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Die Heimat des Darmstadtium | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Birgit Bomfleur, ScienceUp Sturm und Bomfleur GbR, Am 15. August 2003 wurde ein neues chemisches Element getauft. Sein Name: Darmstadtium (Ds, Ordnungszahl 110). Sein Geburtsort: natürlich Darmstadt. Auch wenn es Elemente mit noch größerer Ordnungszahl gibt, ist es das schwerste Element im Periodensystem der Elemente, das einen Namen besitzt. Darmstadtium wurde erstmals 1994 von einem Team um Sigurd Hofmann an der Beschleuniger-Anlage der Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI) in Darmstadt nachgewiesen. Das Entdecker-Team schlug auch den Namen vor, der nun von dem weltweit autorisierten Verwalter der chemischen Nomenklatur (IUPAC: International Union of Pure and Applied Chemistry) angenommen wurde. Darmstadtium gibt es nicht in der "freien Natur", das heißt: Es kann nur synthetisch hergestellt werden. Wie viele andere künstlich hergestellte Elemente ist es sehr kurzlebig, zerfällt nach Sekundenbruchteilen in eine Reihe stabilerer Elemente. Die kurze Frist, die dem Element vergönnt ist, reicht kaum aus, um an Experimenten teilzunehmen, die Rückschlüsse auf die chemischen Eigenschaften zulassen. Und doch kann man gewisse Vermutungen anstellen. Dazu müssen wir nur einen Blick ins Periodensystem werfen. Aufgrund seiner Protonenzahl gehört Darmstadtium nämlich in die gleichen Gruppe wie Nickel, Palladium und Platin, die Nickeltriade. Es wird deshalb ähnliche Eigenschaften wie diese Elemente aufweisen. Diese Gruppenzugehörigkeit ist bei den so genannten Hauptgruppenelementen sogar noch stärker ausgeprägt. So besitzen die beiden Elemente Natrium und Kalium - sie gehören der Gruppe der Alkalimetalle an - ebenfalls ähnliche Eigenschaften. Beide gehen zum Beispiel gerne ionische Verbindungen mit Halogenen wie Chlor und Brom ein. Doch gehört Darmstadtium wirklich in die Nickeltriade – und macht sie somit zum Quartett? Wir wollen Darmstadtium einen Besuch zu Hause abstatten, um zu sehen, ob es sich dort wohlfühlt. Betrachten wir also die Landkarte der Elemente. Dort sind sie in Reihen und Spalten angeordnet, wobei jede Spalte eine Gruppe chemisch ähnlicher Elemente umfasst. Wie kommt es zu dieser Anordnung? Wie alles begann
Bereits vor über einem Jahrhundert bemerkte der Chemiker Dmitri Mendelejew (1834 - 1907), dass sich
die Eigenschaften der 63 damals bekannten chemischen Elemente periodisch wiederholen, wenn man sie nach
steigendem Atomgewicht anordnet. Mendelejew entwarf daraus eine Lernhilfe für Studenten - der
Vorläufer unseres heute weltbekanntem Periodensystem war geboren. In dem Periodensystem sind die
Elemente nach ihrer Kernladungs- bzw. Ordnungszahl in mehreren Reihen angeordnet. Chemisch ähnliche
Elemente stehen untereinander in einer Spalte und bilden eine Gruppe. Aufgrund seines Schemas vermutete
Mendelejew, dass in seiner Liste einige Elemente fehlten. Tatsächlich konnten noch zu seiner Lebzeit
drei der von ihm vorausgesagten Elemente - Gallium, Scandium und Germanium - gefunden werden. Nach und nach
folgten weitere Elemente, später auch künstlich synthetisierte, die sich alle in das
Periodensystem einordnen ließen. Das AtomDer Kern eines Atom besteht aus elektrisch neutralen Neutronen und positiv geladenen Protonen. Die positiven Ladungen der Protonen haben denselben Betrag wie die negativen Ladungen der Elektronen, die die Atomhülle bilden. Elektrisch neutrale Atome besitzen also genauso viele Elektronen wie Protonen. Unterscheiden sich die Atome eines Elements in ihrer Neutronenzahl, so spricht man von Isotopen, dennoch sind diese Isotope alle chemisch identisch. Die Neutronen sind also nicht für die chemischen Eigenschaften eines Elements ausschlaggebend. Die Anzahl der Elektronen jedoch (und damit der Protonen) ist für jedes Element charakteristisch und bestimmt sein chemisches Verhalten. Nehmen wir uns also die Elektronen genauer unter die Lupe. Dazu benötigen wir die quantenmechanische Wellenfunktion der Elektronen, die sich um den als ruhend angenommenen Kern bewegen. Die Wellenfunktion und die dazugehörigen Quantenzahlen erhält man als Lösung der Schrödingergleichung. Das Atomorbital
Die Wellenfunktion eines Elektrons in einem Atom bezeichnet man als Atomorbital. Das Quadrat
der Wellenfunktion gibt die Wahrscheinlichkeit an, mit der man das Elektron an jedem Punkt im
Raum antreffen kann. Streng genommen hat ein Atomorbital nur für wasserstoffähnliche
Atome - Atome mit nur einem Elektron - eine Bedeutung. Durch die Wechselwirkung zwischen den
Elektronen in Mehrelektronenatomen ist eine Beschreibung durch Atomorbitale nicht mehr möglich -
die elektronische Gesamtwellenfunktion ist eine komplizierte Funktion der Koordinaten aller Elektronen.
Trotzdem werden auch wasserstoffähnliche Atomorbitale für Mehrelektronenatome verwendet, um
in guter Näherung die Gesamtwellenfunktion aufzubauen.
Abbildung 1: Das Aufbauprinzip
Der Grundzustand eines Atoms ist der Zustand mit der geringsten Energie - nur dieser soll uns hier
interessieren. In grober Näherung ist die elektronische Gesamtenergie die Summe der Energien der
besetzten Orbitale. Man könnte nun annehmen, dass sich alle Elektronen in ein 1s-Orbital drängen
werden. Doch das ist nicht erlaubt. Nach dem Pauli-Verbot oder Ausschließungsprinzip dürfen
keine zwei Elektronen in allen vier Quantenzahlen übereinstimmen. Jedes Atomorbital kann somit
nur zwei Elektronen aufnehmen, die sich in ihrer Spinquantenzahl unterscheiden müssen. Anders
ausgedrückt: Jede s-Orbital kann zwei Elektronen beherbergen. Eine p-Unterschale - also die
Gruppe aus drei p-Orbitalen zur gleichen Hauptquantenzahl n - bietet Platz für sechs Elektronen.
Jede d-Unterschale nimmt zehn und jede f-Unterschale 14 Elektronen auf.
Abbildung 2: Die Elektronenkonfiguration von Wasserstoff, Helium, Lithium und
Sauerstoff. Die blauen Pfeile symbolisieren die Elektronen, die Pfeilrichtung die
Richtungsquantelung des Elektronenspins.
Wir können jetzt die Grundkonfiguration der ersten Elemente angeben: Das Periodensystem
Abbildung 3: Das Periodensystem der Elemente. Als Hauptgruppen bezeichnet man die ersten beiden
und die letzten sechs Spalten. Die anderen Gruppen nennt man auch Nebengruppen.
Wir können nun die Vielfalt der chemischen Elemente und ihre Eigenschaften verstehen. Die
chemischen Eigenschaften eines Elements werden überwiegend von den Valenzelektronen bestimmt.
Atome mit einer abgeschlossenen Schale sind chemisch besonders träge. Fassen wir also alle
Elemente mit abgeschlossener Schale in einer Gruppe zusammen. Man nennt diese Gruppe Edelgase, zu ihr
gehören zum Beispiel Helium, Neon und Argon. Sie sind alle in der rechten Spalte des
Periodensystems anzutreffen. Tatsächlich sind alle diese Elemente recht faul,
was das Eingehen von chemischen Verbindungen angeht - sie sind sich wohl zu edel dafür. Birgit Bomfleur Sie können auch eine PDF-Version dieses Artikels abrufen.
© 2003 ScienceUp Sturm und Bomfleur GbR, Alle Rechte vorbehalten. Nichtkommerzieller Nachdruck und Wiedergabe gestattet bei Quellenangabe
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