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Plauderecke Alles, was garantiert nichts mit Physik zu tun hat. Seid nett zueinander!

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  #21  
Alt 27.11.07, 22:44
Benutzerbild von richy
richy richy ist offline
Singularität
 
Registriert seit: 01.05.2007
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Standard AW: Dawkins: Der Gotteswahn

Ui jetzt wird es kniffelig.

Historisch gesehen muesste ich eine Aversion gegen die katholische Kirche haben. Inzwischen ist mir die Inquistition aber eher egal.
Und verdient hat man als religioeser Mensch natuerlich noch nichts.

"Respektieren" meinte ich aus folgenden beiden Gruenden :
Weil machne Religionen eine lange Entwicklung und Geschichte hinter sich haben.
Weil viele Menschen danach ihr Leben ausrichten und ernsthaft an ihre Religion glauben.

Selbige Gruende koennte man auch bei wissenschaftlichen Erkenntnissen anfuehren. Wenn ich Einstein als Dummkopf abtue stelle ich auch die ganze Entwicklung bis zur RT in Frage. Ebenso stelle ich alle Menschen die sich der RT bedienen als Dummkoepfe dar.

Ich kann auch nicht verlangen, dass alle das selbe Lebenskonzept verfolgen wie ich. Damit missionieren. Jeder sucht eben auf seine Weise sein Glueck. Und inhaltlich gesehen. Glaube kann Berge versetzen.
Naja und die Sonne um die Erde kreisen lassen :-)

Mal ein anderes Beispiel :
Ich hoere mir zuhause sicherlich keine Schlager an. Aber deswegen habe ich nicht die Grundeinstellung, dass dies eine Musik fuer Doofe ist.
Ansonsten koennte ich auch niemals als Tanzmusiker taetig sein.
Es ist eben einfach ein anderes Musikkonzept.

@Gandalf
Ich glaube wir hatten es schon mal ueber die Evolution in der Heim Theorie.
Diese lauft dort nicht voellig zufaellig oder alleine ueber Selbstorganisation ab.
Es ist eher eine Abbildung geistiger Konzepte auf die materielle Welt.
Diie Konzepte sprudeln ueber die Kanaele Information, Organisation auf atomarer Ebene in die physikalische Welt.
Realisiert wird das, das im Rahmen des globalen Istzustandes moeglich ist.
Laesst aus den Moeglichkeiten ein konkretes Teilchen werden, wenn es in Wechselwirkung mit allen anderen Teilchen tritt.

Aber auch nicht in dem Sinne dass hier feste Bauplaene vorliegen, sondern der Hintergrundraum reflektiert ebenfalls ueber die Informationen der physikalischen Welt und entwickelt sich so evolutionaer.
Am Anfang war das Wort ? Bei Heim die Primzahlen. Die wuerde ich nicht unbedingt als den Steuermann Gott bezeichnen.
Das Universum denkt ueber sich selbst nach waere eine passende Aussage.

Es gibt hierzu auch einige Berechnungen von Heim , die zeigen sollen, dass eine voellig freie Evolution sehr viel langsamer voranschreiten wuerde.

Ge?ndert von richy (27.11.07 um 22:47 Uhr)
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  #22  
Alt 28.11.07, 18:23
Benutzerbild von Gandalf
Gandalf Gandalf ist offline
Singularität
 
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Standard AW: Dawkins: Der Gotteswahn

Hallo richy!
(ich übernehme im folgenden mehr oder weniger die Argumentation Dawkins)

Zitat:
"Respektieren" meinte ich aus folgenden beiden Gruenden :
Weil machne Religionen eine lange Entwicklung und Geschichte hinter sich haben.
die griechische Sagenwelt hat ebenfalls eine sehr lange Entwicklung und Geschichte, - glauben deswegen auch heute noch das Pegasus aus dem Kopf der Medusa entsprungen ist? (bzw. gibt es Intitutionen heirfür, die uns dies glauben machen wollen?)

Zitat:
Weil viele Menschen danach ihr Leben ausrichten und ernsthaft an ihre Religion glauben.
Tun sie das wirklich? Oder richtet jeder sein Leben danach aus, was er aus der Religion (in diesem Fall meistens Bücher) herauszulesen 'glaubt'. Was macht denn überhaupt eine Religion aus? Nehmen die Priester wirklich das Ernst was in der Bibel steht? (neben mehrfachem Völkermord, Vergewaltigungen im Namen , bzw. mit Duldung Gottes, hunderte von Individual-Morden an Männer, Frauen, Kindern und Tieren) Hat die z.B. 'Deine' "chistliche Vorstellung von.. "tatsächlich etwas mit dieser Religion zu tun?

Zitat:
Selbige Gruende koennte man auch bei wissenschaftlichen Erkenntnissen anfuehren. Wenn ich Einstein als Dummkopf abtue stelle ich auch die ganze Entwicklung bis zur RT in Frage. Ebenso stelle ich alle Menschen die sich der RT bedienen als Dummkoepfe dar.
Ganz klares: Nein! Wisssenschaftler rechnen grundsätzlich damit, das sie widerlegbar sind (bzw. sollten, das, - auch wenn es in der Praxis manchmal nicht so scheint) Religionen (beachte bitte 'Mehrzahl') schliessen das kategorisch aus!

Zitat:
Ich kann auch nicht verlangen, dass alle das selbe Lebenskonzept verfolgen wie ich. Damit missionieren. Jeder sucht eben auf seine Weise sein Glueck. Und inhaltlich gesehen.
Das ist aber eine (gute und ansprechende) Lebensphilosophie, die leider viel zu oft mit "Religion" verwechselt wird (bzw. die Religion die Früchte dafür einfährt, obwohl sie wenig bis nichts dafür leistet)

Zitat:
Glaube kann Berge versetzen.
Stimmt, deshalb sollte man rational mit dieser Fähigkeit umgehen.un das Feld nicht selbsternnanten Heilsbringern überlassen.

Viele Grüße
__________________

Warum soll sich die Natur um intellektuelle Wünsche kümmern, die "Objektivität" der Welt des Physikers zu retten? Wolfgang Pauli
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  #23  
Alt 29.11.07, 05:16
seberta seberta ist offline
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Standard AW: Dawkins: Der Gotteswahn

Mein Vorschlag:

Sehr genau zwischen
1. Religiosität
2. Religion
3. Kirche (als organisierter Form von Religion - im Falle der katholischen Kirche cäsarenpapistisch-monarchistisch-machtförmig organisiert)
zu unterscheiden.

Religiosität ist möglich ohne Identifikation mit einer Religion, die Identifikation mit einer Religion ist möglich ohne die Identifikation mit einer Kirche.
Mich beeindrucken 2 Aussagen sehr:
1. "Wenn dir Buddha begegnet, schlage ihn tot." (Zen-Buddhismus)
2. "Ich bitte Gott, dass er mich quitt mache Gottes" (Meister Eckhardt, christlicher Mystiker des Mittelalters, gegen den 1326 ein Inquisitionsverfahren eröffnet worden war).

Zum GLAUBEN:
Der Religionsphilosoph und protestantische Theologe Paul TILLICH hat einmal folgende Definition vorgeschlagen:
"Glaube ist das Ergriffensein von dem, was einen unbedingt angeht."
Das kann auch der Glaube an die Macht des Geldes (=Kapitalismus) sein.

Meine Frage: Was ist dasjenige, was ein "unbedingtes Angehen" legitimieren könnte?
Viele Grüße
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  #24  
Alt 29.11.07, 09:46
Benutzerbild von richy
richy richy ist offline
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Standard AW: Dawkins: Der Gotteswahn

Hi
Ok, ich stimme allen genannten Gegenargumenten zu.
Unter Respekt verstand ich eher den emotionalen Gesichtspunkt, nicht den rationalen.
Du besuchst einen Indianerstamm im Amazonas. Die haben einen Steinhaufen fuer ihren Jagdgott errichtet. Ich fuer meinen Teil wuerde einen gewissen Respekt vor diesen Steinen haben. Klar es sind nur Steine.
Und dieser Respekt basiert auch auf Rationalem. Naemlich der Gewissheit, dass ich es nicht ueberleben wuerde, wenn ich an den Steinen etwas manipulieren wuerde.

Vielleicht habt ihr folgende Geschichte mitverfolgt :
Eine Touristin hat auf eine weisse , leere Leinwand einen Kussabdruck aus Lippenstift hinterlassen. Anfangs hatte sie mit Forderungen in Millionenhoehe zu rechnen.
Das ist fuer mich nun ganz und gar nicht nachvollziehbar.

Wie kommen Gutachter auf diese Summe fuer eine weisse Leinwand ?
Sind Kuenstler selbsternannte Goetter ?
Im Falle eines Bildes, das jeder kennt waere mir der Vorgang verstaendlicher.

Im Menschen scheint es einen Urtrieb zu geben sich Goetter zu schaffen.
Ausstoss aus der Gruppe bedeutete fuer ein Herdentier den sicheren Tod.
Daran hat sich bis heute wenig geaendert.
Religionen->Kirchen kanalisieren diesen Trieb. Oft mit katastrophalen Folgen.
Das Problem scheint so unloesbar wie eine TOE.
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  #25  
Alt 30.11.07, 11:32
seberta seberta ist offline
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Standard AW: Dawkins: Der Gotteswahn

Hallo richy!

Aus geologischer Perspektive sind Steine = Steine (materielle Objekte usw.)

Aus magisch-religöser Perspektive können diese materiellen Objekte "heilig" sein.
Mein Vorschlag:
Um hier differenzieren zu können, macht es vielleicht Sinn, zwischen REALITÄT und WIRKLICHKEIT zu unterscheiden.
Wenn Du willst, sage ich gerne noch ein paar erläuternde Sätze hierzu.
Zu Sache mit dem Kuss: Wem gehörte die "leere Leinwand"? Was bedeutete diese für den Eigentümer?
Ich vermute, dass man diese Geschichte "verstehen" kann, wenn man noch mehr Hinter-Gründe kennt. Was nicht heisst, dass man diese Millionenforderungen auch für berechtigt halten muss.
Viele Grüße
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  #26  
Alt 08.12.07, 00:37
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rene rene ist offline
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Standard AW: Dawkins: Der Gotteswahn

So leicht ist Gott nicht totzukriegen

Das Magazin (Basler Zeitung)
von Peter Haffner


Unter manchem Weinachtsbaum wird einer der Bestseller der neuen Atheisten liegen. Die Lektüre lohnt sich nicht.
Der Physiker Steven Weinberg hat einmal gesagt: «Gute Leute tun Gutes, schlechte Leute tun Schlechtes. Aber damit gute Leute Schlechtes tun – dazu braucht es Religion.» Der Nobelpreisträger meinte, Wissenschaftler müssten alles unternehmen, den Einfluss von Religion zu bekämpfen – das sei möglicherweise ihr grösster Beitrag zur Zivilisation.
Weinberg hat damals die Losung geliefert für die neue Atheistenwelle, die nicht nur in den USA von sich reden macht. Die Ironie will, dass lange vor ihm ein grosser Mathematiker und Gelehrter, der tiefgläubig war, genau dasselbe sagte. Nie täten Menschen Böses so gründlich und glücklich wie aus religiöser Überzeugung, meinte Blaise Pascal, der mit seiner «Wette» eines der berühmtesten Argumente für den Gottesglauben geliefert hat.
Wie könnte man dem, worin der Atheist Weinberg und der Christ Pascal sich einig sind, widersprechen? Im Namen Gottes sind von den christlichen Kreuzzügen bis zu den heiligen Kriegen der Islamisten Millionen von Menschen abgeschlachtet worden. Niemand, für den geschichtliche Tatsachen zählen, kann das übersehen. Die Frage ist, wie weit die Aussagekraft einer solchen Feststellung reicht.
Denn Weinbergs Sentenz gilt auch umgekehrt: Auch damit schlechte Leute Gutes tun, braucht es Religion. Das Christentum ist eine Lehre für Sünder, und wer sich in seiner Nachb*****aft umsieht, wird manche finden, die unzweifelhaft Gutes tun aus religiösen Motiven. Von den Suppenküchen für die Obdachlosen bis zu den Hilfswerken in der Dritten Welt reicht die Palette von Organisationen, ohne die viele Menschen schlechter dran wären. Was für das Christentum gilt, gilt für andere Religionen ebenso – alle pflegen sie einen Sinn für eine Gemeinschaft, in der die Begünstigten sich um die Benachteiligten sorgen.
Wie aber sieht die Bilanz aus – bewirkt Religion mehr Gutes oder Schlechtes? Für die intellektuellen Wortführer der neuen Atheisten ist die Antwort klar. Der Evolutionsbiologe Richard Dawkins, der Philosoph Daniel Dennett und der Neurowissenschaftler Sam Harris werden in ihren nun teils auch ins Deutsche übersetzten Bestsellern nicht müde, den Religionen die Leviten zu lesen. Deren Sündenregister sind lang, und dass die Autoren ihnen nichts zugute halten, muss man ihnen nachsehen. Sie sind Partei; die Ankläger in einem Gerichtsprozess, in dem es an Verteidigern nicht mangelt.
Was man ihnen indes vorhalten muss, ist intellektuelle Unredlichkeit. Sie geben vor, die Thematik als Wissenschaftler anzugehen, argumentieren aber in einer Weise, die den Kriterien ihrer Branche nicht standhält. Und dies in drei Kernbereichen: der Frage, ob es einen Gott gibt, der Frage, was Glaube bedeutet, und der Frage, ob die Welt besser wäre, wenn man mit den Religionen, wie sie fordern, endlich Schluss machen würde.
Nüchtern betrachtet, haben wir kein Mittel in der Hand, Gutes und Schlechtes der Religion objektiv gegeneinander abzuwägen. Dies nicht nur, weil die Historie nicht einfach eine Sammlung harter, miteinander vergleichbarer Fakten ist, die wir auf die Waagschalen legen könnten. Sondern vor allem, weil wir selber nicht ausserhalb der Waage stehen. Unsere Geschichte ist so sehr geprägt von der jüdisch-christlichen Tradition, dass wir uns nicht vorstellen können, wie die Gesellschaft und ihre Institutionen ohne sie aussehen würden. Darüber zu spekulieren mag interessant sein, ist jedoch kein wissenschaftliches Unterfangen. Dass Richard Dawkins in seinem Buch «Der Gotteswahn» seine eigenen zehn Gebote zur Moral formuliert, mögen Christen blasphemisch finden; amüsant bleibt, dass seine Version auf derselben kulturellen Tradition fusst, die er so verachtet.

Säkulare Sünden

Überdies sind, wie die Verächter der Religion, auch deren Verteidiger um die Präsentation von Sündenregistern nicht verlegen. Mit seinen beiden Totalitarismen, dem Nationalsozialismus und dem Kommunismus, hat das 20. Jahrhundert das grösste Experiment in Sachen Säkularismus durchexerziert. Das Resultat waren Leichenberge nie gekannten Ausmasses. Auch hier gilt aber der Umkehrschluss nicht; nicht alles, was mit Atheismus zu tun hat, ist notgedrungen böse.
Ihren Ruf als Wissenschaftler korrumpieren die neuen Atheisten auch in ihrer Erörterung der Bedeutung des Glaubens. Daniel Dennett etwa möchte in «Breaking the Spell» den Bann der Religion brechen, indem er sie aus der Evolution erklärt; als ein Phänomen der Biologie, das nicht mysteriöser ist als unser Appetit auf Süsses oder Sex. Im Unterschied zu letzteren jedoch, meint er, sei der Glaube ein Überbleibsel der Prähistorie, das keinen evolutionären Vorteil mehr verschaffe, sondern den zivilisatorischen Fortschritt hindere. Beides, die naturgeschichtliche Herleitung wie das Verdikt über die gegenwärtige und künftige Funktion von Religion, sind gleichermassen unüberprüfbare Hypothesen. Alles, was wir von der Vorgeschichte der Menschheit kennen, sind ein paar Knochen und Artefakte. Solange die Zeitmaschine nicht erfunden ist, muss die Extrapolation von Geschichte die Domäne von historischem Roman und Sciencefiction bleiben. Und das ist es genau, worin Dennett sich übt.
Womit wir bei der letzten Frage wären: Gibt es einen Gott? Natürlich, ist man versucht zu sagen in einer Zeit der «virtuellen Realitäten». Wenn Millionen und Abermillionen von Menschen seit Tausenden und Abertausenden von Jahren ihr Leben nach einem höheren Wesen orientieren und die Welt danach gestalten, dann gibt es dieses Wesen so gewiss, wie man von irgendeiner Wirkung auf ihre Ursache schliessen kann. Natürlich wollen die meisten Leute nicht das hören. Sie wollen wissen, ob es einen Gott gibt, der auf einer Wolke sitzt, einen weissen Bart hat und sinnierend seine Schöpfung betrachtet.
Richard Dawkins ist Wissenschaftler genug zuzugeben, dass sich die Existenz Gottes nicht mit hundertprozentiger Sicherheit ausschliessen lässt. Dass er die Frage für eine wissenschaftliche hält, steht mangels Mitteln, sie zu beantworten, dazu im Widerspruch. Vollends inkonsistent ist aber, dass er seine eigene Hypothese gegen die Gottes-Hypothese – basierend auf der Kinderfrage «Mami, aber wer hat den lieben Gott gemacht?» – nicht mit Fakten, sondern mit einem philosophischen Argument stützt: eine Kardinalssünde für einen Wissenschaftler.

Billige Feinde ausgewählt

Dass die atheistischen Wissenschaftler ihr eigenes Berufsethos bei der Behandlung des Themas verraten, ist eine ihrer Schwächen. Die andere ist, dass sie sich Gegner weit unter ihrem Niveau aussuchen. Je dümmer die Meinungsäusserung eines Gläubigen, je hanebüchener ein religiöser Unsinn, desto höher rangiert dies auf ihrer Empörungsskala. Nicht anders als die Fundamentalisten, nehmen sie die Bibel wörtlich, in Unkenntnis der Tradition einer metaphorischen Lektüre, für die bereits der Kirchenvater Augustinus im 5. Jahrhundert plädiert hat. Weder sind die neuen Atheisten mit den Werken solch prominenter Gegner vertraut noch mit denen ihrer eigenen Ahnen – von Voltaire über Schopenhauer bis zu Nietzsche findet sich nahrhaftere Lektüre für Leute, die an Gott nicht glauben oder mit ihm hadern.
Es ist das Schicksal der atheistischen Bewegung, dass ihre Geschichte so lang wie erfolglos ist. Was Wissenschaftler im Besonderen angeht, zeigt ihr Interesse an Religion ein Muster.
Eine erste Welle erfolgte, als Darwin 1859 sein epochemachendes Werk über «Die Entstehung der Arten» publizierte, eine zweite in den 1930er- und 1940er-Jahren, als mit der Quantenmechanik der Zufall Einzug in die Natur hielt, und die dritte erleben wir heute im Rahmen der Kontroverse um das sogenannte Intelligent Design.
Diese neue Variante des religiös motivierten Kreationismus hat zu Recht die Wissenschaftler auf den Plan gerufen. Doch sie tun der Sache einen schlechten Dienst, wenn sie im Kampf dagegen ihre Kompetenzen überschreiten. Die Behauptung, die Welt sei in sechs Tagen geschaffen worden, kann wissenschaftlich zweifelsfrei widerlegt werden. Die Frage, ob das Universum einen Sinn habe oder nicht, lässt sich nicht mit denselben Methoden beantworten, und wer beides durcheinanderbringt, macht einen Kategorienfehler. Der Darwinismus vermag zu erklären, wie aus Einfachem Komplexes entsteht; die letzte Welterklärung, wie aus nichts etwas entstanden ist, fällt nicht in seine Domäne. Es gehört zu den Paradoxien des Verhältnisses von Wissenschaft und Religion, dass es ein Priester war, der die These vom Urknall aufstellte, auf der die Physiker nun ihre Theorien bauen. Christliche Theologie hat der aristotelischen Naturphilosophie die kritische Beobachtung entgegengestellt und der Wissenschaft zur Blüte verholfen. Damit hat sie auch den Zweifel in sein Recht gesetzt – eine Tugend, von der die neuen Atheisten sich frei wissen.

Fortsetzung im nächsten Post...
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  #27  
Alt 08.12.07, 00:39
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rene rene ist offline
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Standard AW: Dawkins: Der Gotteswahn

...Fortsetzung

Eineinhalb Milliarden Gegner

Die grosse Mehrheit der Wissenschaftler ist nicht gläubig. Doch es gibt welche, darunter auch Nobelpreisträger, die es sind. Und viele sind respektvoll genug, sich nicht in der Arroganz eines Richard Dawkins zu gefallen, der alle für dumm erklärt, die nicht auf seiner Höhe stehen. Sein einstiger Kontrahent und Kollege, der verstorbene Paläontologe Stephen Jay Gould, hat Wissenschaft und Religion auseinanderzuhalten gewusst und sich für deren Koexistenz ausgesprochen. Folgerichtig hat der Soziobiologe Edward O. Wilson in seinem jüngsten Buch «The Creation» dazu aufgerufen, sich um das zu kümmern, was säkularen Wissenschaftlern ebenso wie fundamentalistischen Christen am Herzen liegen muss – die Erhaltung der lebendigen Natur.
Zu vermeinen, Religion liesse sich mit Argumenten wegdiskutieren, ist naiv. Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das sich seiner Sterblichkeit bewusst ist; das Rätselraten, ob es ein Leben danach gibt, liegt darin begründet. Manche können ohne auskommen, manche nicht. Doch hier und jetzt leben sie beide. Weshalb es nicht nur naiv, sondern auch unsinnig, ja gefährlich ist, die Gottesfrage zu einer Frage von Freund und Feind zu machen. Wer mit dem Verdikt des Vatikans gegen den Gebrauch von Kondomen nicht einverstanden ist, tut gut daran, in gleichgesinnten liberalen Katholiken Verbündete zu sehen. Pragmatisch-politische Allianzen, das sollten die Hardcore-Darwinisten wissen, sind schliesslich ein evolutionärer Vorteil.
Nicht zu reden davon, wie ungemütlich es würde in einer Welt mit eineinhalb Milliarden Muslimen als Gegnern. Dass der Polemiker Christopher Hitchens, der mit seinem Buch «Der Herr ist kein Hirte» als vierter apokalyptischer Reiter des Atheismus zum Rundumschlag gegen Religion ausgeholt hat, nun auch zum Krieg gegen den Iran hetzt, sollte eine Warnung sein.
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Ge?ndert von rene (08.12.07 um 00:45 Uhr)
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  #28  
Alt 08.12.07, 02:03
Eyk van Bommel Eyk van Bommel ist offline
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Standard AW: Dawkins: Der Gotteswahn

Gott zum Gruße ,
ich möchte mal kurz meine Meinung dazu geben. Ich war 17-19 Jahre alt, da standen zwei Zeugen Jehovas vor meiner Tür. Und da dachte ich mir, ich als „Semi-Agnostiker“, denen werde ich es zeigen. Und habe mich, mit Ihnen knapp eine Stunde “unterhalten“. Ich habe ihnen erklärt was Evolution ist und habe dann…. Dann haben sie mich gefragt, wie man denn nicht in allem was es auf dieser Welt gibt - nicht Gott sehen kann? Einer zeigte auf die Eingangsbeleuchtung und sagte, so sicher wie diese Lampe leuchtet, so sicher gibt es einen Gott. Dann wollte ich sagen, dann haltet die Lampe mal direkt, kurz vor die Sonne – dann Leuchtet sich nicht mehr und ihr würdet denken die Lampe ist aus!
Dann hatte ich aber „Angst“ bekommen, dass Sie verstehen könnten was ich meine – und ich Sie so von Ihrem Gottesglauben abbringe! Und dazu hat keiner das Recht! Sie sind glücklich mit Ihrem Glauben, verhalten sich „anständig“ und haben keine Angst vor dem Sterben –Sie freuen sich darauf Gott zu begegnen. Warum sollte man dass jemandem nehmen? Manche Menschen können ohne den Glauben an einen Gott nicht leben. Das mag reine Gehirnphysiologie sein, aber wenn die Menschheit keinen Glauben mehr hat, dann wäre die Hälfte der Menschen unglücklicher als jetzt. Denke ich!
Gruß
EVB
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Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt. A.E
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  #29  
Alt 08.12.07, 15:21
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Matthias Kallenberger Matthias Kallenberger ist offline
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Daumen runter AW: Dawkins: Der Gotteswahn

Hallo Eyk van Bommel,

wenn du vor Zeugen Jehovas stehst und vor denen Angst bekommst oder Schuldgefühle, dass sie ihren Glauben verlieren könnten, dann ist das völlig unsinnig. Zeugen Jehovas, auch wenn sie sich Kirche nennen, gehören immer noch zu den "Sekten" und zwar zu den nicht ganz ungefährlichen. Zeugen Jehovas werden entweder in diese Sekte geboren oder sie werden durch diese Sekte gemacht. Tatsache ist, dass es bei denen eine Gehirnwäsche gibt! Bei den Kindern ist diese Gehirnwäsche in der Erziehung verankert, bei Neulingen wird regelrecht massiv gewaschen. Daher auch ihre kleinstrukturierte Basis. Zeugen Jehovas kommen aus einer sehr niedrigen Bildungsstufe, sonst gäbe es so einen Irrglauben nicht.
Vor ein paar Jahren hatte ich selbst so etwas, wie die Frage, was ist Gott und woher könnte er kommen. Ich las zahleiche Bücher über Mythologien und sogar: Die Bibel. Ich hätte nie jemals gedacht, dass ich den Wälzer schaffen würde. Darin allein ist im alten Testament soviel Grausamkeit verankert, dass Christen niemals über Grausamkeiten anderer Religionen sprechen dürften.
Als ich später den Koran noch las, stellte ich Parallelen fest, die mich fast erschütterten. Fakt ist auch, dass die katholische Kirche mehr Leute abgeschlachtet hat, als Adolf Hitler. Und trotzdem darf sie hier noch über all wirken und hat großen Einfluss.
Um es klar zu sagen, ist der Glaube allein nicht mit der Kirche oder irgendeiner Organisation zu verbinden, die Sünden rechtfetigt oder Sünden erzeugt.
Die Leute, die als sogenannte Heiden oder Atheisten geboren wurden, haben es im Leben ganz sicher leichter, denn sie haben nicht diesen Grauschleier in sich, der sie immer wieder daran erinnert, Gott könnte dich strafen, oder ich habe gesündigt. Mit dem Beginn eines Glaubens beginnt auch das schlechte Gewissen, wenn etwas anders ist, als gewollt. Aus diesem Gewissen heraus werden Fehler gemacht, überprüft usw. Daraus entstehen dann die legendären Widersprüche, die sich so manifestieren, dass man da nicht mehr heraus kommt! Du kannst jeden Christen auf irgendein Thema ansprechen,
er wird sich garantiert wie eine Schlange herauswinden! Irgendwo steht sogar in der Bibel: Wenn Du den Herrn anrufst, sollst Du in einem stillen Kämmerlein beten. Da fängt wahrer Glaube an, denke ich.

Es ist sehr schwer, sich durch die Bibel zu lesen, vor allem, weil am Anfang so viel unnötiges Zeug steht, aber wenn ihr dann zu den Heldentaten Davids kommt, dann werdet ihr auf eine sehr lustige (makabere) Geschichte stoßen, nämlich dass David den Philistern die Vorhäute abgeschnitten hat, um sie seinem König als Trophäen vor zu legen.

Aber Du hast schon recht, dass ganz ohne diese Art von Moral wesentlich mehr Negatives passieren würde. Ich könnte noch viel mehr darüber berichten, wie es sich zum Beispiel mit Adam und Eva gehalten haben soll. Was nicht beweist, dass es die beiden wirklich gab. Aber dann würde dieses Forum zur kritischen Bibelstunde und das ist nicht mein Ding.

Gruß, Matse

Ge?ndert von Matthias Kallenberger (08.12.07 um 15:28 Uhr)
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  #30  
Alt 01.03.08, 20:50
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Gandalf Gandalf ist offline
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Standard AW: Dawkins: Der Gotteswahn

Das kleine Ferkel soll verboten werden:

http://hpd-online.de/node/3715


BONN. (hpd) Bundesfamilienministerium will religionskritisches Kinderbuch indizieren.

Im Oktober 2007 kam das satirische Kinder- und Erwachsenenbuch „Wo bitte geht's zu Gott? fragte das kleine Ferkel" von Michael Schmidt-Salomon und Helge Nyncke auf den Markt und fand sehr bald eine große Fangemeinde. Auch Pädagogen und Psychologen waren von der frechen, kleinen Geschichte („Dawkins for Kids") angetan. So urteilte der renommierte Kinder- und Jugendpsychiater Prof. Dr. Peter Riedesser, Direktor der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, das Buch sei „als Gegengift zu religiöser Indoktrination von Kindern pädagogisch besonders wertvoll". Ursula von der Leyens Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sieht die Sache jedoch völlig anders: Das Ministerium beantragte die Indizierung des Kinderbuchs als jugendgefährdende Schrift.
__________________

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