenn es tatsächlich so läuft, wie du beschreibst, wäre ich auch unzufrieden. Leider sind die Assistenten nicht immer gute Pädagogen. An der EPFL hatte ich damals mehr Glück mit den Ausbildern. Die Praktika waren mir immer eine willkommene Abwechslung.

In etwa so müsste es ablaufen:

http://pages.unibas.ch/phys-ap/PDF/Versuch20.pdf

Zitat:
Regularien des Anfängerpraktikums (Univ. Basel, Departement Physik):

Das Anfängerpraktikum erlaubt den Studierenden, selbständig grundlegende physikalische Experimente unter Verwendung vorhandener apparativer Anordnungen durchzuführen, zu verstehen und zu protokollieren. [...] Zu jedem Versuch muss ein kurzes, sauberes Protokoll erstellt werden, dass Sie nach dem Abschluss des Versuchs mit einem Assistenten besprechen. Sind alle Aufgaben gelöst und das Protokoll in Ordnung, erhälten Sie ein Versuchstestat auf einem Testatblatt und dürfen die Punkte Ihrem Konto gutschreiben...
Ein zweites Beispiel (Univ. Heidelberg):

http://www.physi.uni-heidelberg.de/E...1_RC_Glied.pdf

Zitat:
Die Ausarbeitung eines Versuchs muss so geschrieben sein, dass eine dritte Person, die nicht mit dem Versuch vertraut ist, das Experiment, die Datenauswertung und die Messergebnisse ohne Zuhilfenahme weiterer Quellen verstehen kann.
Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass man dabei bei seriöser Vorbereitung und Durchführung nichts lernt!

Zitat:
Zitat von OmegaPirat Beitrag anzeigen
Ich habe mir extra deswegen einen Elektrobaukasten besorgt, um selbst bestimmte dinge auszuprobieren...
Sehr gut! Geh' einfach deinen Weg. Mitunter muss man sich auch durchsetzen. Das aber will gelernt sein.

Zur Fehlerrechnung (oft genügt eine einfache Fehlerabschätzung):

Diese muss man an ein, zwei prägnanten Beispielen durchexerzieren. Immerhin kommt hier auch die Mathematik zum Einsatz (Prinzip der kleinsten Quadrate, Gaußsche Normalverteilung, Poisson-Verteilung, Ausgleichsgerade, charakteristisches Polynom usw.). Gnuplot ist für viele Fälle ein geeignetes Programm, um die Messwerte zu fitten. Ansonsten nimmt man Mathcad oder Maple.

Gr. zg
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  #13  
Alt 04.01.10, 20:24
zeitgenosse zeitgenosse ist offline
Guru
 
Registriert seit: 01.05.2007
Beitr?ge: 529
Standard AW: Physikstudium

Zitat:
Zitat von zeitgenosse Beitrag anzeigen
Selbst Einstein verbrachte einen gut Teil seiner Studienzeit im elektrophysikalischen Labor.
Obwohl in späteren Jahren zunehmend theoretischer Physiker, hat Einstein als Student am Polytechnikum (heute ETH Zürich) das Experiment geschätzt:

Zitat:
Ich aber arbeitete die meiste Zeit im physikalischen Laboratorium, fasziniert durch die direkte Berührung mit der Erfahrung. Die übrige Zeit benutze ich hauptsächlich, um die Werke von Kirchhoff, Helmholtz, Hertz, usw. zu Hause zu studieren.

A. Einstein
Gr. zg
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